Im Sog der Gefahr
gewesen. Oder er war ein verteufelt guter Lügner. Die Lippen fest zusammengepresst, beobachtete Holly ihn scharf.
»Wir haben einen Zeugen, der ausgesagt hat, dass Sie gestern Morgen die Telefonzelle benutzt haben. In dem Zeitraum wurden von dieser Zelle nur zwei Telefonate geführt. In einem ging es um das Messer. Im anderen um Gina.«
Seine Haut wurde bleich, und er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht angerührt. Und Milbank auch nicht. Wo ist mein Anwalt?«, schrie er dann und hämmerte mit den Beinen gegen den Tisch.
»Sagen Sie mir, was mit Milbank passiert ist«, sagte sie, als Furlong hinausgegangen war, angeblich um nachzusehen, wo der Anwalt des Mannes blieb.
»Milbank war überzeugt, die Bullen würden ihn beobachten. Aber wenn er damit recht gehabt hätte, wäre er jetzt wohl nicht tot.« Er hörte auf, sich zu bewegen. »Hören Sie, ich gebe überhaupt nichts zu. Aber es ist möglich, dass Milbank einem gewissen Jemand Drogen gegeben hat, die weiter in den Norden reisen sollten und auf hoher See gegen Geld ausgetauscht wurden. Und ein paar Tage später hat sich derselbe gewisse Jemand womöglich mit Milbank getroffen, um ihm das Geld zu geben und anschließend mit einer kleinen Bezahlung für seine Dienste unauffällig nach Hause zu gehen. Nur um dann zu erfahren, dass der hässliche Mistkerl sich hat umbringen lassen und das Geld nirgends aufzufinden war.« Der Mann fuhr sich mit der Hand über die Nase.
Also war er Milbanks Verbindungsmann gewesen. »Dieser gewisse Jemand wird uns einige Namen und Daten nennen müssen.«
»Ich werde nichts gestehen, bevor ich nicht mit meinem Anwalt gesprochen habe.« Er zuckte mit einer knochigen Schulter.
»Der Anwalt ist unterwegs. Hatten Sie je Sex mit Gina?«
»Sie war nicht mein Typ. Zu alt. Obwohl sie unter ihren Omablusen schon ziemlich heiß war … wer weiß?« Er stieß einen Pfiff aus, als würde er sich Ginas nackte Leiche ins Gedächtnis rufen, die sie ihm auf dem Foto gezeigt hatten. Selbst wenn er sie nicht umgebracht hatte, war er ein perverses Schwein.
Sie verbarg ihre Abscheu. »Würden Sie uns freiwillig eine DNA -Probe zur Verfügung stellen, damit wir Sie aus unseren Ermittlungen ausschließen können?« Sie konnten sich eine richterliche Anordnung besorgen. Seine Fingerabdrücke hatten sie bereits. »Es wird viel dazu beitragen, Ihre Unschuld zu beweisen, wenn wir in Ginas Haus keine DNA von Ihnen finden. Oder Sie packen einfach aus und sagen uns, was wirklich passiert ist.« Ihre Ungeduld machte sich bemerkbar, vielleicht lag es an ihrer Erschöpfung. Sie wusste nicht mehr, wann sie das letzte Mal geschlafen hatte.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte sie mit kaltem, berechnendem Blick. »Sie halten sich für was Besonderes, was?« Er grinste höhnisch. »Für was Besseres als ich, was? Aber das glaube ich nicht.«
»Wie bitte?«
»Ich weiß, was Sie letzte Nacht gemacht haben.« Ein durchtriebener Funke glitzerte in seinen Augen. »Ich habe gesehen, wie Sie sich von Finn Carver haben knallen lassen. Haben Sie ein bisschen Nachsicht mit mir.« Er ließ den Blick zur Tür wandern. »Dann sage ich es nicht Ihrem Chef.«
Taubheit breitete sich um Hollys Herz aus. Er bluffte. Er musste bluffen.
Seine Augen hüpften auf und ab, als er ihre Miene deutete. »Sie glauben mir nicht? Ich wollte ihn gestern Abend während des Sturms besuchen.«
Ihre Nerven vibrierten.
»Hab ganz schön was zu sehen gekriegt. Netter Arsch, übrigens.«
Sie knirschte mit den Zähnen. »Sie sind ein Haufen Scheiße, Fitzgerald, und Sie sind eigentlich schon am Boden.«
Sein Blick glitt über ihre Haut. »Im Gegensatz zu Ihnen beiden, was? Ach, vielleicht ja beim nächsten Mal.«
Ihre Brust zog sich so heftig zusammen, dass sie glaubte, einen Herzinfarkt zu bekommen. Das Verhör wurde aufgezeichnet, und dieser Mann hatte gerade mit ein paar achtlosen Worten ihre Karriere gegrillt. Und was noch schlimmer war: Er hatte ihr und Finn beim Sex zugesehen. Sie fühlte sich benutzt. Schmutzig. Ekel durchflutete jede Zelle ihres Körpers.
Als sie aufstand, gaben ihre Knie nach. Sie verdiente diese Stelle nicht. Hatte sie nie verdient. Sie griff nach der Fallakte und verließ den Raum. Hinter der Tür stand Furlong, der sie mit offenem Mund anstarrte.
»Ich bin fertig. Jemand anderes kann als erster Ermittler übernehmen.« Ihre Hände zitterten. »Ich werde nicht riskieren, dass der Mann meinetwegen nicht im Gefängnis landet.«
Furlong
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