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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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durften. Oben auf dem Hügel stand Brents Haus wie ein Zeugnis der Unbeugsamkeit und Stärke gegen alles Schlechte, das einem im Leben passieren konnte.
    Ein Zittern überlief Finns Schultern, als er merkte, wie Brent das Haus ansah. Voller Hass und Abscheu.
    »Willst du es niederbrennen, wie du unseren alten Schuppen niedergebrannt hast?«
    Ausdruckslose Augen sahen ihn an.
    »Das würde Dad gefallen.« Finn rückte Brent auf die Pelle. Schubste ihn, wartete auf eine Antwort. Es kam keine. »Dad würde vor Lachen auf seinem versoffenen Arsch landen, wenn er zusehen könnte, wie du dieses Haus in Schutt und Asche legst und mit ihm alle deine Bilder.«
    »Was zum Geier weißt du von meinen Bildern?« In der Asche der Trauer loderte eine erste Flamme auf.
    »Ich habe sie gesehen, als die Polizei das Haus durchsucht hat.«
    Brents Blick schnellte zum Atelier im ersten Stock.
    »Ich habe sie von früher wiedererkannt. Du warst schon immer gut.« Aufwallende Emotionen wollten ihm die Kehle zuschnüren. »Unfassbar, wie wahnsinnig gut du geworden bist.«
    »Ich bin nicht wahnsinnig gut.« Brent verzog den Mund. »Die Leute sind nur blöd genug, Höchstpreise für Farbkleckse auf Leinwänden zu bezahlen.«
    »Das glaubst du nicht wirklich.«
    »Sag mir nicht, was ich glaube!« Wütend und laut schallte seine Stimme über das Meer. Wenigstens empfand er jetzt etwas, auch wenn es vielleicht nichts Gutes war.
    »Dad hat dir immer gesagt, es wäre nur Verschwendung von Farbe. Schon als Kind hast du es besser gewusst. Du warst klüger. Netter. Besser als er.«
    Brent schluckte. Finn sah, wie er die Fäuste ballte und knetete, und hoffte, sein Bruder würde ihm nicht den Kiefer einschlagen. Obwohl er es einstecken würde. Verdammt, wenn es seine Gedanken so lange von Holly ablenkte, dass er ein bisschen Schlaf bekam, würde er es sogar begrüßen.
    Eine Windbö traf sie mit einem Anflug von Wut.
    »Ihr Mörder hat das Messer auf mein Bett gelegt.« Um sie herum knisterte die Luft. Der Schmerz in Brents Augen verdichtete sich. »Solche Leute habe ich im Knast kennengelernt. Die mochten Psychospielchen. Die fanden mehr Gefallen daran, Menschen – Frauen – zu quälen, als sie umzubringen.« Brent schloss die Augen. »Hat sie gelitten?« Seine Stimme brach.
    »Sie ist schnell gestorben.« Verflucht viel schneller als Brents und sein Vater. Finn legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter und drückte sie. »Eine Stichwunde ins Herz. Sie war sofort tot.« Finn wollte sie sich nicht nackt oder tot vorstellen. Sie waren befreundet gewesen, und seine letzte Erinnerung an sie war grausam. Nichts davon sollte in Brents Gedanken dringen. Er hatte schon genug Albträume.
    Sein Bruder schlug die Augen auf – Augen, die seinen eigenen so ähnlich waren, in denen aber eine tiefe Dunkelheit lag. »Ich wollte ihr nie wehtun. Immer wieder habe ich ihr gesagt, sie solle nach vorn sehen, sich jemand anderen suchen.« Er knurrte leise. »Sie hat auf mich gewartet, aber ich war nicht mehr der Junge, den sie geliebt hat. Ich habe es versucht, aber die Dämonen …« Er entzog sich Finns Hand. »Sie verschwinden nie.« Er sah aufs Meer hinaus. Auf das Meer ihrer Kindheit. »Sie hatte etwas Besseres verdient als einen wertlosen Verbrecher, der nicht mehr in den Spiegel sehen kann.« Er verzog das Gesicht. »Aber wenn ich sie nicht weggestoßen hätte, würde sie jetzt vielleicht noch leben.«
    »Wenn ich damals als Kind nicht eingeschlafen wäre, wenn ich ihm nicht gesagt hätte, er solle sich ins Knie ficken, wäre vielleicht alles anders gelaufen, und sie würde wahrscheinlich noch leben. Und du hättest nicht all die Jahre im Gefängnis gesessen.«
    Brent blies die Luft durch die Nase aus. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich hätte diesen Scheißkerl so oder so umgebracht. Aber wenn ich klüger gewesen wäre, hätte ich dafür gesorgt, dass niemand die Leiche findet.«
    Finn widersprach ihm nicht. Das zu behaupten war leichter, als sich die Wahrheit einzugestehen. Brent hatte ihren Vater geliebt. Und auf eine perverse Art hatte auch Finn ihn geliebt. Das war die Macht, die Eltern besaßen. Ganz egal, was sie einem antaten, man liebte sie trotzdem.
    Es war ein kranker Scherz der Evolution.
    Eine Gestalt stand auf der Straße hinter dem Haus. Thomas. Der auf Finn wartete.
    Finn legte seinem Bruder eine Hand auf den Rücken, wobei er fast damit rechnete, doch noch einen Kieferbruch zu kassieren. »Wirst du zurechtkommen?«
    Brent stieß ein

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