Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
Vom Netzwerk:
prangte.
    Er hatte keinerlei Zweifel daran, dass sie allein zurechtkommen würde. »Schlafen Sie gut, Sergeant Rudd.«
    Nach diesem langen Tag musste sie hundemüde sein, und trotzdem verriet ihm etwas in ihren Augen, dass sie so bald keinen Schlaf finden würde. Nicht sein Problem.
    Er stieß sich vom Anlegesteg ab und ruderte auf die andere Seite des Meeresarms zurück. Sie sollte verschwinden. Er wünschte die Bullen weit fort von sich und allen, die ihm etwas bedeuteten. Zwar versetzte ihm der Gedanke, Holly Rudd niemals wiederzusehen, einen schmerzhaften Stich, doch er achtete nicht darauf. Wenigstens würde er sie dann nicht mehr anlügen müssen.
    Holly reichte Jeff eine frische Tasse Kaffee und wartete darauf, dass der nächste Koffeinkick einsetzte. Sie hatten die Nacht mit Hintergrundrecherchen zu den Einheimischen verbracht und eine ziemlich illustre Sammlung von schrägen Vögeln, Exhäftlingen und anderen Personen zutage gefördert, die auf der Suche nach ein wenig Anonymität waren. Vermutlich hatte Finn mit seiner Äußerung recht gehabt, dass sie nicht mit der Polizei reden würden, aber man wusste nie, ob man nicht mit einer Information eine andere herauskitzeln konnte.
    Frisch geduscht und rasiert betrat Jimmy Furlong den Raum. Einen Augenblick später kam Corporal Messenger herein.
    »Hat sich der Gerichtsmediziner schon gemeldet?«
    Holly sah auf die Uhr. »Ich glaube kaum, dass er überhaupt schon bei der Arbeit ist.« Es war erst sieben Uhr morgens. Jeff und sie waren die ganze Nacht wach geblieben.
    »Was haben Sie gefunden?«, fragte Furlong.
    »Jeff ist mit der Eingabe der Zeugenaussagen fertig. Ich habe den Computer mit Namen gefüttert, um zu sehen, was dabei herauskommt.«
    »Irgendetwas Neues über die Typen, die die Leiche gefunden haben?« Solange sie die Identität des Opfers nicht kannten, blieben Carver und Edgefield ihre bisher brauchbarste Spur.
    »Eine ganze Menge, über beide.« Nach und nach kamen die anderen dazu. Holly schnappte sich einen Muffin aus der Schachtel, die Freddy Chastain mitgebracht hatte. »Edgefield kam 1978 zum ersten Mal hierher, um eine Feldstudie für seine Promotion durchzuführen. Auch nachdem er eine Stelle in Edmonton angenommen hatte, kam er weiterhin jeden Sommer hierher, um Kurse an der Uni zu geben und seine Forschungen zu betreiben. Seine Frau Bianca wurde 1982 ermordet, zusammen mit ihrem Sohn im Säuglingsalter. Die Leiche ihrer kleinen Tochter ist nie gefunden worden, nur ihre Jacke, weshalb man davon ausging, dass sie von einem wilden Tier verschleppt wurde.«
    Chastain zog eine Grimasse, während er in seinen zweiten Muffin biss.
    »Seitdem befindet er sich auf einer Art Kreuzzug, um den Mörder zu finden.«
    »Wurde er selbst je verdächtigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht. Am Tag ihres Verschwindens unterrichtete er. Er meldete sie als vermisst, als sie am Abend nicht zum Essen nach Hause kam.«
    Sie nippte an ihrem Kaffee und verbrannte sich den Mund. »Danach ist er quasi hierher gezogen, hat in Vollzeit am Institut unterrichtet und der Polizei das Leben zur Hölle gemacht.«
    »Er hat seine gesamte Familie verloren. Ich kann gut verstehen, dass er sich in diese Sache verrannt hat«, meldete sich Corporal Malone zu Wort.
    Holly nickte. »Absolut.« Noch immer versuchte sie, Malone einzuschätzen und herauszufinden, wo seine Stärken lagen. Er war einer dieser rätselhaften, stillen Typen, die viel mehr dachten, als sie sagten – so wie Finn Carver.
    Nach einem Blick auf ihre Notizen sagte sie: »Carver ist 1989 bei Edgefield eingezogen, nachdem sein großer Bruder ihren Vater umgebracht hatte.« Es war erschreckend gewesen, die Fallakten zu lesen. Die Fotografien hatten einen schwer misshandelten Jungen gezeigt. Elle und Speiche im rechten Arm gebrochen. Drei gebrochene Knochen in der rechten Hand, mit der er wahrscheinlich versucht hatte, die Schläge abzuwehren. Außerdem einige Rippenfrakturen. Es war ihr sehr nahegegangen, sich diesen großen, robusten, patenten Mann als ein so verwundbares Kind vorzustellen.
    Jetzt wirkte nichts mehr an ihm verwundbar.
    »Dieses Nest scheint ja die reinste Brutstätte für Familiendramen zu sein«, sagte Chastain. »Wie
Schatten der Leidenschaft
, nur schlimmer.«
    »Der Mann war Alkoholiker und gewalttätig. Man hätte ihm nie erlauben dürfen, alleine zwei Jungen aufzuziehen.« Diese Akten zu lesen war ihr wie ein Eindringen in Finns Privatsphäre vorgekommen, und sie

Weitere Kostenlose Bücher