Im Sog der Gefahr
beschissen aus, aber es geht mir wirklich gut. Nur ein paar bunte Schwellungen und ein gewaltiger Anreiz, diesen Kerl hinter Gitter zu bringen. Wo ist Steffie?«
»Noch in Port Alberni.« Freddy Chastain bediente sich am Kaffee, und die anderen folgten seinem Beispiel. Holly nutzte die Gelegenheit, um sich zu einem der Stühle zu schleppen. Sie wollte nicht Gefahr laufen, mit jemandem zusammenzustoßen und dabei preiszugeben, wie schwach sie sich wirklich fühlte.
»Der Autounfall wird von einem eigenen Team untersucht«, sagte Jeff.
Holly nickte und nippte an ihrem Kaffee. Sie hatte ihre Aussage bereits eingereicht, aber im Laufe des Tages würde noch einer der Beamten zu ihr kommen.
»Steffie ist vor Ort geblieben, um Querverweise zu allen Indizien zu erstellen, die dort gefunden wurden. Das Team hat bereits festgestellt, dass gestern Nachmittag ein Ram-Transporter gestohlen wurde. Im Moment überprüfen sie die Überwachungskameras und suchen nach dem Wagen, aber wenn ihn jemand in den Wäldern entsorgt hat – tja, das ist ein ziemlich großes Gebiet.«
Sie fluchte lautlos. »Machen wir mit der Suche nach Len Milbanks Mörder weiter. Was haben wir jetzt, das wir gestern noch nicht wussten?«
»Wir haben den Großteil der Einwohner befragt, ein paar haben wir allerdings noch vor uns. Die meisten wussten, wer Len Milbank war, und keiner sah aus, als wäre er traurig über seinen Tod.«
»Oh ja.« Sie nickte. »Den Eindruck hatte ich gestern auch.«
»Und niemand kann sich erinnern, ihn in den letzten Wochen hier in der Gegend gesehen zu haben.«
Holly dachte an Thomas Edgefields Beteuerung, die Einwohner hätten über ihren Aufenthaltsort am Tag der Ermordung seiner Frau gelogen. Seit fast dreißig Jahren jagte er der Wahrheit hinterher und hatte sie noch immer nicht gefunden. Man sprach hier nicht gern mit der Polizei.
»Was haben wir sonst noch?«
Jeff öffnete eine weitere Akte. »Das Auge gehört definitiv Len Milbank. Auf dem Messer gab es keine DNA oder Fingerabdrücke außer denen des Opfers. Aber wir haben jetzt Fotos, die wir herumzeigen können.« Er reichte Bilder von einem fünfundzwanzig Zentimeter langen Tauchermesser in die Runde, dessen Klinge gut fünfzehn Zentimeter lang war. Außerdem gab er jedem ein Foto von Len Milbank, bevor er Fischfutter geworden war.
»Irgendwas auf dem Anzug?«, fragte sie.
»Noch nichts.«
»Fahrzeug?«
»Nada.«
»Boot?«
»Njet. Der West Coast Marine Service hat eine Durchsuchung aller Buchten und Meeresarme angesetzt, aber das wird einige Zeit dauern.« Jeff hob eine Braue. In diesem Licht sah Holly, dass sein hellbraunes Haar schon von ersten grauen Fäden durchzogen war. Warum war ein kluger Kopf wie Jeff immer noch Corporal, während sie schon Sergeant war?
»Also, was
wissen
wir?« An einer der Wände hing eine Tafel. Holly schnappte sich ein Stück Kreide. »Opfer: Len Milbank. Getötet mit einem Stich ins Herz, aufgefunden in einem angeblich unentdeckten Schiffswrack in dreißig Metern Tiefe. Er kann nicht während des Tauchgangs selbst erstochen worden sein, weil das Messer sonst nicht am Jacket der Druckluftflasche vorbeigekommen wäre.« Sie ging die einzelnen Punkte durch. »Der Mörder muss ihn direkt vor oder nach dem Tauchgang erstochen haben, weil man eine Leiche unmöglich in einen Neoprenanzug zwängen kann. Und wenn Milbank nicht gerade einen eigenartigen Gummifetisch hatte, gibt es keinen Grund, einen Trockentauchanzug zu tragen, ohne tauchen zu gehen. Der Mörder muss sein Tauchpartner gewesen sein.«
»Also ist der Mörder ein Taucher, besitzt wahrscheinlich ein Boot oder hat Zugang zu einem. Oder er hat das von Milbank benutzt«, sagte Chastain.
»Womit wir in dieser Gegend genau genommen niemanden ausschließen können«, fügte Malone mit einem finsteren Blick hinzu.
»Wer es auch ist, er oder sie muss kräftig sein und gut genug tauchen können, um eine Leiche tief ins Wrackinnere zu schleppen und lebend wieder herauszukommen. Corporal Messenger und Corporal Malone, ich möchte, dass Sie eine Liste aller Gerätetaucher zwischen hier und Port Alberni aufstellen.«
Malone stöhnte.
»Ich dachte, niemand hätte von dem Wrack gewusst«, sagte Messenger leise.
»Irgendjemand hat todsicher davon gewusst. Haben Sie gestern noch etwas herausgefunden?«
Entmutigt sackte die Polizistin in sich zusammen. »Niemand weiß etwas Genaues. Die Leute von der Küstenwache waren ziemlich aufgeregt, weil sie
glauben
, das Schiff könnte
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