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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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begann zu jucken. Er trat einen Schritt zurück und vergewisserte sich, dass alles genauso aussah, wie er es vorgefunden hatte. Als er das Schlafzimmer gerade verlassen wollte, hörte er, wie die Eingangstür geöffnet wurde. Er schob sich hinter die Schlafzimmertür. Was zum Geier sollte er sagen, wenn Finn ihn hier erwischte? Die Wahrheit? Dann würde Dryzek ihn garantiert umbringen. Er saß so dermaßen in der Klemme.
    Scheiße!
    Er drückte sich flach an die Wand hinter der Tür und spähte durch den schmalen Spalt zwischen Türblatt und Rahmen. Es dauerte einen Moment, bis er die uniformierte Gestalt von Holly Rudd erkannte, die mit großen Schritten in das andere Zimmer lief.
Was zum Henker …?
    Dann fiel ihm wieder ein, dass seine Mutter ihm erzählt hatte, Finn habe Holly aus dem Krankenhaus mit nach Hause genommen. Sie nahm etwas von ihrem Bett, drehte sich um und ging direkt wieder zur Tür hinaus. Ihr Gesicht sah schlimm aus.
Jesus
.
    Mike zählte bis hundert und wagte sich dann vorsichtig in die Küche. Schnell durchsuchte er die Geschirrschränke, aber Finn würde garantiert keine Schmuggelware im Küchenschrank deponieren, wenn eine Polizistin bei ihm campierte.
    Dass Finn stahl, passte nicht in das Bild, das Mike von ihm hatte, aber Remy war unerbittlich gewesen. Ihm wurde die Kehle trocken, denn wenn Finn ihm auf die Schliche kam, würde er Holly Rudd bald sehr ähnlich sehen.
    Noch schlimmer war, dass Finn nicht der einzige Carver war, dessen Wohnung Mike in Dryzeks Auftrag durchsuchen sollte. Die Chance, in Brent Carvers neues Haus zu gelangen, ohne von dem Mistkerl erwischt zu werden, war gering bis nicht vorhanden, und Mike wollte nicht so enden wie der gute alte Daddy der Carvers. Er brauchte ein Wunder, aber damit schien der Himmel in letzter Zeit ein bisschen zu geizen.
    Nach kurzem Zögern ging er noch einmal zu dem Koffer im Schlafzimmer und nahm die Pistole heraus. Schwer lag das Metall in seiner Hand. Er schob sich die Waffe in den Hosenbund und zog das T-Shirt darüber. Dann steckte er Munition ein und schloss Koffer und Schrank, damit alles so aussah wie vorher.
    Finn würde ihn umbringen, wenn er dahinterkam. Aber immerhin verschaffte ihm die Pistole die Hoffnung, lebend aus diesem Schlamassel herauszukommen.
    Nach einem prüfenden Blick aus dem Fenster stieg er die Stufen hinunter, den Mund angestrengt zu einem lässigen Grinsen verzerrt, für den Fall, dass ihn jemand sah. Sein T-Shirt war unter den Achseln schweißgetränkt. Er hatte etwas Dummes getan und sich mit ein paar unheimlichen Typen eingelassen. Jetzt zahlte er den Preis dafür.
    Als es an der Tür klopfte, sah Thom von seinem Monitor auf. Seine Sekretärin kam mit einer Tasse Kaffee herein. Trotz der gewaltigen Gehaltsunterschiede war er selbst eigentlich nur die Galionsfigur, während in Wahrheit sie die internen Abläufe des Meeresinstituts regelte.
    »Was täte ich nur ohne Sie, Gladys?« Er lächelte, als sie seine Lieblingstasse auf den Untersetzer auf seinem Schreibtisch stellte. Selbst an Tagen, an denen er in seine Besessenheit verfiel, sorgte sie dafür, dass alle anderen das taten, was sie tun sollten.
    »Laura Prescott hat angerufen.«
    Unwillkürlich zog sich sein Herz zusammen.
    »Sie sagte, sie käme etwas später zum Mittagessen.«
    Seine Kehle schrumpfte auf den Durchmesser eines Strohhalms. »Wir waren zum Mittagessen verabredet?«, krächzte er.
    Lächelnd ging Gladys wieder zur Tür. »Ein Uhr. Bei Ihnen zu Hause. Aus Ihrem Gesichtsausdruck schließe ich, dass Finn es arrangiert hat.«
    Er zupfte an seinem Hemdkragen, der ihm plötzlich viel zu eng zu sein schien. »Ich will mich nicht mit Laura Prescott treffen.«
    »Sie müssen an Ihre Zukunft denken. Sie konzentrieren sich zu stark auf die Vergangenheit. Was ist, wenn die Polizei zu dem Schluss kommt, Sie hätten den Taucher umgebracht, den Sie gefunden haben? Darauf müssen Sie vorbereitet sein.« Von der Tür seines Büros aus sah Gladys ihn eindringlich an. »Außerdem ist Laura ein Schatz.«
    »Sie macht mir eine Heidenangst«, gab er zu.
    Ihre freundlichen, braunen Augen wurden weicher. »Biancas Tod ist schon sehr lange her. Niemand sagt, dass Sie sie vergessen sollen, aber …«
    Dreißig Jahre. Dreißig Jahre Trauer und Elend und markzerfressende Enttäuschungen. Als er zu Gladys aufsah, wurde ihm bewusst, dass er den größten Teil seines Erwachsenenlebens nutzlos vergeudet hatte. »Ich kann nicht.« Er dachte an die Sommersprossen auf Hollys

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