Im Sog der Gefahr
nach Port Alberni.« Malone setzte zu einem weiteren Hieb auf Finn an.
Finn wischte sich Wasser aus dem Gesicht und entspannte sich endlich so weit, dass er ein Lächeln zustande brachte. »Also, das ist alles?« In seinem Blick lag ein teuflisches Funkeln. »Sie wollen keinen Polizisten abstellen, der das Ding über Nacht bewacht?«
»Bei diesem Wetter?«, spottete Malone.
»Ist doch nur ein bisschen Regen.«
Und der Niagara ist nur ein kleines Rinnsal.
Holly biss sich auf die Lippe und tat so, als würde sie darüber nachdenken.
Malone zeigte mit dem Finger auf den Fluss. »Das Wasser steigt schnell an.«
»Dann sollten Sie vielleicht erst recht bleiben, damit Sie dem Boot folgen können, falls es abgetrieben wird …«
Endlich kapierte er, dass sie ihn auf den Arm nahm. »Haha.«
»Wenn wir noch einen zusätzlichen Beamten hier draußen hätten, würde ich das in Erwägung ziehen. Aber nicht allein, nicht in diesem Unwetter.« Wieder wurde der Regen stärker, und alle wickelten sich fester in ihre längst durchgeweichte Kleidung.
Sie nahm etwas Polizeiabsperrband aus ihrer Tasche und befestigte es an einem Ast. »Das sollte uns einen visuellen Anhaltspunkt geben.«
Finn zog etwas aus seiner Tasche und drückte auf eine Taste.
»Was ist das?« Mit dem Kinn deutete Malone auf das Gerät.
»Satelliten- GPS . Ich habe Ihnen gerade per E-Mail ein Signal von unserer Position geschickt.«
Malone sah sich das Gerät genauer an und stieß einen Pfiff aus. »So eins will ich auch.«
Finn reichte es ihm, damit er es inspizieren konnte.
»Wie süß.« Holly schüttelte den Kopf. »Jungs freunden sich über technisches Spielzeug an.«
»Hey, nichts gegen technisches Spielzeug. Danke.« Malone gab Finn das Gerät zurück und machte kehrt, um auf dem Rückweg voranzugehen.
Bevor Holly ihm folgen konnte, packte Finn sie am Arm und beugte sich dicht an ihr Ohr. »Zu Ihrer Information, Officer. Ich bin ein Mann, kein Junge. Und Sie dürfen sich jederzeit mit meinem technischen Spielzeug anfreunden.« Zufrieden ließ er die Augenbrauen wackeln. Weder der Regen noch der Wind oder die trostlose Atmosphäre in diesem uralten Wald konnten seinem sexy Lächeln etwas anhaben.
Holly wich einen Schritt zurück und wäre über eine Wurzel gefallen, wenn er sie nicht festgehalten hätte.
»Was ist? Was ist los?« Mit eindringlichem Blick versuchte er, ihre Miene zu lesen.
»Nichts.« Sie nieste und taumelte zitternd davon. Sie steckte in der Klemme, und zwar mächtig. Denn sie wusste nicht mehr, wann ihr Herz zuletzt so außer sich vor Freude gewesen war. Konnte sich nicht erinnern, wann die Lust das letzte Mal wie eine Droge durch ihre Adern gerauscht war. Und die Kombination aus beidem jagte ihr mehr Angst ein als alle Pumas und Bären in diesem gottverdammten Universum.
Ein Bier brauchte Mike jetzt dringender als die Luft zum Atmen. Bei Gina hatte er sich etwas abreagieren können, aber jetzt versank er wieder in seiner Angst. Die Pistole, die er Finn gestohlen hatte, scheuerte an seinem Rücken, und nach einem Augenblick der Unschlüssigkeit zog er sie aus dem Bund seiner Jeans und legte sie wieder ins Handschuhfach. Wenn Dryzek sah, dass er bewaffnet war, würde er ihn ganz bestimmt umbringen. Er durfte nicht wie eine Bedrohung wirken.
Wenigstens hatte es endlich aufgehört zu regnen. Seine Hände zitterten.
Hinter ihm hielt ein weiterer Wagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Ein heimtückischer schwarzer Schatten auf dem verlassenen Parkplatz mitten im Nirgendwo. Als Dryzek das Beifahrerfenster ein kleines Stück herunterkurbelte, zwang sich Mike, aus seinem Transporter zu steigen.
»Hast du es gefunden?«
Mike schob die Hände in die Taschen. »Ich habe bei Finn gesucht, aber da ist es nicht. In seinem Transporter war es auch nicht.«
»Was ist mit Brent?«
Vor Angst war sein Mund wie ausgetrocknet. »Der Kerl geht nie aus dem Haus. Ich komme nicht rein, ohne dass er mich sieht …«
»Mir ist ganz egal, wie du es anstellst. Von mir aus kannst du ihn kaltmachen. Ich will nur meinen Stoff.« Dryzeks Stimme war ein wütendes Zischen.
Mikes Herz hämmerte gegen seine Rippen. »Ich kann niemandem wehtun, Remy. Das weißt du. Brent Carver wird mir die Scheiße aus dem Leib prügeln, wenn ich auch nur einen Fuß auf sein Grundstück setze.«
Er hörte, dass die Fahrertür geöffnet wurde. Gordy Ferdinand stieg aus und umrundete den Wagen. Der Mann war ein gewaltiger, bedrohlicher Koloss purer Gemeinheit. Mike
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