Im Sog der Gefahr
fühlte.
»Alles okay bei Ihnen, Freddy?«
Er zuckte mit der Schulter. Offenbar wollte er nicht über sein Privatleben sprechen, und solange es seine beruflichen Leistungen nicht beeinträchtigte, war das für Holly kein Problem. Es ging sie nichts an.
»Ihr Gesicht ist jetzt fast komplett grün«, sagte er.
»Danke für das Update. Kein Wunder, dass Sie es zur Kripo geschafft haben.« Dann gab er ihr eine Tasse Kaffee, und alles war vergeben und vergessen. »Gibt es vom IFIS Neuigkeiten zum Boot?«
»Sie zerbrechen sich den Kopf darüber, wie man es am besten nach Port Alberni transportieren kann. Sie wollen sich bei Ihnen melden, wenn sie sich für eine Vorgehensweise entschieden haben. Was haben Sie sich angesehen?« Er setzte sich neben Holly und sah die Informationen über Remy Dryzek durch, die sie gestern Abend abgerufen hatte.
»Ich habe mich auf die Grundlagen besonnen.« Der Kaffee beruhigte ihre wunde Kehle und gab ihrem Herz einen kleinen Schubs. Als sie sich die Haare aus den Augen strich, roch sie einen Hauch Schweiß.
Igitt!
Sie brauchte eine Dusche. Nach dem Rauschen in den Wasserleitungen des Hotels zu urteilen, schien sie die frühmorgendliche Gelegenheit verpasst zu haben. Gestern Abend hatte sie sich so sehr gewünscht, in Finn Carvers Blockhaus zu schlafen, dass sie unbedingt ins Hotel hatte zurückkehren müssen. Nicht einmal ihre Sachen hatte sie abgeholt, denn sie hatte gewusst, dass sie in seinem freien Zimmer sofort in tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen wäre. Und wenn er dann zurückgekommen wäre und sie geküsst hätte, dann hätte alles Mögliche passieren können.
Überhaupt nichts würde passieren.
»Um den Mörder zu fassen, muss man das Opfer kennen, daher habe ich ein bisschen tiefer gegraben, was die Deals zwischen Milbank und unserem hiesigen Al Capone angeht. Das hat mich auf ein paar Ideen gebracht.«
»Zum Beispiel …?«
»Wir haben Spuren von Betäubungsmitteln in Milbanks Wohnung gefunden.« Holly beugte sich ein Stück vor. »Am ersten Abend nach unserer Ankunft habe ich mich in der örtlichen Bar umgesehen, nachdem Sie sich verabschiedet hatten.«
Chastain beobachtete sie mit seinen fast schwarzen Augen. Bis zu diesem Moment war ihr noch gar nicht aufgefallen, wie umwerfend gut dieser Mann aussah. Zum Glück weckte er in ihr nichts als professionelle, kollegiale Gefühle.
»In dieser Bar ist Dryzek mit seinem Handlanger Gordy Ferdinand aufgetaucht. Er sagte zu Finn Carver, er habe etwas verlegt und wolle es wiederhaben.«
»Aber sie haben nicht angedeutet, was das war?«
Holly schüttelte den Kopf. »Das wäre zu einfach.«
»Und die Wohnung wurde am selben Abend auf den Kopf gestellt?«
»Ja, ein paar Stunden vorher.«
»Es ist nur ein Indiz, aber …«
»Ich weiß.« Sie fuhr sich durch die Haare.
»Wenn Dryzek die Wohnung verwüstet hat, was glauben Sie, wonach er gesucht hat? Drogen?«
»Darauf würde ich wetten. Entweder ist Bamfield eine Abladestelle für Schmuggler oder ein Umschlagplatz, um die Drogen die Küste hinaufzubefördern. Und Milbank war der Mittelsmann.«
»Soll ich mich mal bei der Drogenfahndung umhören? Ich kenne da ein paar Leute.«
»Machen Sie das. Und schürfen Sie in Milbanks Vergangenheit nach
irgendetwas
, das ihn mit jemandem aus Bamfield in Verbindung bringt. Wir müssen herausfinden, wonach Dryzek gesucht hat und wo zum Teufel das jetzt ist, denn das könnte uns zu Milbanks Mörder führen.«
Chastain zog die Brauen zusammen. »Glauben Sie, dass Finn Carver etwas damit zu tun hat?«
»Nein.« Holly kniff die Augen zusammen, um die Unschärfe zu vertreiben, doch dann wurde ihr klar, dass es ihr Kopf war, der einen Wachmacher brauchte, nicht ihr Sehvermögen. »Was Dryzek in der Bar gesagt hat, schien ihn wirklich zu irritieren, aber die beiden konnten sich nicht ausstehen.«
Holly klaute Chastain ein Stückchen Toast vom Teller, ehe er ihn eilig aus ihrer Reichweite zog. »Meiner Schlussfolgerung nach hat Finn Carver die Army verlassen, nachdem Thom Edgefield zusammengeschlagen worden war. Mit seiner Verbrechensbekämpfermentalität – von der wir mehr gebrauchen könnten – hat Edgefield es dem organisierten Verbrechen schwergemacht, in Bamfield Fuß zu fassen. Sergeant Hammond sagte, die RCMP bekäme wöchentliche Berichte über sämtliche verdächtigen Vorgänge in diesem Ort.«
»Sie glauben also, dass Dryzek für Edgefields Abreibung zuständig war und Carver zurückgekommen ist, um für einen Ausgleich auf
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