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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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dem Spielbrett zu sorgen.«
    »Und dann haben sie sich in ein Patt manövriert.« Holly nickte. »Aber nachdem Milbanks Leiche hier in der Gegend aufgetaucht ist und Dryzek seine Ladung Irgendwas verloren hat, habe ich den Eindruck, dass der Waffenstillstand vorbei ist.«
    »Mir leuchtet immer noch nicht ein, warum Finn dann den Fund der Leiche gemeldet haben sollte.«
    »Kriminelle sind nicht immer klug.« Holly spielte den Advocatus Diaboli, weil sie neugierig war, wie Chastain Edgefield und Finn einschätzte.
    »Aber die beiden sind hochintelligent. Ich meine, der Professor mag übergeschnappt sein, aber der Mann ist Mensa-Mitglied, und Finn … Oh Mann.« Er grinste. »Ich mag den Kerl. Ausgezeichneter Soldat. Angesehener Tauchführer. Er wirkt aufrichtig.«
    »Den Eindruck habe ich auch.« Aber es war gut, das von jemandem zu hören, dessen Blick nicht vor lauter Östrogen getrübt war. »Ich vermute also, dass Milbank hier im Ort schließlich jemanden gefunden hat, der mit ihm zusammenarbeitete – daher auch die ganzen Anrufe auf das Einweghandy, das wir hier in Bamfield nicht finden können.«
    »Müsste Dryzek nicht wissen, mit wem Milbank zusammengearbeitet hat?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Die ganze Nacht hatte Holly diese Gedanken hin-und hergewälzt. Und im Geiste die Küsse immer wieder und wieder erlebt. »Vielleicht wollte sich Milbank für seinen Boss unentbehrlich machen, indem er ein paar Dinge geheim hielt. Oder er handelte auf eigene Faust.«
    »Vielleicht war es auch ein neuer Kontakt, den Milbank nutzen wollte, aber noch nicht ganz in der Tasche hatte«, fügte Chastain hinzu.
    Jetzt fiel Holly noch etwas anderes zu dem Abend in der Bar ein. »Dryzek kannte Mike Toben. Er hat ihn kurz zur Seite genommen, als er in die Bar kam.«
    Chastain nickte. »Ich werde heute gleich als Erstes mit ihm reden.«
    »Finden Sie raus, ob wir Mikes Finanzen überprüfen können.« In diesem Stadium der Ermittlungen standen die Chancen für Durchsuchungsbeschlüsse schlecht.
    Hollys Handy schrillte, und sie zuckte zusammen, als sie sah, dass es Furlong war. Um sechs Uhr morgens. Fantastisch!
    »Guten Morgen, Sir.« Ihre Stimme war ruhig. Mit steifen Gliedern stand sie auf und lockerte ihren verkrampften Rücken.
    Während Furlong ihr erklärte, was sie an diesem Tag zu tun hatte, drifteten ihre Gedanken zu dem Sofa. Es mit einer Axt zu bearbeiten würde nicht ausreichen. Heute Nacht würde sie in einem Bett schlafen, und wenn es im bettwanzenverseuchten Zimmer der örtlichen Absteige war. Ein Zittern der Abscheu überlief sie, aber alles war besser als das Gefühl, über Nacht in einen Kofferraum gestopft worden zu sein.
    Finns Lunge dröhnte, seine Füße hämmerten auf den Boden. Die Gedanken an Holly wollten alle anderen Bilder aus seinem Kopf verdrängen. Er konnte nicht aufhören, sich immer und immer wieder diese verdammten Küsse in Erinnerung zu rufen. Sosehr er sich auch körperlich verausgabte, er bekam sie nicht aus dem Kopf. Obwohl sie nicht im Blockhaus übernachtet hatte, waren ihre Sachen noch dort, was ihm verriet, dass auch sie noch an die Küsse denken musste. Und dass sie an ihre Arbeit dachte, daran, wie viel sie ihr bedeutete – als ob er das je aufs Spiel setzen würde. Er war kein selbstsüchtiger Arsch. Aber er hatte nichts mit dem Mord an Len Milbank zu tun – also war das gar kein Thema.
    Aber was, wenn Thom etwas damit zu tun hatte? Oder Brent?
    Dann wurde es definitiv ein Problem, und deshalb war er froh, dass Holly gestern nicht bei ihm übernachtet hatte. Denn wahrscheinlich hätte er nicht die Kraft gehabt, ihr zu widerstehen, und er wollte Holly nicht ihren Job kosten.
    Während er den Pachena Beach hinauf-und hinunterlief, war die Sonne aufgegangen, und die Fischadler fraßen Skorpionfische zum Frühstück. Er war eine Stunde gerannt, und noch immer brannte das Feuer in ihm. Gewaltsam schob er Holly aus seinen Gedanken, bevor er den Rückweg über die Straße antrat.
    Das Meeresinstitut war gestern um Haaresbreite davongekommen. Wäre er nicht vor Ort gewesen, als das Feuer ausbrach, und hätte er nicht den Rauch gerochen, hätte das ganze Gebäude in Flammen aufgehen können.
    War das wieder ein Anschlag auf Thom gewesen? Oder nur einer der willkürlichen Zufälle des Lebens? Er hatte mit allen Studenten einzeln gesprochen. Hatte jeden verhört, in dessen Atem er Zigarettenrauch gerochen hatte. Keiner von ihnen hatte zugegeben, sich auf dieser Seite des Gebäudes

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