Im Sog der Gefahr
den Ort ihres Unfalls zurück, zu dem Moment, in dem ihr Wagen von der Straße abgekommen und durch den Wald geborsten war. Ihr Herz zog sich heftig zusammen. »Irgendwas gefunden?«
»Wir haben den IFIS alles untersuchen lassen, aber wer den Wagen auch angezündet hat, er hat ganze Arbeit geleistet.«
Keine Informationen über die Person, die versucht hatte, sie umzubringen. Wenn sie doch nur früher angehalten hätte und ausgestiegen wäre, um sich dem Angreifer zu stellen. Er hätte sie zermalmt wie eine Fliege an der Windschutzscheibe, aber vielleicht hätte sie ihm vorher noch ein paar Einschusslöcher verpassen können. »Der IFIS hat im Moment sicher viel zu tun.«
»Ich schicke ein paar zusätzliche Leute zur Unterstützung. Bleib an deinen Spuren dran. Es wird sich etwas finden.«
»Ich will dich nicht enttäuschen.«
»Schatz, du könntest mich nie enttäuschen. Nie.«
Aber damit musste er nicht unbedingt recht haben. »Ich hab dich lieb, Dad.«
»Ich dich auch, Hobbit. Und jetzt geh diesen Fall lösen.« Er legte auf.
Nur keinen Leistungsdruck
.
Sie blickte an dem gedrungenen, zweckmäßigen Gebäude hinauf und versuchte, die Tür zu öffnen. Zu ihrer Überraschung war sie unverschlossen. Sie folgte dem Weg, den Edgefield ihr beim letzten Mal gezeigt hatte, durch die Labore und die Treppen hinauf. Der etwas eigenartige chemische Geruch und das Rauschen der Kühlaggregate machten sie nervös. Plötzlich stellten sich ihr die Nackenhaare auf.
»Buh!«
Sie zog ihre Waffe und wirbelte herum.
Vor ihr stand Professor Edgefield, ein riesiges Becherglas in den Händen und einen erschrockenen Ausdruck im Gesicht. »Es … äh … tut mir leid.« Er sah verängstigt aus, ob nun wegen Holly selbst, der Waffe oder der möglichen Konsequenzen seiner unüberlegten Aktion.
Holly schlug das Herz immer noch bis zum Hals, und aus Angst, diesen Idioten anzubrüllen, brachte sie kein Wort heraus. Nachdem sie sich einige Augenblicke lang gegenseitig angestarrt hatten, steckte sie ihre Pistole wieder an ihren Platz und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Machen Sie das nie wieder bei jemandem, der eine geladene Waffe trägt. Nie wieder.«
Sein Adamsapfel hüpfte. »Gut. Mach ich nicht.« Er ging an ihr vorbei und betrat das Labor, in dem sich seine kostbaren Meeresnacktschnecken befanden. Mit noch immer rasendem Herzen folgte Holly ihm.
Das Aquarium war von einem schwarzen Tuch verhüllt.
Sie hatte vorgehabt, ihm die Nervosität zu nehmen, ihm Honig um den Bart zu schmieren. Speck und Mäuse und so. »Konnten Sie schon nachweisen, dass Sie eine neue Spezies gefunden haben?«, fragte sie, während sie versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Er warf einen Blick über die Schulter und sah aus, als wäre er hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, davon zu erzählen, und der Angst, etwas Falsches zu sagen. »Ich habe einen Kollegen in Edmonton, der ein paar DNA -Proben für mich untersuchen will. Ich möchte keines dieser Exemplare töten, weil es vielleicht die Einzigen ihrer Art sind. Daher versucht er zuerst, nur anhand des Schleims ein Profil zu erstellen.« Seine Augen leuchteten auf. »Können Sie schon absehen, wann wir wieder in das Wrack tauchen können? Ich möchte mir einen Überblick über die Population verschaffen.« Er runzelte die Stirn, offenbar ganz in seiner Unterwasserwelt versunken. »Ich sollte die Bucht in einem Raster abtauchen, um zu sehen, ob es sie sonst noch irgendwo in der Gegend gibt. Das würde zu ihnen passen …«
»Professor.«
Er blinzelte.
»Ich weiß nicht, wann das Wrack freigegeben wird. Ich werde mit der Küstenwache und meinem Chef darüber sprechen, aber …« Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Was ich eigentlich brauche, ist eine detaillierte Auskunft über Ihren Aufenthalt am Montag, den Zweiten und Dienstag, den Dritten dieses Monats.«
Er schloss die Augen und zog die Brauen zusammen. »Haben Sie Gladys gefragt? Sie kennt meinen Stundenplan …«
»Ich habe Gladys gefragt.«
»Oh.« Er wirkte verunsichert. »Was hat sie gesagt?«
Holly wollte nicht glauben, dass dieser Mann ein international angesehenes Institut für Meereskunde leitete. »Ich muss Ihre Aussage mit der Ihrer Sekretärin abgleichen.« Ihre Stimme wurde sanfter. »Ich brauche Ihre Hilfe, um zu beweisen, dass Sie keine Gelegenheit hatten, Len Milbank zu töten.«
»Ah.« Er kniff die Augen zusammen, während er grübelte. »Okay,
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