Im Sog der Gefahr
Gefängnis zu gehen. Dann hatte er noch viel mehr verdient.
Er ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte in das Blätterdach über der Schaukel. Die arme kleine Gina mit ihrer Liebesschaukel. »Die Studenten haben bis mittags Vorlesungen. Ich war die ganze Nacht auf den Beinen, also dachte ich, ich nehme mir den Vormittag frei. Wäre ich doch nur im Bett geblieben.«
»Haben Sie wegen des Feuers etwas herausgefunden?« Er konnte spüren, dass sie ihn mit ihren Gedanken dazu bringen wollte, sich zu entspannen und ihr sein Herz auszuschütten.
Er schüttelte den Kopf. »Glauben Sie, es gibt einen Zusammenhang?«
»Ich weiß es nicht. In letzter Zeit geschehen hier eine Menge merkwürdiger Dinge. So aufregend kann es doch nicht immer zugehen.«
Das tat es auch nicht. »Sie glauben, jemand hat das Feuer als Ablenkungsmanöver benutzt?« Er runzelte die Stirn.
Holly wandte den Blick ab. Antwortete nicht. »Kannten Sie das Opfer?«
Opfer.
»Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir waren befreundet.« Er holte tief Luft, denn jetzt war der Moment gekommen. »Sie war Brents Highschool-Freundin. Sie waren jahrelang zusammen.« Als er sah, wie sich ihre Augen verengten, hasste er sich mehr als je zuvor. »Ich hatte gehofft, die beiden irgendwie wieder zusammenbringen zu können. Sie erwähnte, dass sie sich mit jemand anderem traf.«
»Mit wem?«
»Hat sie mir nicht gesagt. Aber wenn er ihr das angetan hat, werde ich ihn in Stücke reißen.«
Sie legte eine Hand auf seinen Arm und zog sie auch nicht wieder weg, als Malone mit dem Handy am Ohr aus dem Bungalow trat. »Es ist wichtig, dass wir diese Sache ohne Selbstjustiz klären. Und ohne das ganzen Dorf in Panik zu versetzen.«
»Warum sollen sie keine Panik haben? Irgendein Schwein drängt Polizisten von der Straße und stößt Menschen Messer ins Herz. Wie soll man da keine Panik haben?«
»Da haben Sie recht. Ich will nur nicht, dass Sie verhaftet werden, weil Sie den falschen Kerl zusammengeschlagen haben …«
»Ich würde ihn nicht
zusammenschlagen
. Ich würde ihm ein paar Kugeln zwischen die Augen jagen.«
Ihr Blick wurde hart. »Ich brauche Sie auf meiner Seite, Finn. Ich will Sie nicht verhaften müssen.« Ihre Stimme brach.
Aller Atem wich aus seiner Brust. Er war egoistisch. Ein Idiot. Aber in ihm tobte der Drang, etwas zu tun, und wollte aus ihm herausbrechen. Er zwang ihn unter Kontrolle, unterdrückte das rasende Inferno, das Vergeltung forderte.
»Also bin ich in diesem Fall kein Verdächtiger?«
Ihre Augen verrieten ihm die Wahrheit. Natürlich war er verdächtig. »Wir müssen Sie noch vernehmen. Aber Ihr Alibi für den Mord an Len Milbank habe ich überprüft.«
»Großartig.« Finn verschränkte die Arme vor der Brust und streckte die Beine von sich. Dieses Chaos war einfach unglaublich. Bei einem Mord war er als Verdächtiger ausgeschieden, nur um gleich ins Raster des nächsten zu fallen.
»Aber die Totenstarre ist voll ausgeprägt, was heißt, dass sie wahrscheinlich vor grob geschätzt sechs bis zwölf Stunden umgebracht wurde.«
Finns Magen krampfte sich zusammen.
»Einen Großteil der Nacht waren Sie mit mir zusammen und haben uns zum Klanawa River gefahren, und danach hatten Sie mit dem Feuer zu tun.«
»Wir wissen beide, dass es in der Mitte eine Lücke gibt, in der ich mich davongeschlichen und sie erstochen haben könnte. Es hätte nicht länger als zwanzig Minuten gedauert, vom Institut hierher-und wieder zurückzufahren.« War sie vergewaltigt worden? Herrgott, der Gedanke an Gina ließ ihn würgen.
»Als wir von der Suche nach Milbanks Motorboot zurückkamen, saßen am Fuß der Treppe zwei Studenten aus dem Blockhaus unter Ihrem. Ich kam zurück, um den Schlüssel für die Tauchbasis zu holen, und sie waren noch da.« Ein Hauch von Rot färbte ihre Wangen, vermutlich weil sie sich daran erinnerte, dass sie mehr als nur die Schlüssel bekommen hatte. Wachsam beäugte sie die umliegenden Sträucher. »Haben Sie das Blockhaus verlassen?«
Finn schüttelte den Kopf.
»Dann geben Sie mir die Namen der beiden, und ich werde das umgehend überprüfen. Ich bin ziemlich sicher, dass sie Ihnen ein handfestes Alibi geben werden. Wenn der Gerichtsmediziner hier ist und einen genauen Todeszeitpunkt festlegt, wissen wir schon mehr. Aber wenn Sie mich fragen: In meinen Augen sind Sie kein Verdächtiger.« Der Wind wehte ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht. »Aber ich muss Furlong anrufen, und der wird das anders sehen.«
Er
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