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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Funkeln in seinen Augen zu erkennen, ohne sein Gesicht zu sehen.
    „Lady Carstairs“, sagte er nach langem Schweigen mit weicher Stimme. „Ich fange an zu glauben, dass Sie eine sehr gefährliche Frau sind.“
    Melisande schluckte gegen den Knoten in ihrer Kehle an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Was würde geschehen, wenn sie die Arme um seine Schultern schlang? Wenn sie sein Gesicht zu einem Kuss zu sich herabzog? Was würde er tun?
    Er rollte sich von ihr und kam schwungvoll auf die Beine. Sie lag einen Moment still und versuchte, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Er hatte ihr den Tanzschuh wieder über den nackten Fuß gestreift, sie hochgezogen, und hielt sie noch einen Augenblick an den Armen, bis sie ihr Gleichgewicht gefunden hatte.
    „Denken Sie daran! Benommen. Verträumt.“ Seine Stimme war ein Raunen dicht an ihrem Ohr, als ein Lichtstrahl ins Zimmer fiel.
    „Das dürfte mir nicht schwerfallen“, murmelte sie.

13. KAPITEL
    N ur gut, dass ich wenig Schlaf brauche, überlegte Benedick Rohan am nächsten Morgen. Andernfalls würde er den Tag wohl nicht durchstehen, da ihm letzte Nacht kaum Schlaf gegönnt war. Nachdem sie sich wieder unter die Gäste der Elsmeres gemischt hatten, ließ die süße Charity sich von ihm führen wie eine scheue Stute, die von einem Zuchthengst gedeckt worden war. Ihren Seidenstrumpf hatte er über den Türknauf des Boudoirs gehängt. Das Strumpfband hatte er selbst eingesteckt, ohne eigentlich zu wissen, warum, und er hatte auch nicht die Absicht, dem näher auf den Grund zu gehen. Jedenfalls trug er die hübsche kleine Trophäe bei sich und wollte sie auch behalten.
    Bald danach hatten sie das Fest verlassen und damit vermutlich für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Ein frisch verliebtes Paar, das es kaum erwarten konnte, wieder ins Bett zu kriechen. Sie war für den Rest des Abends ungewöhnlich einsilbig, war auch während der Heimfahrt ganz still gewesen; er hoffte schon, sie habe vergessen, ihn auf seinem Reitausflug nach Kersley Hall begleiten zu wollen. Als er sie jedoch zur Haustür geleitete, die Hand an ihrem Ellbogen, bereit, ihr Halt zu geben, hatte sie sich ihm zugewandt. „Um welche Zeit wollen wir uns treffen, Lord Rohan?“ Und ihre Stimme hatte beinahe glaubhaft sachlich geklungen.
    Er hatte keinen Schlaf gefunden. Dabei hatte er sie lediglich geküsst, zugegeben heiß und leidenschaftlich, aber letztlich war es nur ein Kuss. Er war auch auf ihr gelegen, hatte ihre weichen Rundungen gespürt, die Fülle ihrer Brüste, die Süße ihrer gespreizten Schenkel. Er hatte die nackte glatte Haut ihres Schenkels, ihrer Kniekehle gestreichelt. Und es wäre ein Leichtes gewesen, ihre Beine um seine Hüften zu legen. Schließlich war sie keine Jungfrau mehr.
    Er hatte es nicht getan. Aber er war aufgewühlt, als habe er genau das getan, woran er in den letzten Stunden unentwegt gedacht hatte. Nein, seit Tagen. Er begehrte die prüde kleine Kämpferin, die Heilige der King Street, Retterin gefallener Mädchen, so abwegig das erscheinen mochte. Er gierte danach, sie nackt unter sich zu haben, ihr das kühle distanzierte Lächeln wegzuwischen, er wollte sie erhitzt, in Schweiß gebadet, schluchzend vor Lust sehen. Er wollte sie nehmen, sie pfählen, bis ihr die Sinne schwanden. Und es gab unzählige Gründe, warum er es nicht tun durfte. In erster Linie, weil sie zwar Witwe, aber keine Frau war, mit der man schlief und die man anschließend fallen ließ. Sie war eine Frau, die dieses Spiel ernst nahm. Wenn sie denn überhaupt ein Spiel darin sah.
    Irgendwann hatte er es im Bett nicht mehr ausgehalten. Als die Kaminuhr dreimal schlug, stand er auf, um sich einen Schluck Brandy zu genehmigen und ein Buch aus der Bibliothek zu holen, als lautes Getöse aus der Eingangshalle heraufdrang.
    Im Gehen schlüpfte er in die Ärmel seines Hausmantels und eilte zur Treppe, um zu sehen, wer dieser nächtliche Ruhestörer war, und ihn anzubrüllen. Doch die Stimme blieb ihm im Halse stecken, als er seinen Bruder entdeckte, der mit Richmonds Hilfe mühsam die Stufen heraufwankte.
    Brandon hatte Blut an der Stirn, lallte halblaut singend vor sich hin, Lieder voller Obszönitäten, die selbst Benedick beeindruckten. Zudem war er sehr betrunken, aber es war mehr als das. Seine Augen glänzten seltsam, seine Pupillen schienen unnatürlich geweitet.
    „Mein Bruder“, verkündete Brandon an Richmond gerichtet. „Kein übler Bursche, aber überaus korrekt. Er wäre nicht

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