Im Sog der Sinnlichkeit
eine passende Antwort, und sie fühlte sich entmutigt. Hätte er sie nicht geküsst und gestreichelt, dann wäre sie jetzt nicht kopflos, könnte klar denken.
Sie spürte seine Bewegung und straffte die Schultern. Aber er gab ihre Hand frei und seine Stimme klang sachlich. „Nur um Ihre erotischen Kenntnisse zu vertiefen, Lady Carstairs: Es gibt auch so etwas wie einen kurzen Akt, meist im Stehen gegen eine Wand gelehnt. Diese sogenannte schnelle Nummer dauert nicht länger als fünf Minuten und dürfte in etwa Ihren Erfahrungen auf diesem Gebiet entsprechen, allerdings verbunden mit erheblich mehr Spaß an der Sache, als Sie je empfunden zu haben scheinen. Wenn Sie sich also wieder unter die Gäste mischen wollen, wird man annehmen, wir hätten uns dieses kurze Vergnügen gegönnt.“
„Ich will gehen.“
„Gut, aber ich brauche ein Kleidungsstück von Ihnen“, fuhr er gedehnt fort. „Ich nehme nicht an, dass Sie sich von Ihrer Unterwäsche trennen wollen, also begnüge ich mich mit einem Strumpfband.“
„Wie bitte?“
„In den Kreisen der Elsmeres ist es üblich, eine Trophäe zu hinterlassen. Vermutlich hat Lord Elsmere seine heimliche Freude an allem, was liegen bleibt in diesem Zimmer, das Lady Elsmere wohl kaum je betritt. Ihr Strumpfband!“
„Sie können mein Strumpfband nicht haben!“, protestierte sie entrüstet. „Mein Strumpf würde rutschen.“
„Noch besser. Ich nehme einen Strumpf.“
„Nein!“, lehnte sie brüsk ab. Plötzlich hatte er ihren linken Fuß umfangen und zog ihn auf seinen Schoß. Melisande trat mit dem rechten Fuß nach ihm, doch er hielt sie mit seinem angewinkelten Bein gefangen.
„Ich bin es allmählich leid, ständig getreten zu werden, Melisande“, sagte er mit leiser Stimme, während er ihr den Tanzschuh abstreifte und seine Hände ihr seidenbestrumpftes Bein nach oben glitten.
Sie wehrte sich erbittert dagegen, schlug mit den Fäusten nach ihm, und im nächsten Moment lag sie auf dem Rücken, er mit seinem Gewicht auf ihr.
Sie hatte die ganze Zeit mit ihm auf einem Bett gesessen, wurde ihr jetzt erst bewusst. Und nun wurde sie von einem sehr kräftigen, sehr verärgerten und sehr erregten Mann auf die Matratze gepresst. Sie hörte nicht auf, nach ihm zu schlagen, bis er ihre Handgelenke packte, ihre Arme nach hinten über den Kopf streckte und sie mit seinem Gewicht gefangen hielt, die harte Wölbung seiner Erregung presste sich gegen ihren Leib.
„Hören Sie auf, gegen mich zu kämpfen“, sagte er mit einem belustigten Unterton. „Ich tue Ihnen keine Gewalt an. Und meinem Schwanz sollten Sie keine Beachtung schenken. Immer wenn ich mit einer schönen Frau ringe, bekomme ich eine Erektion, das ist lediglich eine naturgegebene Reaktion und hat nichts mit Ihnen zu tun.“
Ihr Widerstand erlahmte, seine sachliche Erklärung brachte sie zur Besinnung. Dieser erstaunliche Teil seines Körpers presste sich gegen ihren Leib und löste merkwürdige Empfindungen in ihr aus. Hitze strömte in ihren Leib, ihr Schoß pochte erschreckend. Nur eine naturgegebene Reaktion, hatte er gesagt, die nichts mit ihr zu tun hatte.
„Ich kann Gewalt anwenden, oder Sie halten still und benehmen sich“, fuhr er fort. „Wie auch immer, es muss sein.“ Und einen Moment lang dachte sie, er rede vom Geschlechtsakt und habe die Absicht, sich in ihren Schoß zu versenken. Doch er redete nur von ihrem Strumpf.
Seine Hand war unter ihren Röcken höher geglitten. Sie trug schöne Strumpfbänder aus hellgrüner Seide mit roséfarbenen Rosetten verziert. Seine Finger lösten die Schleife, viel zu nah an verbotenen Stellen. Und dann schob er den Seidenstrumpf mit der flachen Hand ihr Bein nach unten, langsam und bedächtig wie in einer Liebkosung. Melisande hielt mit geschlossenen Augen den Atem an und schwelgte im süßen Prickeln dieser Berührung.
Wie konnte sie nur? War sie völlig schamlos, die Berührung dieses Mannes zu genießen, einem Casanova übelster Sorte, der ihr Bein liebkoste, ihren Fuß zärtlich umfing und ihr den Strumpf abstreifte?
Er war ihr so nah. So heiß, so hart, sie spürte seinen Herzschlag. Ihre Brustspitzen zogen sich kribbelnd zusammen, und sie fragte sich, was geschehen würde, wenn sie sich ihm entgegenhob, wenn sie ihre Hüften gegen seine harte Wölbung presste. Was würde er tun?
Er gab ihre Handgelenke frei, und sie schlug nicht nach ihm. Eine seltsame Schwere lähmte sie, die auch ihn zu befallen schien. In der Dunkelheit glaubte sie, ein
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