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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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die sich daran ergötzten, hilflosen Geschöpfen Gewalt anzutun, war grenzenlos.
    Aber einer dieser Aristokraten, Benedick, Viscount Rohan, war ihr Verbündeter, um diesem verbrecherischen Treiben ein Ende zu bereiten. Sie hatte keine andere Wahl, alleine würde sie nichts erreichen. Im Übrigen wollte sie dafür sorgen, dass er sie nicht noch einmal belästigte. Nach einer schlaflosen Nacht war sie, wie Emma ihr gelegentlich vorgeworfen hatte, unausstehlich schlechter Laune. Dieses zänkische Wesen wollte sie heute Viscount Rohan zu spüren geben, damit ihm jeder Wunsch verging, ihr näher zu kommen als unbedingt nötig.
    „Maudie schläft noch“, sagte Emma. „Sie hat ein wenig Blut verloren, aber keine ernsthafte Verletzung erlitten.“
    „Hoffentlich ist es ihr diesmal eine Lehre.“ Melisande goss Tee nach. „Sie ist nun schon zum dritten Mal fortgelaufen und hat sich als Hure verkauft. Vielleicht hat sie endlich die Nase voll von diesem erbärmlichen Leben.“
    „Mag sein“, meinte Emma zweifelnd. „Aber manche lernen es nie. Und offen gestanden ist diese Arbeit auch leichter, als Kohlen in den dritten Stock hinaufzuschleppen oder den ganzen Tag für einen Hungerlohn in einer Nähstube zu hocken. Man liegt bequem auf dem Rücken und ist froh, wenn es so schnell wie möglich vorbei ist.“
    Melisande zog die Stirn kraus. „Da fällt mir ein … Viscount Rohan erwähnte, dass ein … Beischlaf eine Stunde und länger dauern kann. Ich nehme an, er hat gelogen, aber …“
    „Wie kommst du dazu, dich mit Viscount Rohan über den Beischlaf zu unterhalten?“
    Melisande griff nach der Morgenzeitung und bemühte sich um eine gelangweilte Miene. „Es war quasi ein sachliches Gespräch.“
    „Soso.“ Emma schien keineswegs überzeugt. „Wenn du sachliche Gespräche über derlei Dinge führen möchtest, solltest du dich an uns wenden. Wenn man all die Jahre unserer Erfahrung zusammenrechnet, würde unser Wissen die Bibliothek des Britischen Museums füllen.“
    „Gibt es im Britischen Museum eine Abteilung mit einschlägiger Literatur?“, fragte Melisande interessiert. „Vielleicht sollte ich meine Bildung auf wissenschaftlicher Basis vertiefen, statt meine Zeit mit dem Geschnatter meiner Gänseschar zu vergeuden.“
    „Versuche nicht, mich abzulenken. Ich mache mir nämlich Sorgen um dich.“
    „Sehr wohl, Ma’am“, flötete Melisande lammfromm. „Dann stimmt es also? Die Sache dauert länger als fünf bis zehn Minuten?“
    Emma beobachtete sie nachdenklich. „Das kommt auf die Umstände an. Mit einem erfahrenen Liebhaber kann es die ganze Nacht dauern. Wenn Geld den Besitzer wechselt, ist es gewöhnlich schnell vorüber. Prostituierte sind daran interessiert, den Akt möglichst rasch zu beenden, und da sie ihr Gewerbe gelernt haben, verfügen sie über das nötige Geschick, den Vorgang zu beschleunigen. Der Freier will es meist ebenfalls schnell hinter sich bringen, weil er sich wahrscheinlich schämt, für diese Dienste bezahlen zu müssen, oder weil er befürchtet, von seiner Ehefrau oder einem Bekannten ertappt zu werden. Bei einem Liebespaar ist es eine völlig andere Sache. In diesem Fall liegt dem Paar daran, die Wonnen zu steigern, je länger sie sich miteinander vergnügen. Es gibt eine Reihe von Tricks, um das Ende hinauszuzögern, indem man die Lust des anderen bis kurz vor dem Orgasmus steigert, sie wieder absinken lässt, um sie erneut zu steigern.“
    „Orgasmus?“
    Emma lächelte nachsichtig. „Wir haben dir eindeutig zu wenig Aufklärungsunterricht erteilt. Ich spreche von dem Moment der Verzückung, der gelegentlich auch Frauen zuteil werden kann. Bei Männern ist das ganz einfach, eine biologische Selbstverständlichkeit sozusagen. Ihnen genügt praktisch jede Öffnung. Bei Frauen erfordert es Erfahrung und das Geschick des Mannes, verbunden mit einer tiefen Zuneigung für die Frau, das hat man mir jedenfalls gesagt.“
    Melisande sah sie ratlos an. „Das hat man dir gesagt?“, wiederholte sie verwirrt. „Aber du warst die berühmteste Bordellwirtin der Stadt, noch dazu die jüngste und schönste. Wieso solltest du nicht wissen …?“
    „Die sinnlichen Wonnen eines Mannes hinauszuzögern, ist eine relativ einfache Sache. Den Orgasmus einer Frau zu verlängern, ist, jedenfalls was mich betrifft, reine Theorie. Den wenigsten Männern ist daran gelegen, die Frau zur Verzückung zu bringen, mir jedenfalls ist noch keines dieser seltenen Exemplare begegnet. Und die meisten

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