Im Sog der Sinnlichkeit
dunkel war, um etwas zu sehen. Gleich würde er etwas Schreckliches sagen, das wusste sie. Er würde sie mit Spott übergießen, weil sie sich so hemmungslos der Verführung seiner geschickten Finger hingegeben hatte, er würde sie beschämen …
„Du bist wundervoll“, raunte er und strich ihr zärtlich durchs wirre Haar. „Einfach wundervoll.“
Und wieder brannten ihr Tränen in den Augen.
17. KAPITEL
S ie lag zitternd wie eine Jungfrau in seinen Armen, und er hatte Mühe, sich seiner Schuldgefühle zu erwehren. Allerdings hatte sie nicht Nein gesagt, hatte ihn sogar ermuntert, weiterzumachen, und nach ihrem winzigen Höhepunkt hätte er nicht um alles in der Welt aufhören können. Er hatte den Eindruck, dass Melisande Carstairs in mancher Hinsicht noch Jungfrau war. Offenbar hatte sie noch nie Vergnügen im Bett erlebt, schon gar nicht das kennengelernt, was die Franzosen le petit mort nannten: den kleinen Tod.
Im Moment hätte auch er sich gerne diesem kleinen Tod hingegeben. Aber für alles gab es die richtige Zeit und den richtigen Ort. Und dies war weder das eine noch das andere. Er schob ihr die Röcke nach unten, während er sie in den Armen hielt, ihren süßen Duft nach Blumen und weiblicher Erregung einatmete und sich verwundert fragte, wieso sein Leben plötzlich so kompliziert geworden war. Er war nach London gekommen, um einerseits eine Ehefrau zu finden und andererseits seine lüsternen Begierden zu befriedigen. Bislang war er beim ersten Punkt gescheitert und beim zweiten auch nicht erfolgreich gewesen, da ihn keine der verfügbaren Damen interessierte. Mit Ausnahme der rätselhaften Charity Carstairs.
Jedenfalls hatte er gut daran getan, seine Meinung über Miss Pennington zu ändern. Der Mann draußen im Gang war ihr Bruder, der sich mit Lord Petersham unterhalten hatte. Sein eigener Bruder war bereits in die Machenschaften des Satanischen Bundes verwickelt, er brauchte nicht auch noch einen auf Abwege geratenen Schwager.
Allmählich ließ Melisandes Zittern nach. Immer noch barg sie ihr Gesicht an seiner Schulter, versteckte sich vor ihm und vor sich selbst, nur ihre Hände klammerten sich nicht mehr an ihn. Vermutlich hatte ihr krampfhaft fester Griff blaue Flecke hinterlassen, und ihr würden später die Finger schmerzen. Sie würde sich erinnern und vermutlich zornig und beschämt sein. Aber auch ihr Körper würde sich daran erinnern und sich erneut jener Hitze aussetzen müssen.
Zur Hölle! Er musste schleunigst an etwas anderes denken, sonst würde er ihr die Röcke hochreißen und sie auf der Stelle nehmen. Er zweifelte daran, dass sie sich zur Wehr setzen würde. Denn noch befand sie sich in einem Trancezustand nach dem wohl ersten Orgasmus ihres Lebens. Bald aber würde sie wieder zur Besinnung kommen und ihn mit den Fäusten bearbeiten. Ihm stand ohnehin eine schwierige Zeit mit ihr bevor nach dieser köstlich intimen Erfahrung. Wenn er sich jetzt an ihr verging, würde sie ihn hinterher hassen.
Er löste sich behutsam von ihr und lehnte sie mit dem Rücken gegen die Felswand der kleinen Grotte. Er wusste, wozu die Nische diente, und hoffte, sie würde es nicht erraten. Sie sollte diese Höhle in angenehmer Erinnerung behalten.
„Ich vergewissere mich, ob die Männer fort sind“, flüsterte er.
Sie nickte mit geschlossenen Augen, und er wollte ihre Lider küssen. Aber sie verschloss sich bereits wieder vor ihm, und er befürchtete, dass sie ihm gleich das Gesicht zerkratzen würde.
Von den Männern gab es keine Spur mehr, nur die Fackeln an den Felswänden hatten sie brennen lassen. Er fragte sich, ob sie den Erdrutsch bereits entdeckt hatten. Würden sie in aller Eile umkehren oder die Stelle näher untersuchen? Würde die Zeit reichen, um Melisande in Sicherheit zu bringen, bevor sie wieder auftauchten?
Was könnte schlimmstenfalls geschehen, wenn man sie entdeckte? Er könnte natürlich behaupten, jemand habe ihm von diesen Höhlen erzählt und er wollte sie Lady Carstairs zeigen. Was hatte er zu befürchten? Würde man ihn des Hausfriedensbruchs beschuldigen?
Jedenfalls wäre dadurch der Vorteil, den sie sich verschafft hatten, zunichte. Er zog in Erwägung, seine Mitgliedschaft zu beantragen, hatte allerdings keine Ahnung, an wen er sich wenden sollte, und befürchtete, dass sein Antrag abgelehnt werden würde. Er hatte noch nie etwas für Massenorgien übrig gehabt, lieber vergnügte er sich mit einem Lustobjekt, und zwar mit einer willigen Dame. Nicht unter
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