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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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erklärte er knapp. „Nach Ihnen.“
    Sie blinzelte überrascht. „Wie bitte?“
    „Ich sagte, nach Ihnen. Keine Sorge, ich laufe nicht zur Tür, sobald Sie mir den Rücken zuwenden. Ich folge Ihnen.“
    Sie sah ihn lange an. „Ich bin nicht daran gewöhnt, dass ein Herr mir den Vortritt lässt … Gewöhnlich wird von uns erwartet, demütig zu folgen.“
    „Immerhin weiß ich mich zu benehmen“, entgegnete er, wobei sein schroffer Tonfall seine Worte Lügen strafte.
    „Gutes Benehmen ist im Umgang mit Huren nicht üblich“, antwortete sie.
    Er war müde, übellaunig und gereizt. „Betrachten Sie es als Marotte meinerseits. Ich pflege alle Menschen gleich zu behandeln.“
    „Das heißt, Sie behandeln alle Menschen gleichermaßen flegelhaft?“, murmelte Mrs Cadbury.
    „Nein, Madam. So behandle ich meine Freunde“, entgegnete er frostig.
    „Sind wir Freunde? Wie erfreulich“, sagte sie und rauschte an ihm vorbei durch die offene Tür. Er überlegte, ob er nicht doch noch die Flucht ergreifen sollte, besann sich dann aber. War er wirklich ein solcher Feigling?
    Er folgte ihr betont lässig und stellte fest, dass sie bereits hinter einem wuchtigen Mahagonischreibtisch Platz genommen hatte, was das Bild einer strengen Schulmeisterin so sehr verstärkte, dass er ein spöttisches Lachen hinter einem Räuspern verbergen musste.
    „Nehmen Sie Platz, Mylord“, sagte sie im Befehlston, der glänzend zum Bild der Schulmeisterin passte.
    Es war noch nicht zu spät … Er könnte immer noch auf dem Absatz kehrtmachen.
    Er wählte den nächsten bequemen Sessel, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Was kann ich für Sie tun, Mrs Cadbury?“
    „Sie können damit aufhören, Lady Carstairs verführen zu wollen.“

19. KAPITEL
    D er sechste Viscount Rohan, Sohn des Marquess of Haverstoke, Spross des uralten und durchaus sittenlosen Adelsgeschlechts der Rohans, war keineswegs bereit, Befehlen einer ehemaligen Puffmutter zu gehorchen. Er begegnete ihrem unverwandten Blick hochmütig, ohne seine nonchalante Haltung zu verändern.
    „Erklären Sie mir bitte, wieso ich den Wunsch haben sollte, mein Privatleben mit Ihnen zu diskutieren, Mrs Cadbury.“
    „Ich bin keineswegs an Ihrem Privatleben interessiert, Mylord. Nur an Melisandes Leben. Der Umgang mit Ihnen schadet ihr, das kann jeder Narr sehen. Und ich lasse nicht zu, dass man ihr das Herz bricht.“
    Diesmal bemühte er sich nicht darum, seine Heiterkeit zu verbergen. „Ich habe kein Interesse an Lady Carstairs Herz.“
    Emma Cadbury betrachtete ihn kühl. Und wieder fiel ihm ihre ungewöhnliche Schönheit auf. Sie entsprach zwar nicht unbedingt dem Frauentyp, den er bevorzugte, allerdings schien sein Geschmack in letzter Zeit auf Abwege geraten zu sein. „Denken Sie etwa, das ist mir nicht bekannt, Sir? Natürlich geht es Ihnen nicht um ihr Herz. Ich habe viele Jahre in meinem Gewerbe gearbeitet und weiß ziemlich gut über männliche Interessen Bescheid. Melisandes Unschuld hat Ihr Interesse geweckt, in der Sie – wie die meisten Männer – eine Herausforderung sehen. Es stört Sie, dass Melisande selbstsüchtige Begierden von Männern ablehnt. Und Sie gefallen sich darin zu denken, ihr einen Freundschaftsdienst zu erweisen, wenn Sie in ihr die sogenannten Freuden des Fleisches wecken.“
    Er verdrängte den unangenehmen Stich in der Magengegend und zog eine Braue hoch. Als hätte er nicht genau diesen Gedankengang gehabt. „Sogenannt, Madam? Wollen Sie damit andeuten, dass Sie in Ihrem Gewerbe diese sogenannten Freuden des Fleisches nicht genossen haben?“
    Wenn er gehofft hatte, sie damit aus dem Konzept zu bringen, irrte er. „Das, Sir, steht hier nicht zur Debatte. Wir sprechen über meine Wohltäterin, nicht über mein Privatleben.“
    „Wir sprechen auch über mein Privatleben, daher sollten Sie mir Einblick in das Ihre geben. Ehrlich gestanden, kümmert mich Ihre zweifelhafte Vergangenheit keineswegs, und ich nehme an, Sie haben tatsächlich einen Schlussstrich darunter gezogen. Es sei denn, es ist Ihnen gelungen, Lady Carstairs von den Freuden lesbischer Liebe zu überzeugen. In diesem Fall wäre mir allerdings der wahre Sinn und Zweck dieses Hauses entgangen. Bitte klären Sie mich auf.“
    „Sie sind ekelerregend!“
    „Keineswegs. Ich hege keinerlei Vorurteile gegen derlei Neigungen. Nur wenn Frauen davon betroffen sind, für die ich mich interessiere. Beantworten Sie meine Frage.“
    Mrs Cadbury straffte ihre

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