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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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bereits geraden Schultern. „Ihr lüsternes Interesse gereicht Ihnen nicht zur Ehre. Aber ich bin gerne bereit, Ihre Neugier zu befriedigen. Diese Variante ist einigen der geretteten Mädchen vertraut. Manche wurden von Männern schwer misshandelt, andere haben diese Neigung seit jeher. Für uns hat das keine Bedeutung. Und nein, meine Sorge um Lady Carstairs Wohlergehen beruht auf Dankbarkeit und tiefer Freundschaft zu ihr. Hätte sie lesbische Neigungen, müsste ich mir kaum Sorgen machen, dass Sie eine schädliche Wirkung auf sie ausüben könnten.“
    Seine schädliche Wirkung auf sie! Mrs Cadbury zog keine Sekunde Lady Carstairs schädliche Wirkung auf ihn in Betracht. Benedicks Laune verschlechterte sich zusehends. „Ich finde dieses Gespräch ermüdend, Mrs Cadbury.“ Er war erschöpft und machte sich nicht einmal mehr die Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. „Kommen Sie zur Sache und sagen mir, was Sie wünschen, damit ich mich zurückziehen kann.“
    „Ich wünsche, dass Sie Melisande in Frieden lassen. Sie braucht einen rechtschaffenen und liebevollen Mann, nicht einen Mann Ihrer Reputation. Manche Frauen kommen mit einem gefühlskalten Lebemann zurecht, Melisande zählt allerdings nicht dazu. Selbst wenn ich Ihnen ehrliche Absichten unterstellen würde, die Sie gewiss nicht haben, bitte ich Sie, die Finger von ihr zu lassen! Sie wollen mit ihr schlafen und sich hinterher einer anderen zuwenden, nicht wahr?“
    Er geriet einen Moment in Verlegenheit, begegnete ihrem Blick jedoch, ohne auszuweichen. „Bitte fahren Sie fort.“
    „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Melisande einen gütigen Mann kennenlernt, der sie heiratet. Einen Mann, der Verständnis für ihre Arbeit zeigt und sie darin unterstützt, der sie mit Respekt behandelt und sie zärtlich liebt. Ich bezweifle, dass Sie je einen anderen Menschen geliebt haben.“
    Seine Miene blieb ausdruckslos trotz des Gedankens an seine geliebte Annis, die im Kindsbett gestorben war und seinen Sohn mit in den Tod genommen hatte. „Ich war stets bemüht, dies zu vermeiden“, entgegnete er gedehnt.
    „Dann lassen Sie Lady Carstairs in Ruhe!“
    Er ertrug dieses Gespräch nicht länger, erhob sich und erwartete beinahe, sie würde mit einem Lineal auf den Schreibtisch klopfen und ihm befehlen, sich wieder zu setzen. Er blickte auf sie herab, bewunderte ihre Schönheit in distanzierter Anerkennung. „Ihre Besorgnis ist unbegründet, Mrs Cadbury. Diese unangenehme Unterhaltung war völlig überflüssig. Meine einzige Beziehung zu Lady Carstairs bestand darin, sie darin zu unterstützen, Erkundigungen über das Treiben des Satanischen Bundes einzuziehen. Da ihre Verletzung sie nun daran hindert, gesellschaftliche Anlässe wahrzunehmen, zumindest in den nächsten Tagen bis zum nächsten Treffen der Satanisten, werde ich alleine Nachforschungen anstellen. Selbstverständlich werde ich sie über Erfolg oder Misserfolg unterrichten, und zwar in schriftlicher Form. Jede Gefahr, die ich für ihr Seelenheil darstellen könnte, beruht lediglich auf unmittelbarer Nähe, die dadurch ausgeschlossen ist.“
    Irrte er sich oder konnte er einen Anflug von Enttäuschung in Mrs Cadburys schönem Gesicht wahrnehmen? Mit Sicherheit war es ein Irrtum, denn er hielt sich genau an ihre Anweisungen. Und sie hatte recht – Melisande stellte eine Versuchung dar, der er entsagen musste. Sie war keine leichtlebige Witwe, die auf Abenteuer aus war, obwohl sie sich schon einmal in eine Affäre gestürzt hatte. Sie war eine Frau zum Heiraten, allerdings keine, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Sie würde sich nicht auf seinen Landsitz verbannen lassen, während er seinen Zerstreuungen und Interessen in London nachging. Er suchte eine harmlose, sanftmütige Ehefrau, zwei Eigenschaften, die sich Lady Carstairs keineswegs nachsagen ließen. Überdies war sie vermutlich unfruchtbar, und sein einziger Grund für eine Eheschließung war, einen Erben zu zeugen.
    Nein, er hatte kein bleibendes Interesse an Melisande Carstairs, mochte er sie im Moment auch noch so verführerisch finden. Auch wenn ihre erstickten Lustschreie, als er sie zum Höhepunkt gebracht hatte, immer noch in ihm nachhallten und ihm in die Lenden fuhren.
    Mrs Cadbury betrachtete ihn argwöhnisch. Kein Wunder, dass sie ihm nicht traute, fiel es ihm doch selbst schwer, an seine Vorsätze zu glauben. Dennoch: Trotz all seiner schlechten Eigenschaften war er ein Ehrenmann und wollte keine Frau

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