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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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betrat, hatte nicht ahnen können, dass sie eines Tages als liebende Ehefrau eines litauischen Gangsters, als Mutter seiner Kinder und Geliebte eines seiner Handlanger enden würde.
    Vielleicht hätte sie, wenn sie irgendwo auf einen Cappuccino eingekehrt wäre, Siggy nie getroffen und wäre jetzt mit einem Versicherungsvertreter, Polizisten oder Banker verheiratet …
    Diese Philosophie hatte nur einen Haken: Konsequent zu Ende gedacht, implizierte sie, dass die Morde an Frances Austin und den anderen nicht kaltblütig geplant sein konnten, sondern durch einen Zufall, ein Stolpern im Dunkeln, möglicherweise auch durch einen Einbrecher verursacht worden waren …
    Aber … drei Morde?
    Nein. Die Welt mochte chaotisch sein, doch in dem Chaos gab es Fäden. Und er zog offenbar gerade am falschen.
     
    Auf der anderen Straßenseite betrachtete Heather sich im Spiegel und hielt sich die neue Kleidung an den Körper. Nach einer Weile ging sie zur Tür, vor der ihre Mutter wartete und etwas sagte, worauf Heather über den Flur verschwand und kurz darauf mit einem kleinen Kind wieder erschien.
    Sie setzte den Jungen auf den Boden und wandte sich erneut ihrem Spiegelbild zu.
    Lucas wunderte sich. Angeblich hatte sie kein Geld; angeblich zahlte ihre Mutter die Hälfte der Miete von ihrer Rente.

    Heathers Schwangerschaftskleidung kostete bestimmt einen Tausender.
    Da ging Lucas ein Licht auf: Der Handlanger von Siggy hatte nicht nur ein bisschen Spaß in Heathers Leben gebracht, sondern auch Geld von Siggy. Heather war wieder flüssig.
    Sie hatte also Kontakt zu ihm.
    Und sie wollte schön sein für ihn.
    Ich wette, Siggy kommt bald , dachte Lucas.

SIEBZEHN
    S tatt den Fall Austin weiterzuverfolgen, stritt sich Lucas am nächsten Morgen in Rose Marie Roux’ Büro im Public Safety Building über den Parteitag der Republikaner. Rose Marie beschäftigte sich mit allen denkbaren Folgen von Demonstrationen, von kleineren Störungen bis zu heftigen Auseinandersetzungen mit Einschreiten der Nationalgarde, um, abhängig von den Geschehnissen, unterschiedliche politische Stellungnahmen für den Gouverneur und seine Leute zu erarbeiten.
    »Wenn es tatsächlich zu einer Katastrophe kommt, wirkt sich das auch auf uns aus«, sagte sie mit Grabesstimme. »Und zwar nicht nur in St. Paul.«
    »Ein Desaster wie 1999 hätte tatsächlich Auswirkungen auf uns alle«, pflichtete Lucas ihr bei. »Damals in Seattle sind vierzigtausend Demonstranten aufmarschiert, und das wegen eines Treffens der Welthandelsorganisation. Wie viele Menschen wissen schon, was die WTO ist? Und wir werden die gesamte republikanische Partei einschließlich des unbeliebtesten Präsidenten seit Richard Nixon hier empfangen müssen.«
    »Das größte Arschloch seit Richard Nixon.«
    »Diese Phrase hasse ich«, erklärte Lucas. »Jemand warnt vor Anarchisten, einem Aufstand, und schon bezeichnet irgendein Politiker den Präsidenten als Arschloch. Als wär’ das die Erklärung für alles. Glauben Sie, das hilft Gepetto, wenn so ein Scheißanarchist einen Molotowcocktail durchs Fenster seines Restaurants schleudert? Und mich interessiert
eher, wie wir verhindern können, dass überhaupt ein Molotowcocktail fliegt.«
    »Sogar ein Riesenarschloch, ein Arschloch von biblischen Ausmaßen sozusagen«, provozierte ihn Rose Marie, was ihn noch wütender machte.
    »Gepetto ist jeden Abend ausgebucht und versucht, die Leute so schnell wie möglich abzufüttern. Ihm geht’s am Arsch vorbei, ob die Republikaner in die Stadt kommen. Was er möchte, ist Polizeischutz …«
    »Sie brüllen schon wieder …«
    »Wenn Gepetto fragt, wie wir ihn schützen wollen, sagen Sie: ›Der Präsident ist ein Arschloch.‹ Tolle Antwort.«
    »Es gibt keinen Gepetto«, bemerkte Rose Marie. »Das Lokal gehört Tommy Reed.«
    »Ich weiß, wem es gehört. Na und? Haben Sie …«
    Da klingelte sein Handy, und er warf einen Blick aufs Display: Sheriff’s Department in Dakota County.
    »Ja, Davenport?«
    »Dick Pratt in Dakota. Heute früh hat uns jemand die Handtasche von Frances Austin gebracht«, informierte er Lucas. »Ohne Bargeld, aber mit sämtlichen Ausweisen, Führerschein und Kreditkarten. Der Typ hat sie in einem Straßengraben ein paar Kilometer nördlich von der Leiche gefunden.«
    »Hilft uns das weiter?«
    »Vielleicht. Sagt Ihnen der Name Frank im Zusammenhang mit Frances Austin etwas?«
    »Ja, irgendwie schon.«
    »Dann finden Sie raus, wieso. In ihrer Handtasche war ein mit Filzstift

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