Im Sog Des Boesen
Anson nach.
»Nein, ganz allgemein. Gute Menschen. Natürlich gibt’s auch die eine oder andere Hexe.«
»Sind Sie in der Gothic-Szene?«, fragte Lucas.
»Seh ich so aus? Nein. Frances war eine Weile dabei, aber irgendwann hat sie die Szene durchschaut und zu mir gesagt: ›Ich würde gern mal einen Goth kennenlernen, der einen Reifen wechseln kann.‹ Meiner Ansicht nach hatte sie die Nase voll von den Typen. Zu viel Schauspielerei.«
Das Messer.
»Wir haben das Messer gefunden, Frank.«
»Sie waren das …«
»Nein, und Sie wissen, dass Ihre Mutmaßungen Quatsch sind«, sagte Lucas. »Drei unbeteiligte Leute von der Spurensicherung haben es entdeckt, nicht ich. Sie waren vor mir da, also kann ich die Waffe auch nicht platziert haben. An der Klinge klebt mit ziemlicher Sicherheit Patricia Shockleys Blut.«
»Patricia Shockley kenn ich doch gar nicht. Ich kenne niemanden aus der Szene außer Frances.«
»Es ist genug Blut für eine DNS-Analyse, die gerade gemacht wird. Wie konnte das Blut an das Messer gelangen, Frank?«
Willett strich sich die Haare zurück. »Keine Ahnung, das hab ich Mr. Mose schon gesagt … Ich glaube wirklich, dass einer von euch Cops es in meiner Wohnung platziert hat. Nicht unbedingt Sie, aber jedenfalls jemand von der Polizei. Bei mir war vorher kein Messer. Ich komm mir vor wie im falschen Film.«
»Hatten Sie schon mal Blackouts aufgrund von Drogen?«, erkundigte sich Anson.
»Ich nehm keine harten Sachen, weil die den Körper kaputt machen. Acid oder Koks kann ich mir sowieso nicht leisten. Methamphetamine würde ich mir auch nicht reinknallen, die zerstören das Gehirn. Wirklich, ich weiß nicht …«
Er gab zu, für die Mordnächte vermutlich kein Alibi zu haben, einfach, weil er nachts gern unterwegs war. »In Clubs oder auf der Hennepin Avenue, so bin ich nun mal.«
Dann unterhielten sie sich über seine Beziehung zu Alyssa Austin. Hatten sie sich im Zorn voneinander getrennt?
»Nein. Aber fragen Sie sie doch selber. Es hat einfach aufgehört, weil sie zu beschäftigt war mit der Steuer. Wir wussten beide, dass das etwas Vorübergehendes ist.«
»Sie hat Ihnen den Landrover geschenkt«, sagte Lucas.
»Ja. Sie ist ein Schatz. Das war kein Liebeslohn oder so was. Sie hat ihn mir geschenkt, weil ich diese alte Klapperkiste hatte mit den Löchern im Boden. Mit dem Ding hätt’ ich mich beim Fahren irgendwann umgebracht. Ich musste immer die Fenster offen lassen, so sehr hat’s nach Benzin gestunken. Der Landrover war eine Superüberraschung.«
»Der war nicht für den Sex und auch kein Abschiedsgeschenk?«
»Vielleicht ein Abschiedsgeschenk. Die Austins haben so viel Kohle, das waren Peanuts für Alyssa. Wahrscheinlich hat sie sich gedacht: Wenn ich klettern und surfen und Ski fahren würde wie er, hätte ich vermutlich gern einen solchen Wagen. Also hat sie mir einen Landrover besorgt. Geld bedeutet ihr nicht viel. Ein schlechter Tag an der Börse, und sie verliert das Zehnfache von dem, was der Wagen kostet.«
Sie bearbeiteten ihn, drängten ihn, versuchten, ihn wütend zu machen oder zu verspotten, doch er wurde nur immer trauriger und verwirrter. Irgendwann standen sie alle auf.
Lucas rief den Deputy herein, und Mose sagte, er wolle sich noch ein paar Minuten mit Willett unterhalten. Lucas und Anson gingen zur Tür.
Willett fragte von seinem Stuhl aus: »Officer Davenport - als Sie das Messer in der Schublade gesehen haben, was haben Sie da gedacht?«
Lucas zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht: Das ist ja mal was. «
»Nicht: Was Dämlicheres ist mir noch nie untergekommen ? Glauben Sie wirklich, jemand flieht und lässt ein blutiges Messer in der untersten Schublade einer Kommode, in die jeder zuerst schauen würde? Vielleicht hätte ich noch einen Zettel drankleben sollen mit der Aufschrift ›Achtung, Messer! ‹ oder ›Achtung, Mordwaffe!‹. Mein Gott, für wie bescheuert halten Sie mich eigentlich?«
»Nicht alle Mörder sind Genies«, erklärte Lucas.
»Aber was Dümmeres haben Sie doch sicher noch nie erlebt, oder?«
»Durchaus«, erwiderte Lucas.
»Denken Sie drüber nach«, sagte Willett.
Draußen auf dem Flur brummte Anson: »Versager.«
»Viel haben wir nicht aus ihm rausgekriegt«, sagte Lucas.
»Soll ich mich über seinen Background kundig machen?«
»Ja. In seinem Haus liegt eine ganze Menge Papier rum. Wir haben seine Mobilfunk-Unterlagen und sein Adressbuch. Wenn wir ein Profil erstellen könnten
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