Im Sog Des Boesen
Handy-Nummer.
»Hallo, Lucas«, begrüßte sie ihn. »Noch sauer auf mich?«
»Ja, aber deswegen rufe ich nicht an«, erwiderte er. »Neulich, als ich bei dir war, hat doch jemand die Klamotten von Frances für die Kleidersammlung in den Pick-up geladen. Kennst du den?«
»Das war Ricky Davis, der Freund von Helen. Warum?«
»Was macht der sonst?«
»Hm, ich glaube, er arbeitet nachts für einen Schrotthändler in South St. Paul. Außerdem hat er einen kleinen
Schneepflug, den er an seinen Pick-up montiert und mit dem er im Winter die Straße räumt. Und er verkauft Feuerholz … solche Sachen.«
»Aha.«
»Verrat mir mehr.«
»Ich glaube nicht, dass viel dahintersteckt. Mir ist nur aufgefallen, dass der Typ Cowboystiefel trug, und das finde ich interessant. Bitte tu mir einen Gefallen.«
»Raus mit der Sprache.«
»Halt diesmal den Mund, ja? Darüber, dass ich mich nach Helens Freund erkundigt habe.«
»Ich versprech’s. Die Sache mit Frank hab ich auch nicht bewusst ausgeplaudert; da ging es ums Geschäftliche.«
»Und fang bitte nicht an, Helen schief anzuschauen.«
»Auch das verspreche ich. Ich sehe sie sowieso manchmal tagelang nicht. Da fällt’s mir nicht schwer, mich eine Weile von ihr fernzuhalten.«
»Mach das«, sagte Lucas. »Morgen oder übermorgen erzähle ich dir dann mehr.«
Del spitzte die Ohren. Sobald Lucas das Gespräch beendet hatte, fragte er: »Stehen wir vor der Lösung des Falles?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Lucas. »Möglicherweise hat sich was getan.« Er wählte die Nummer von Carol. Als sie sich meldete, sagte er: »Ich hätte wieder Arbeit für Jackson und seine Kamera.«
Heather betrat die Wohnung mit Einkaufstüten, ging noch einmal hinaus und kehrte mit weiteren Tüten zurück.
»Ganz schön viel Futter für Mama und das Baby«, bemerkte Del.
»Ich sag’s ja: Siggy kommt. Wenn er gestern Abend in Chattanooga war, ist er heute Abend in Illinois und morgen Nachmittag oder Abend hier, je nachdem, wie zügig er fährt. Nicht zu schnell, würde ich vermuten, weil er ja nicht wegen
einer läppischen Geschwindigkeitsübertretung angehalten werden möchte.«
»Dabei würde er bestimmt nicht seinen eigenen Führerschein vorzeigen.«
»Trotzdem. Wenn er kein vorsichtiger Mensch wäre, hätte er sich nicht so lange im Drogenhandel gehalten.«
»Oh-oh«, sagte Del, das Fernglas vor den Augen.
»Was ist?«
»Sie hat gerade ein Sixpack Heineken aus der Tüte geholt.«
Lucas konnte die grünen Flaschen mit dem bloßen Auge erkennen. »Siehst du. Sie selber hat seit dem Beginn der Schwangerschaft nichts mehr getrunken.«
»Wow … und das da schaut aus wie eine Flasche Stoli.«
»Siggy, Siggy, Siggy … komm heim zu Mama.«
Am frühen Nachmittag rief jemand vom Labor an, um Lucas Informationen über das Blut an der Klinge des Messers zu geben. »Es stammt von einem Menschen und ist A positiv. Keine Fingerabdrücke auf dem Griff. Mit der DNS -Analyse hab ich auch schon angefangen; es wird allerdings noch zwei Tage dauern.«
»Sechsunddreißig Stunden hat man mir versprochen«, erwiderte Lucas.
»Das sind zwei Tage, es sei denn, Sie wollen die Resultate um Mitternacht«, sagte der Techniker.
Sobald er das Gespräch beendet hatte, rief Lucas Harry Anson von der Mordkommission in Minneapolis an. »Wir fühlen gerade einem Mitarbeiter von Alyssa Austin auf den Zahn. Heute Vormittag haben wir uns sein Haus vorgenommen.«
»Hab ich gehört.«
»Es musste schnell gehen. Jedenfalls haben wir Blut auf einem Messer gefunden, A positiv, keine Fingerabdrücke. Mir
fehlen die nötigen Vergleichsdaten der drei Mordopfer in Minneapolis.«
»Das Blut stammt von Patricia Shockley, die hatte A positiv. Hast du die DNS -Analyse bereits veranlasst?«
»Ja, in sechsunddreißig Stunden wissen wir mehr. Der Typ sitzt erst mal aufgrund eines kalifornischen Haftbefehls in Ramsey. Wir versuchen, ihn zwei Wochen dortzubehalten.«
»Wenn wir’s in den nächsten zwei Wochen nicht schaffen, können wir es ganz abschreiben. Wahrscheinlich reicht das Messer. Falls er Frances und ihre Mutter gebumst hat, hätten wir ein Motiv. Vielleicht sollten wir für die Verhandlung einen Seelenklempner hinzuziehen.«
»Vielleicht.«
»Zwei Menschen, ein Gedanke«, sagte Anson.
»Jedenfalls fahre ich jetzt nach Ramsey und knöpfe mir Willett vor«, erklärte Lucas. »Wir sehen uns dort.«
»In Ordnung.«
Willetts Pflichtverteidiger Tony Mose traf sich im Eingangsbereich des
Weitere Kostenlose Bücher