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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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einflussreiche Leute stecken ihr ganzes Vermögen in die Unternehmungen der Duvoisins – vor allem in das Schifffahrtsunternehmen. Und am Stadtrand kaufen viele Inselbewohner Land, auf dem sie dann ein Haus oder ein Geschäft errichten müssen. Der Wohlstand der Duvoisins ermutigt die Menschen und weckt ihren Appetit. Sie haben das Gefühl, an Frederics Vermögen teilzuhaben, sofern sie nur ein Stück seiner Insel besitzen.«
    Joshua Harrington sah skeptisch drein. »Und sind sie damit erfolgreich?«
    »Wenn wir in einem oder zwei Tagen ankommen, können Sie sich mit eigenen Augen ein Bild machen und dann selbst entscheiden, ob die Menschen ein gutes Leben führen oder nicht.«
    Loretta beugte sich vor. »Ich weiß, dass meine Schwester und ihr Mann sehr glücklich über ihre Übersiedlung in die Karibik sind, und nach Ihrer lebhaften Beschreibung kann ich unsere Ankunft kaum abwarten. Das klingt doch alles ganz wunderbar, nicht wahr, Charmaine?«
    Das Mädchen war jedoch in Gedanken versunken und hörte gar nicht zu.
    »Charmaine?«
    »Oh, tut mir leid – was haben Sie gesagt?«
    »Es sieht ganz so aus, als ob Charmantes wunderschön sei und jedermann gern dort lebe«, sagte Loretta. »Aber du bist mit deinen Gedanken ja ganz woanders.«
    Charmaine rieb sich über die Stirn. »Nein«, murmelte sie, »ich habe zugehört.«
    Aber Loretta wusste es besser. Den ganzen Nachmittag über hatte sich das Mädchen über die Brautwerbung zwischen Colette und Frederic Duvoisin ereifert und sich die wildesten Szenarien ausgemalt, ohne andere Möglichkeiten überhaupt in Betracht zu ziehen. Loretta wollte unbedingt die Wahrheit erfahren, bevor Caroline sie mit ihrem Gerede beeinflussen konnte.
    »Mr. Wilkinson« – sie wandte sich an den Kapitän –, »wenn es nicht zu unverschämt ist, würde ich auch gern ein wenig über Colette Duvoisin erfahren.«
    Auf sein Stirnrunzeln hin lenkte Loretta geschickt ein. »Wissen Sie, meine Schwester plappert gern, aber mit dem Schreiben hat sie es nicht so. Ich bekomme nur selten Post von ihr, und wenn doch, sind die Briefe meistens kurz. Da sich Charmaine bei den Duvoisins bewerben möchte, verstehen Sie sicher, dass ich gern so viel wie möglich über ihre zukünftige Herrschaft erfahren würde.«
    Mr. Wilkinson war einverstanden. Schließlich ließ sich nicht verschweigen, was sie ohnehin erfahren würden. »Und was genau möchten Sie wissen?«
    »Charmaine hält Miss Colette für so jung, dass sie Frederic Duvoisins Tochter sein könnte.«
    »So ist es. Um genau zu sein, ist sie sogar jünger als seine beiden Söhne.«
    Charmaine warf Loretta einen vielsagenden »Habe ich es nicht gesagt«-Blick zu.
    Der Kapitän bemerkte den Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. »Miss Colettes Familie befand sich damals in finanziellen Schwierigkeiten, und Frederic hat ihnen geholfen. Außerdem gab es einen Bruder, der lange Zeit ernstlich krank war, und Frederics Vermögen hat auch diese Kosten getilgt. Nun ja. Manch einer mag eine solche Übereinkunft als Gefängnis bezeichnen, aber ich bin sicher, dass Miss Colette dieses Wort nie benutzen würde.«
    Charmaine war so entsetzt, dass sie den letzten Satz überhörte. Das Leben ihrer Mutter war grauenhaft gewesen, aber zumindest hatte sich Marie dieses Leben selbst erwählt. Dagegen war Colette Duvoisin wie ein Stück Vieh gegen Geld verschachert worden. Charmaine empfand tiefstes Mitleid mit dieser Frau.
    Jonah Wilkinson lehnte sich zurück. »Miss Colette ist keineswegs so unglücklich, wie Sie sich das vielleicht vorstellen, Miss Ryan.«
    »Ich denke, dass ich mir selbst ein Bild machen möchte, Mr. Wilkinson.«
    Loretta tätschelte Charmaines Hand. Ihrer Meinung nach hatte der Kapitän vermutlich recht. »Zumindest steht dir die Herrin des Hauses im Alter sehr nahe«, meinte sie versöhnlich. »Vielleicht könnt ihr euch sogar anfreunden.«
    Auf den Gedanken war Charmaine noch gar nicht gekommen, doch nun hoffte sie, dass das wahr werden würde.
    Montag, 12. September 1836
    An ihrem vierten Tag auf See erwachte Charmaine bereits früh am Morgen. Der Kapitän ging davon aus, dass sie die Inseln in der Morgendämmerung sichteten, und diesen Moment wollte sie auf keinen Fall verpassen. Nach kurzem Nachdenken schlüpfte sie in ihr bestes, blassgrünes Kleid und bürstete gerade die letzten Knoten aus ihrer widerspenstigen Lockenmähne, als der lang ersehnte Ruf über das Deck schallte. »Land in Sicht!«
    Einen Moment lang hielt Charmaine

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