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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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angelegt, und zwar an der Ostküste der Insel. Die meisten Inseln in der Karibik verfügen über einen leeseitigen oder westlichen Hafen, wo man vor den Wirbelstürmen sicher ist. Charmantes dagegen besitzt ein natürliches Hafenbecken an der Ostküste, das von einer schützenden Halbinsel umgeben ist. Jean Duvoisin II. konnte also den Anleger im Osten errichten und die ruhige Westseite mit den wunderbar sandigen Stränden zum Bau des Herrenhauses nutzen. Sobald wir das Ende der Halbinsel erreichen, verwandelt sich die unberührte Landschaft in die geschäftige Stadt, von der ich gestern Abend gesprochen haben.«
    Er deutete zum östlichen Horizont hinüber. »Wenn Sie genau hinsehen, können Sie dort drüben die beiden anderen Inseln von Les Charmantes ausmachen.« Charmaine beschattete ihre Augen und konnte in der Ferne tatsächlich zwei kleine Landrücken erkennen.
    Kurz darauf wich das Land plötzlich zurück, und die Raven machte eine Kursänderung nach Süden, um die Halbinsel zu umsegeln. Mr. Harrington schloss sich dem Kapitän an, als dieser auf seinen Posten zurückkehrte, und Charmaine war erneut sich selbst überlassen. Seevögel tauchten aus dem Nichts auf, flogen durch die Takelage hindurch und glitten tief über die Wellen. Dabei kreischten sie so laut, als ob sie das ankommende Schiff begrüßen wollten.
    Als die Raven das Ende des Kaps erreichte, richtete sich Charmaines Blick auf die Takelage. Die Leinen knarzten, als die dreieckigen Segel gesetzt wurden, und im nächsten Augenblick fingen sie den Wind ein und wölbten sich nach vorn. Das Heck kam herum, und das Schiff legte sich hart nach Steuerbord, bis es einen vollkommenen Halb kreis beschrieben hatte. »Das Schiff spannt alle seine Kräfte an«, bezeichnete dies der Kapitän, und Charmaine konnte nur staunen, wie zielsicher der Handelssegler nach Norden drehte und in die Bucht von Charmantes einlief. Überrascht schnappte sie nach Luft, als statt der wilden Einsamkeit mit einem Mal ein geschäftiger Hafen und eine kleine Stadt ins Blickfeld rückten.
    Während der Kapitän den Segler mit großem Geschick längsseits des größten der drei Kais manövrierte, glitten Charmaines Blicke über die Gebäude der Insel, die sich in alle Richtungen erstreckten. Dann konzentrierte sie sich auf die Menschen. Ganz normale Menschen, wie sie schnell feststellte. Wie hatte sie nur denken können, dass sie irgendwie anders aussehen würden?
    Die Menschenmenge am Kai vergrößerte sich ständig. Offenbar war die Ankunft eines so großen Handelsschiffs von besonderem Interesse. Menschen aller Hautfarben – weiß, schwarz und alle anderen Schattierungen – sammelten sich am Anleger. Alle waren anständig gekleidet. Von Ärmlichkeit keine Spur. Es waren auch Frauen darunter, die Kinder an die Brust drückten und ihren Männern an Bord des Seglers zuwinkten. Demnach waren die Matrosen der Raven keine heimatlosen Seeleute, wie Charmaine gedacht hatte, sondern hatten Familien, die auf ihre Heimkehr warteten.
    In einem wahren Begeisterungstaumel wurden die Leinen in kürzester Zeit von zahllosen Händen an den Pollern am Kai festgezurrt. Als Letztes wurde die Gangway herabgelassen, und im nächsten Augenblick strömten die Wartenden an Deck. Freunde, die sich seit vielen Monaten nicht mehr gesehen hatten, schlugen sich mit schwieligen Händen auf die Schultern, Verabredungen für den abendlichen Besuch im Saloon wurden getroffen, und die verheirateten Matrosen rannten auf den Kai hinunter, um Frauen und Kinder in die Arme zu schließen. Für einige Augenblicke war die Arbeit vergessen, und alle begrüßten und umarmten sich und tauschten die letzten Neuigkeiten aus.
    Erst als ein dunkelhaariger Mann die Gangway erklomm und plötzlich inmitten der Menge stand, trat Stille ein. Der Mann hatte eine so starke Ausstrahlung, dass er die Blicke aller auf sich zog. Auch Charmaines Blick haftete auf ihm, und sie bewunderte ihn, wie sie noch nie zuvor einen Mann bewundert hatte. Sein Gesicht war gebräunt, was den langen Stunden unter tropischer Sonne geschuldet war. Der eindringliche Blick seiner Augen ließ einen scharfen Verstand erahnen. Kastanienbraune Locken fielen ihm bis auf die Brauen, und unter der geraden Nase erkannte sie einen Schnurrbart, volle Lippen und ein energisches Kinn. Der Mann bewegte sich leichtfüßig, und doch war seine Haltung stolz und selbstbewusst – ja, aristokratisch. »Na los, Männer!«, rief er über die Decks, dass seine weißen Zähne nur

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