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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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übernehmen, wussten wir alle nicht, dass es so enden würde.« Er zog seine buschigen Brauen zusammen, bis sie sich berührten. »Man kann zwei Menschen nicht auseinander halten wie Süd- und Nordpol … nicht ein ganzes Leben lang.«
    »Eine schlechte Ausrede für jemanden wie Sie«, warf Eschenbach ein.
    »Ich bin nicht der liebe Gott, Herr Kommissar. Ich glaube, Sie verwechseln da etwas.« Er lächelte müde. »Ich bin nur ein Klempner … einer, der Leitungen legt und der sie flickt, wenn sie undicht sind.«
    »Haben Sie deshalb Philipp erschossen? Weil ihr Sicherheitskonzept leckte, weil passierte, was nicht hätte passieren dürfen?«
    »Philipp hätte längst in eine Anstalt gehört. In eine geschlossene, wenn Sie mich fragen. Aber Johannes gab nicht auf. Er rannte mit ihm von Klinik zu Klinik, und am Ende glaubten wir alle, dass er geheilt und alles vorbei wäre …«
    »Haben Sie deshalb nicht eingegriffen, weil Sie glaubten, er wäre geheilt?« Eschenbach sah Hottiger fragend an.
    »Ich hatte nicht einmal verhindern können, dass Doris und Philipp sich kennen lernten. Ich war in Amerika, als es passierte. Und plötzlich waren sie ein Paar … was sollte ich noch tun? Als sie mich dann anrief … aufgelöst und mit den Nerven am Ende, war der Schlamassel schon perfekt. Ich flog zurück in die Schweiz und sah mir die Videos an: Dann wusste ich, dass nichts so war, wie es schien.«
    »Warum gingen Sie nicht zur Polizei … Sie hatten die Beweise. Es wäre ein Leichtes gewesen, Bettlach aus dem Verkehr zu ziehen.«
    »Ach, und dann? Kliniken und Gutachten und das Ganze noch mal? Der Glaube an das Gute macht dem Elend kein Ende. Zu dieser Erkenntnis sollten Sie langsam auch kommen. Gerade als Polizist.« Er lächelte bitter. »Aber was soll’s? Okay, ich bin zu spät gekommen, habe es vermurkst … da gibt es nichts zu rütteln. Es war mein Fehler. Ich hätte Doris schützen müssen … so etwas lässt sich nicht wieder gutmachen, ich weiß.«
    »Und trotzdem haben Sie Bettlach erschossen?« Eschenbach wusste, was er darauf antworten würde.
    »Das Geschehene kann man nicht rückgängig machen … aber dass es wieder und wieder passiert, verstehen Sie? Wieder und wieder und wieder …« Hottiger wiederholte es sicher zehn Mal.
    »Das musste ich verhindern. Ich musste der Sache ein Ende bereiten! Wenn die Nadel in der Plattenrille hängen bleibt, dann muss sie einer rausnehmen.«
    Die beiden Männer sahen sich eine Weile an, ohne dass einer etwas sagte. Dann war es wieder Hottiger, der das Wort ergriff.
    »Was ist es denn für eine Tragödie, wenn so einer verschwindet? Einer, der Kindern die Zukunft aus dem Leib reißt … ganze Leben versaut? Wie lange wollt ihr noch warten, bis ihr dieses Gesocks endlich einbuchtet? Wie lange?«
    »Es gibt Gesetze, Herr Hottiger. Auch für dieses Gesocks, wie Sie es nennen.«
    »Eine schlechte Ausrede, Herr Kommissar. Sie haben einen ganzen Ordner mit Namen. Alles Kinderficker und Leute, die auf so etwas stehen. Und was machen Sie? Sie lassen es sich wegnehmen. Und wo liegt es jetzt? Bei irgendeinem Bürokraten. So wird das nichts, glauben Sie mir.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Eschenbach erstaunt.
    »Haben Sie sich nie gefragt, woher Sie es wissen?« Er zog eine Braue hoch. »Vom Bundesamt für Polizei, dem BAP vielleicht? Und woher hat es das BAP?«
    »Vom US Postal Inspection Service «, sagte Eschenbach.
    »Richtig. Und die bekamen es vom FBI.« Er machte eine kurze Pause. »Eine verdammt lange Mühle, die da mahlt, bis etwas zutage gefördert wird. Und dann kommen Sie, und legen es zu den Akten … warten, bis auch der Hinterletzte Wind davon bekommt. Wissen Sie, wie viel Zeit und Mühe es uns gekostet hat, Landslide hochgehen zu lassen?« Er sah Eschenbach wütend an.
    »Wieso uns? Was haben Sie mit Landslide zu tun?«, wollte Eschenbach wissen.
    » Landslide  …« Hottiger lächelte müde. »Das ist mein Baby, wenn Sie so wollen.«
    Eschenbach runzelte die Stirn.
    »Es ist ein dummer Vergleich, ich weiß. Aber trotzdem, es ist so. Es gibt unzählige solcher Dreckschleudern – Portale, auf denen das ganze Kinderpornozeugs vertrieben wird. Meist kommt man nicht an sie heran; sie formieren sich immer wieder neu. Es sind die wirklichen Profis, wenn es um den Vertrieb via Internet geht. Aber bei Landslide ist es mir gelungen.« Er sagte es nicht ohne Stolz. »Dank meiner Beziehungen zu Amerika, zum FBI.«
    Eschenbach nickte nachdenklich.
    »Und

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