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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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sind verboten!«, kam es von Aebischer wie aus einer Kanone.
    »Polizeihunde auch?«
    »Alle Hunde sind verboten.«
    Der Clubmanager hatte kein Gehör für Nuancen, und, was Eschenbach bereits wusste, auch keinen Sinn für Humor.
    Der Kommissar hätte das Spielchen gerne noch ein wenig fortgesetzt, aber die Zeit wurde knapp. Drei Stunden höchstens blieben noch, bis es dunkel wurde. Falls es nicht schon vorher zu regnen begann. Sorgenvoll betrachtete Eschenbach die Wolken, die sich im Nordosten zu einer dunkelgrauen Wand zusammengezogen hatten. Sie mussten weiterkommen.
    Barg die Anhöhe, links neben dem Waldrand, ein Geheimnis? Würde niedergetretenes Gras, ein gebrochener Zweig, ein liegen gelassenes Streichholz einen Hinweis auf den Heckenschützen geben können? War die Anhöhe überhaupt der richtige Ort, um nach Hinweisen zu suchen?
    Irgendetwas würden sie finden; irgendetwas fand Jean-Baptist von Matt immer, wenn man ihn nur ließ. Und dass man ihn ließ, lag nun an ihm, an Eschenbach selbst.
    Der Kommissar liebte es nicht, die Brechstange zu benutzen.
    Es war ihm zuwider, was er jetzt tat. Er hatte selbst ein ambivalentes Verhältnis zu Autorität und hierarchischen Zwängen. Er unterhielt sich nur kurz mit Aebischer. Obwohl der Kommissar leise, fast flüsternd sprach, war es der Offizier, der einem Subalternen Order erteilte. Es war der Buchprüfer, der den Buchhalter anwies. Nach diesem kurzen Gespräch, das Eschenbach am fünfzehnten Loch mit dem Clubmanager führte, war alles anders.
    Nicht nur hörte Aebischer damit auf, die Untersuchungen zu behindern. Der Clubmanager half fortan mit, überall dort, wo man ihn anwies und er zu helfen imstande war.
    Während von Matt mit seinem Team das Gelände um die Anhöhe absuchte, Grashalm für Grashalm, Busch für Busch, brachte Aebischer belegte Brote aus dem Clubhaus. Er baute einen Klapptisch auf, über den er sorgsam ein weißes Tischtuch legte. Bier, Wein, Apfelsaft, Mineralwasser und Eistee stellte er hin, unter emsiger Mithilfe seiner hübschen Assistentin.
    Selbst Tadaeus, dem Berner Sennenhund, stellte er einen Fressnapf mit geschnittener Wurst an ein schattiges Plätzchen. Auch eine Schale mit Wasser vergaß er nicht.
    Von Matts Männer nahmen Abdrücke von Reifen- und Fußspuren. Fotografierten und notierten ihre Funde auf einem Laptop, den sie in einer schwarzen Ledertasche mit sich trugen.
    An einigen Stellen wurden Grasproben genommen, die man später unter ein Mikroskop legen und auf einzelne Fasern hin untersuchen würde.
    Eschenbach stieg auf die Anhöhe, machte aber einen großen Bogen um die Leute von der Spurensicherung. Er würde nur im Wege stehen, irgendwo ungeschickt etwas umtreten oder sonst hinderlich sein.
    Nicht weit weg von dem Ort, an dem von Matt mit seiner Mannschaft hantierte, verlief ein teilweise mit Gras überwachsener Naturweg. Eschenbach folgte ihm und gelangte nach etwa dreihundert Metern zu dem Bauernhaus, das ihm bereits früher aufgefallen war.
    Er hatte Recht. Das Gehöft, bestehend aus einem Haupt- und einem Nebengebäude, war tatsächlich ein Gasthaus.
    Die Fassade des Hauptgebäudes war bis auf die Höhe des Kellerfundaments aus Holzschindeln gefertigt. Das ursprüngliche, helle Braun des Holzes war von der Sonnenbestrahlung fast schwarz geworden. Auf einem Schild stand in vergilbter brauner Schrift: Zum goldenen Egg.
    Auf dem großen Platz vor dem Nebengebäude, wo früher Heu abgeladen oder Weizen gedroschen wurde, war ein Parkplatz. Es standen gut ein Dutzend Autos dort sowie einige schwere Motorräder.
    Eschenbach stieg die paar Treppen hinauf, die zum Eingang der Gaststube führten, und trat ein.
    Drinnen herrschte reger Betrieb. Rauchschwaden hingen unter der niedrigen Holzdecke, und am Stammtisch spielten vier Männer Karten. An den meisten Tischen wurde gegessen. Hinter der Theke stand eine Frau mit imposanten Oberarmen, die gerade ein Bier zapfte. Sie hatte kurz geschnittenes, fettiges blondes Haar.
    Im Gegensatz zu den Kartenspielern, die von Eschenbach keine Notiz nahmen, hatte sie ihn gleich bemerkt. Überhaupt schien sie den ganzen Raum mit ihren kleinen, wachen Augen zu kontrollieren. Sie musterte Eschenbach von Kopf bis Fuß, wandte sich wieder ab und zapfte ein weiteres Bier. Keine Begrüßung. Kein Kopfnicken, kein Lächeln, kein gar nichts.
    Eschenbach ging durch die gut besuchte Stube, an Tischen und Bänken vorbei, direkt auf sie zu.
    »Guten Abend, mein Name ist Eschenbach …«
    »Zum Wohl, Herr

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