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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Kommissar.« Sie stellte ihm das eben gezapfte Bier hin und lief mit einem vollen Tablett davon.
    »Ich komme gleich wieder«, rief sie ihm zu, ohne den Kopf zu wenden.
    Eschenbach nahm einen Schluck, dann einen zweiten und einen dritten. Überhaupt hatte er, fiel ihm ein, seit Mittag nichts mehr getrunken. Er stellte das leere Glas auf die Theke zurück.
    Die Dame mit der Fettfrisur kam zurück. Wieder mit vollem Tablett, dieses Mal mit leeren Gläsern und Tellern. Sie stellte es auf die Ablage, links neben der Durchreiche zur Küche.
    Eine Bratwurst mit Rösti wartete, bis man sie holen würde. Der Kassenbon lag obenauf und hatte Fettflecken; die Wurst war etwas dunkel geraten. Leere Teller standen neben vollen, und volle Bierflaschen standen neben leeren.
    Die Frau fluchte. Sie rief durch die Durchreiche etwas in die Küche. Dann wischte sie sich die Hände an der speckigen Schürze ab.
    »Können einfach nicht speditiv arbeiten, diese Ausländer«, sagte sie zu Eschenbach und deutete mit dem Kopf zur Durchreiche.
    Eschenbach räusperte sich. Was sollte er dazu sagen? Auch nach vielen Jahren Polizeiarbeit widerte ihn dieser Stammtisch-Rassismus an. »Dann nehmen Sie doch Schweizer.«
    »Die waschen kein Geschirr«, kam es prompt. »Schon gar nicht zu dem Lohn, den ich zahlen kann.«
    »Aha. Wenig Geld, wenig arbeiten.«
    »Ich bezahle nicht wenig.«
    »Das ist mir auch gleich. Ich bin nicht vom Arbeitsamt. Ich ermittle in einer anderen Angelegenheit.«
    »Wegen dem erschossenen Golfer.«
    »Genau.« Eschenbach war nicht überrascht. Er wusste, wie schnell sich solche Neuigkeiten verbreiteten. Er blickte auf die Bratwurst, die immer noch auf ihren Weitertransport wartete.
    »Haben Sie morgen früh eine halbe Stunde Zeit? Sie haben jetzt sicher zu tun.«
    »Morgen ist Samstag …«
    »Ich dachte nur, dann müssten Sie nicht extra nach Zürich aufs Präsidium kommen. Um neun, geht das?«
    »Dann halt.«
    »Dann bis morgen. Und danke fürs Bier.«
    Als Eschenbach aus der rauchigen Stube hinaus ins Freie trat, war es fast dunkel, und es wehte ein steifer Wind. Zwei Gäste hantierten auf dem Parkplatz mit dem Verdeck ihres Sportwagens. Auf der Anhöhe war niemand mehr zu sehen.
    Eschenbach lief den Feldweg zurück in Richtung Golfplatz.
    Angenommen, der Schütze hatte wirklich von hier geschossen, dann alle Achtung. Verdammt weit, dachte er, als er auf gleicher Höhe stand wie zuvor seine Leute und hinunter auf die fünfzehnte Spielbahn blickte.
    Ihm schienen schon die dreihundert Meter weit, die im Militär zum Pflichtprogramm gehörten. Das hier mussten gut und gerne sechshundert oder mehr sein. Ein hervorragender Schütze.
    Als Eschenbach durch das halbhohe Gras den Hang hinunterstapfte, sah er, wie Aebischer versuchte, die weiße Tischdecke zusammenzufalten. Das Tuch zappelte im Wind, wie eine Friedensfahne, mit der Aebischer zu winken schien.
    Eschenbach lächelte. Ihm gefiel die Symbolik.
    Dann kam ihm in den Sinn, dass die weiße Fahne am Schießstand das Zeichen für Scheibe nicht getroffen war. Er musste lachen.
    Als er unten ankam, war alles aufgeräumt. Aebischer saß bereits im Elektrowagen und winkte ihm zu.
    »Kommen Sie, Herr Kommissar, wir müssen zurück. Es kommt gleich ein Gewitter.«
    Eschenbach stieg auf und setzte sich neben den gut gelaunten Aebischer auf die schwarze Kunstlederbank. Der Wagen fuhr mit einem Ruck an.
    »Tüchtige Leute haben Sie«, sagte der Clubmanager und steuerte das Gefährt zwischen Büschen und Sträuchern durch das Halbdunkel.
    »Meinen Sie?«
    »Absolut! Sogar einen Computer hatten sie dabei.«
    »Und einen Polizeihund.« Eschenbach konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.
    »Ja, Tadaeus hat die Stelle sofort gefunden.«
    »Tatsächlich?«
    »Von Matt erzählte, er sei im Lawinenrettungscorps gewesen.«
    »Wer, von Matt?«
    »Nein. Der Hund natürlich.«
    »Logisch. Dumm von mir.« Er versuchte, seine Geistesabwesenheit mit einem Lächeln zu entschuldigen. »Von Matt kann gar nicht Ski fahren.«
    »Würde mich wundern, wenn es der Hund kann«, kam es von Aebischer trocken zurück.
    Zuerst musste Eschenbach nur schmunzeln, dann verfiel er in ein schallendes Gelächter. Er stellte sich von Matts Sennenhund in grellgelben Skistiefeln vor, wie er mit Lawinenschutzgerät und einem Fass Rum um den Hals den Hang hinunterwedelte.
    Eschenbachs Körper zitterte, während er versuchte, seinen Lachanfall unter Kontrolle zu bekommen.
    Da tauchten in seiner Erinnerung plötzlich die

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