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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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eines Fünf-Franken-Stücks. »Dann war das mit der Fliege nicht weit weg.«
    »Genau. Auf dreihundert Meter!« Hannes deutete rüber zur Badeanstalt. »Bis dort sind es keine hundert!«
    Marianne verkleinerte den Ring aus Zeigefinger und Daumen. »Ein Fünfzig-Rappen-Stück! Das ist ja unglaublich.«
    »Ja, vielleicht. Ich weiß es auch nicht. Auf jeden Fall schießen die extrem präzis.«
    »Der in Washington, da waren’s achtzig Meter, habe ich gelesen«, sagte Marianne, die mit den Distanzen und den Geldstücken Mühe hatte.
    »Genau. Das ist im Vergleich geradezu ein Kinderspiel«, bestätigte Hannes. Er rief den Kellner und bestellte nochmals dasselbe. Dann fuhr er fort: »Jeder Schuss wird in ein Logbuch eingetragen. Die erstellen Tabellen über ihre Treffsicherheit. Luftfeuchtigkeit, Höhe, Windstärke. Alles spielt eine Rolle.«
    »Ist ja Wahnsinn.«
    »Sind physikalisch top, die Jungs. Der Wind kann die Flugbahn eines Geschosses verfälschen, bei tiefer Temperatur explodiert Munition anders als bei hoher, überhaupt ist die Munition entscheidend. Zwischen 2.50 und 11 Franken kostet eine Patrone aus Schweizer Fabrikation, wenn sie manuell hergestellt oder wenigstens manuell auf ihre Eigenschaften kontrolliert wurde. Zum Vergleich: Für einen gewöhnlichen Schuss fürs Sturmgewehr werden 45 Rappen verlangt.«
    Ein Glasboot mit Touristen schwamm fast geräuschlos an ihnen vorbei, stromaufwärts Richtung Seebecken.
    »Der Jahresverbrauch an Munition liegt etwa bei tausend Schuss«, wusste Hannes.
    »Das sind ja über zehntausend Franken.« Für Marianne waren das zwei Monate Ferien.
    »Und die Knarre kostet mindestens noch mal so viel.« Noch mal zwei Monate Ferien, dachte Marianne.
    Die Terrasse füllte sich. Es waren junge Leute aus der Medienbranche oder Bankangestellte, die direkt von der Arbeit hierher kamen, etwas tranken und wieder gingen. Marianne liebte das Lokal. Wenn sie lange genug dasaß, hatte sie das Gefühl, nicht das Wasser, sondern sie selbst bewege sich. Sie genoss es, den Leuten beim Kommen und Gehen zuzusehen und ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Sie beobachtete Hannes, wie er sprach, und machte sich ein paar Notizen.
    Er hatte eine weiche Stimme. Am Telefon hatte sie ihn sich anders vorgestellt. Jetzt, so wie er dahockte, mit seinem schwarzen T-Shirt, den Schweißflecken unter den Achseln, dem bleichen Hals und den gut und gerne fünf Kilo zu viel um Hüfte und Kinn, war sie froh, dass er abends keine Zeit hatte. Sie würde Jürgen anrufen. Der hatte immer Zeit.

6
    Es war kurz vor halb sieben, und die Leute von der Spurensicherung waren immer noch nicht da. Eschenbach hatte sie für sechs Uhr bestellt.
    Jean-Baptist von Matt, der diese Spezialeinheit seit über zwanzig Jahren leitete, war von altem Schrot und Korn. Überkorrekt und mindestens so pingelig wie eine Gouvernante in einem Fünf-Sterne-Hotel. Wenn von Matt zu spät kam, dann nur, weil er aufgehalten wurde. Wo blieb er nur, und wo war Aebischer?
    Eschenbach ahnte, dass etwas nicht stimmte. Er suchte sein Handy, griff in die rechte, dann in die linke Hosentasche. Dann ging er zum Elektrowagen und war erleichtert, als er es in einer der Getränkehalterungen stecken sah.
    Bevor er sich entscheiden konnte, ob er zuerst das Clubsekretariat oder lieber gleich von Matt anrufen sollte, hörte er Männerstimmen. Jagmetti, das Mädchen und der Golfprofi hörten sie auch, denn sie beendeten ihre Unterhaltung.
    Es war Aebischers Stakkato, auf das ein breites, berndeutsches Legato folgte. Die vertraute Stimme von Matts. Dann Schweigen.
    Jetzt sahen sie den Elektrowagen, der zuvor durch den nahen Hügel verdeckt worden war, auf sich zukommen.
    Aebischer steuerte, von Matt saß wortlos daneben. Das Surren und Holpern, mit dem sie sich dem Tatort näherten, erinnerte Eschenbach an die alte Nähmaschine, mit der er als Kind gern gespielt hatte.
    Eschenbach wartete, bis Aebischer neben ihm parkte. Energisch drückte der Clubmanager mit dem Fuß auf das Bremspedal, das in seiner Doppelfunktion als Standbremse knatternd einrastete.
    »Dieser Herr«, begann Aebischer noch vor dem Absteigen und deutete mit dem Daumen auf von Matt, »will tatsächlich seinen Hund mitnehmen.«
    Er betonte das Wort »Hund« so, als ob es sich dabei um das Schrecklichste, Widerwärtigste, gar Niederträchtigste handelte, das man sich vorstellen konnte.
    »Na und?« Eschenbach, der natürlich wusste, was von Matt vorhatte, zog amüsiert die Augenbrauen hoch.
    »Hunde

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