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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Wedelkurse in den Flumser Bergen wieder auf, die er nach der Scheidung von Milena besucht hatte. Der Skilehrer in der roten Skijacke mit dem Emblem der örtlichen Skischule, die jüngere Dame mit dem engen, pfirsichfarbenen Anzug, der ältere Anwalt aus Travemünde, den selbst die grauenhaftesten Stürze nicht vom Skifahren hatten abbringen können; alle waren sie jetzt Berner Sennenhunde.
    Sogar Elsbeth, die Kunststudentin aus Bern, mit der er während seiner Skiferien ein kurzes, aber intensives Verhältnis hatte, war plötzlich eine Hündin mit feuchter Schnauze und schwarzblonden Plüschohren.
    Eschenbach wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und erholte sich erst wieder, als das hell beleuchtete Clubhaus vor ihnen auftauchte.
    »Ich dachte, Sie hätten keinen Humor, Aebischer.«
    »Und ich dachte, Sie wären ein Beamtenarsch.«
    »Wie der Schein trügt.«
    »Eben.« Aebischer parkte den Golfwagen hinter dem Clubgebäude. »So, jetzt gibt’s was zu essen«, sagte er und sprang vom Kart herunter.
    Eschenbach war’s recht. Er sah auf die Uhr. Es war Viertel nach zehn. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen und kaum etwas getrunken. Und plötzlich, jetzt, da er ans Essen dachte, spürte er die schmerzende Schwere seiner Beine.
    Er entdeckte, wie sich die Schwerkraft potenzierte und wie matt und ausgelaugt er sich fühlte. War er es auch wirklich – oder fühlte er sich nur so? War das Ganze ein rein mentales Problem, wie Corina immer sagte? Einfach nicht dran denken? Diese indischen Yogis, von denen sie erzählte, die monatelang nichts aßen; dachten die einfach nicht daran? Haben keinen Aebischer, der sie daran erinnert, dachte er. Was ich nicht denke, ist auch nicht, kann nicht sein. Darf nicht sein? War es so einfach?
    Eschenbach lud zum zweiten Mal Braten auf seinen Teller.
    Sie saßen an einem großen, runden Tisch. Von Matt und seine zwei Polizisten, von denen Eschenbach einen von früher her kannte, Johnny, Doris Hottiger, Jagmetti und Aebischer.
    Von Matt gab ein kurzes Resümee. Er vermied es, voreilige Schlüsse zu ziehen oder Indizien preiszugeben. Andererseits verpackte er das Nichtssagende so spannend, dass ihm Doris Hottiger, Johnny und Aebischer an den Lippen hingen. Er referierte über berühmte Fälle der Kriminalistik und freute sich über seine aufmerksame Zuhörerschaft.
    »Und Sie meinen wirklich, den perfekten Mord gibt es nicht?« Es war Frau Hottiger, die das wissen wollte.
    »Nein. Es gibt unaufgeklärte Morde. Aber den perfekten Mord gibt es nicht.«
    »Aber wenn er nicht aufgeklärt, der Mörder nicht gefasst wird, dann ist er doch perfekt«, gab Johnny zu bedenken.
    »Nicht unbedingt. Vielleicht hat man den Fehler, der begangen wurde, einfach nicht oder noch nicht entdeckt«, entgegnete ihm Jean-Baptist von Matt und stopfte seine Pfeife.
    »Die Katze beißt sich doch in den Schwanz«, sagte Aebischer. »Wie weiß ich bei einem unaufgeklärten Mord schon von vorneherein, dass ein Fehler begangen wurde? Ich muss den Fehler doch zuerst finden, um zu beweisen, dass es einen Fehler gab.«
    »Womit Sie sagen wollen, dass, wenn der Fehler gefunden wird, der Fall auch geklärt sei«, grummelte Eschenbach mit vollem Mund.
    »Genau. Die Katze beißt sich in den Schwanz.« Aebischer strahlte und Eschenbach nahm ein drittes Mal Kartoffelpüree und Braten.
    »Nicht ganz. Es könnte ja auch sein, dass trotz des Fehlers der Mörder nie verurteilt wird.« Von Matt gab nicht auf.
    »Ja, gibt es denn das?«, fragte Aebischer, der Mühe hatte, das in seiner Vorstellung von Recht und Ordnung unterzubringen.
    »Das kommt öfter vor, als Sie denken«, meldete sich Jagmetti und hob vielsagend die Augenbraue.
    »Und der Mörder ist immer der Gärtner«, spottete Eschenbach, der nun endlich das Besteck zur Seite legte und sich mit der Serviette den Mund abwischte. Er blickte mit einem Augenzwinkern in die Runde. »Nimmt noch jemand einen Nachtisch?«
    Alle lachten.
    »Dann muss Gregor der Mörder sein«, rief Johnny.
    »Wieso Gregor?«, kam es von einem der Polizisten und Doris Hottiger fast gleichzeitig.
    »Er ist der Gärtner … oder, besser gesagt, unser Greenkeeper«, sagte Aebischer, der als Einziger den Witz begriffen hatte.
    Wieder lachten alle, wobei sich Johnny kräftig auf die Schenkel schlug und den Scherz in der nächsten Stunde noch dreimal zum Besten gab.
    Trotz der Gemütlichkeit, die sich langsam breit machte, trotz Kartoffelpüree und Kalbsbraten, Flan-Caramel, einem

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