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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Ihnen am Samstag zukommen ließ, wurde das noch nicht vermerkt.«
    »Hmm, Drogen also«, murmelte der Kommissar.
    »War er in psychiatrischer Behandlung?«, wollte Salvisberg wissen.
    »Keine Ahnung. Wir untersuchen den Fall erst seit drei Tagen.«
    »Diese Aufputschmittel … um es mal so zu nennen, sind nicht selten. Gerade bei Erfolgsmenschen.« Salvisberg hielt einen Moment inne. »Was mich stört, ist sein Alter.«
    »Was ist daran so ungewöhnlich?« Eschenbach dachte daran, dass er nur sechs Jahre jünger war als der Tote.
    »Man beginnt nicht erst mit sechsundfünfzig damit. Das kommt früher … meist liegt eine instabile Persönlichkeitsstruktur des Patienten zugrunde.«
    »Woher kann so was … ich meine, gibt es da spezielle Voraussetzungen oder Gründe?«, wollte Eschenbach wissen.
    »Das kann bis auf die Kindheit zurückgehen. Traumatische Erlebnisse … Es gibt da einen Haufen unterschiedlicher Theorien.«
    »Er ist ohne Vater aufgewachsen, unehelich sozusagen. Könnte das eine Rolle gespielt haben?«
    »Könnte sein, muss aber nicht. Jedenfalls würde ich der Sache nachgehen. Man weiß ja nie.«
    »Das werden wir tun. Vielen Dank für den Hinweis.« Eschenbach winkte Jagmetti, der schon zum zweiten Mal den Kopf zur Tür hereingesteckt hatte.
    »Und melden Sie sich ungeniert, wenn Sie noch etwas brauchen«, sagte Salvisberg. Dann verabschiedeten sie sich.
    »Chef, soll ich die Tür schließen?«
    Es war eine rhetorische Frage. Ohne die Antwort abzuwarten, schloss der junge Polizist die Tür, nahm sich mutlos einen Stuhl, als handle es sich dabei um den Elektrischen, und setzte sich.
    »Kopf hoch, Jagmetti, das Leben geht weiter.« Der Kommissar war heiter gestimmt.
    Er hatte das Wochenende im Engadin genossen. Corina hatte ihn dazu ermuntert, mit ihr eine Wanderung ins Val Rosegg zu unternehmen, während Kathrin mit Freunden Biken ging. Abends waren sie zu dritt Essen gegangen. Kathrin schleppte sie danach noch in eine Disco, die sie etwas später und ohne Kathrin wieder verließen. Zu Hause hatten sie noch ein Glas Wein getrunken und miteinander geschlafen. Zweimal.
    Sie hatten Kathrin nicht gehört, als sie bei Tagesanbruch nach Hause kam, und sie weckten sie nicht, als sie um halb zehn frühstückten.
    Jetzt, auf seinem Bürostuhl spürte Eschenbach ein Ziehen in den Beinen und eine schmerzhafte Verspannung im Kreuz. Und trotzdem fühlte er sich zehn Jahre jünger. Mindestens.
    So wie Jagmetti aussah, war es bei ihm umgekehrt.
    »Chef, ich habe Scheiße gebaut.«
    »Das wissen wir nun ja.« Eschenbach ließ sich die gute Laune nicht verderben. »Es sind immer die Frauen«, sagte er, und dachte an Pummelchen mit den dicken Brillengläsern.
    Jagmetti wusste nicht, was Eschenbach mit der Anspielung wollte. Er war verwirrt, und als der Kommissar lachte, versuchte er es auch. Es missriet ihm gänzlich. Linkisch fuhr er sich mit der Hand durch sein ohnehin schon zerzaustes Haar, biss sich auf die Unterlippe und sah einmal rechts und einmal links an Eschenbach vorbei.
    Er sah das weiße Bücherregal, das überquoll und in dem sich einschlägige Werke zur Kriminalistik mit literarischen und philosophischen Werken kreuzten. Auf einem Stapel lagen Eschenbachs Manuskripte zu den Vorlesungen und Vorträgen, die er hielt. Der Einfluss der Psychoanalyse von Freud auf die moderne Kriminalistik . Daneben Werke von Freud, C. G. Jung und Psychologen, die Jagmetti nicht kannte.
    Er hatte Eschenbachs Lehrgang besucht und war fasziniert, ja geradezu hingerissen von der Schärfe des Verstandes dieses großen, behäbigen Mannes, der manchmal so tapsig daherkam. Wenn überhaupt Polizist, dann so einer wie Eschenbach, hatte er sich immer gesagt. Manchmal träumte er auch von einer Stelle im Auswärtigen Amt. Aber das waren Träume.
    Letzten Herbst, als er sich für die intern ausgeschriebene Praktikantenstelle in Eschenbachs Abteilung bewarb, hatte man ihm den Vorzug gegeben. Zweiundzwanzig Bewerber waren es gewesen. Und ihn, Jagmetti, hatte man ausgewählt. Aufgrund seiner schulischen Resultate, wie es hieß.
    Und jetzt dieser Mord. Dieser spektakuläre Fall, bei dem er an vorderster Front ermitteln durfte.
    Kollegen von ihm verbrachten das Praktikum im Zentralarchiv und ordneten halb verschimmelte Akten; schlugen sich mit Drogenhändlern und Prostituierten an der Langstraße herum oder verteilten Strafzettel in der Innenstadt. Bei vierzig Grad im Schatten!
    Nicht so er. Er hatte den Mordfall, von dem die Zeitungen

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