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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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nannte.
    »Ich weiß, also was gibt es Neues?«
    »Hottiger und Bettlach hatten ein Verhältnis.«
    »Also doch.«
    »Wieso? Wussten Sie davon?«
    »Nein, nicht direkt. Ich hab’s geahnt. Aebischer sprach von so etwas. Reine Vermutung. Aber für mich lag es in der Luft. Hat sie es gesagt?«
    »Ja.«
    Für den sonst so gesprächigen Jagmetti war das eine zu kurze Antwort. Eschenbach ahnte Schlimmes.
    »Wann genau sagte sie es Ihnen?«
    »Gestern Abend. Wir waren noch im Kaufleuten, nachdem wir Sie abgesetzt hatten.«
    Das Kaufleuten war eine Disco, das wusste Eschenbach von Kathrin. Man ging dorthin, um Spaß zu haben, nicht um Verhöre zu führen oder Kaffee zu trinken. Ihm gefiel die Geschichte ganz und gar nicht.
    »Und da hat sie es Ihnen erzählt?«, bohrte er weiter.
    »Ja … nein, später.«
    »Wann später? Jagmetti, machen Sie keinen Mist!«
    »Den habe ich schon gemacht, Chef.«
    »Frau Hottiger ist eine Tatverdächtige. Sind Sie noch ganz bei Trost?«
    Die beiden Amerikaner drehten die Köpfe und er merkte, dass er schrie und mit der Faust auf den Tisch geschlagen hatte.
    »Sind Sie noch da, Chef?«, kam es zögernd.
    »Ja.« Eschenbach zählte innerlich bis acht.
    »Bin ich jetzt suspendiert?«
    »Nein.«
    »Meinen Sie das ernst?«, kam es aus dem Handy.
    »Was?«
    »Ich meine, dass Frau Hottiger eine Tatverdächtige ist?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich froh. Ich glaube es nämlich auch nicht.«
    »Es ist völlig schnuppe, was Sie glauben«, zischte Eschenbach.
    »Sie könnte es sein … und für jeden vernünftigen Richter wäre sie es auch.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wenigstens das.«
    »Und jetzt?«
    »Und jetzt machen Sie Wochenende, Jagmetti.«
    »Danke, Chef.«
    »Und das möglichst ohne Frau Hottiger, wenn’s geht. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Eschenbach, der den Rest des Gespräches außer Hörweite der Speisewagengäste geführt hatte, fluchte. Er schaltete sein Telefon aus und ging mit grimmiger Miene zurück an den Tisch.
    »Also doch«, räusperte sich Kullerauge mit vielsagendem Blick. »Wie ich gesagt habe.«
    »Wie Sie was gesagt haben?« Eschenbach zog die Augenbrauen hoch und sah ihre dunkelbraunen Glasmurmeln funkeln.
    »Es war doch die Frau.«
    »Nein.«
    »Es sind immer die Frauen, Herr Kommissär.«

9
    Die Orientierungssitzung, die Eschenbach wie jeden Montag um acht einberief, und bei der es zur Tradition gehörte, dass Kaffee und Gipfeli bereitstanden, brachte nichts Neues. Ein paar Einbrüche, ein Bootsunfall auf dem See, eine Massenschlägerei an der Langstraße. Es war das Übliche um diese Jahreszeit.
    Jagmetti hatte, nachdem Eschenbach ihn dazu ermunterte, über die Fortschritte im Mordfall berichtet. Er sah müde aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Waren es Zeugen stürmischer Liebesnächte oder war es das schlechte Gewissen, das an ihm nagte?
    Übers Wochenende hatte der Informationsdienst versucht, Eveline Bettlach ausfindig zu machen; bisher ohne Erfolg. Es war Ferienzeit, und Max Kubly vom InfoD jammerte, dass ihm die Leute fehlten. »Die meisten haben schulpflichtige Kinder; die müssen sich nach den Schulferien richten …« Eschenbach standen die Haare zu Berge; es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, weshalb ein so intelligenter Haufen wie InfoD beinahe alles zustande brachte, außer der eigenen Ferienplanung. Wenigstens hatte Kubly herausgefunden, dass Eveline Bettlach ledig Marchand geheißen hatte. Es war etwas, das ihm ebenso gut auch Johannes Bettlach hätte sagen können; hätte er ihn nur erreicht. Vergeblich hatte er am Sonntag versucht, ihn anzurufen. Weder in seinem Haus in Herrliberg noch in der Bank ging jemand ans Telefon.
    »Ich habe Salvisberg in der Leitung«, kam es von Rosa Mazzoleni scheppernd aus der Gegensprechanlage.
    »Stellen Sie durch«, sagte Eschenbach und nahm sich das letzte Gipfeli, das von der Morgensitzung übrig geblieben war.
    »Störe ich Sie?« Es war die Standardbegrüßung von Salvisberg.
    »Sie stören nie«, war die standardmäßige Antwort. Ein Ritual, das sie pflegten, wie ein altes Ehepaar.
    »Der Tote … dieser Philipp Bettlach, wissen Sie schon etwas über ihn?«
    »Er war Bankier, charismatisch, ziemlich erfolgreich, wie man mir sagte. Wieso, stimmt etwas nicht mit ihm?« Eschenbach nahm einen Schluck Wasser und spülte den letzten Bissen Gipfeli hinunter.
    »Wir haben Reste von Stimulanzien gefunden.«
    »Was heißt das?«
    »Amphetamine und Rückstände von Kokain im Blut. Im provisorischen Bericht, den ich

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