Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
Vom Netzwerk:
mein Beschützer aufgewacht oder abgelöst worden war. Ich zog das Handtuch vom Spiegel und trocknete damit mein Gesicht, während ich zum Fenster ging. Mein Blick fiel auf das Auto und meinen Bewacher. Der Wagen stand immer noch da, aber es saß niemand mehr drin. Wo war der Beamte geblieben? Meine Uhr sagte mir, dass noch zehn Minuten bis zur Ablöse fehlten, vorausgesetzt, die Polizei nahm es mit der Uhrzeit ernst, also müsste der Kerl in seinem Auto sitzen. Andererseits spielte es wohl keine allzu große Rolle, ob er im Auto schlief, oder geschäftlich im Gebüsch saß. Was machte ich mir Sorgen, hier oben war ich sicher. Mit etwas mehr Elan ging ich in die Küche und prüfte den Zustand meiner Kaffeemaschine. Gut, der Kaffee duftete verführerisch und ich goss mir eine Tasse ein, als es an der Tür klingelte. Der Schreck zuckte durch meine Glieder wie ein Elektroschock. Gerade hatte ich mich ein wenig beruhigt, alles für die Katz. Nachdem ich den halben Kaffee verschüttet hatte, blickte ich zur Tür. Lass unter keinen Umständen jemanden in die Wohnung , hatte mein Bruder gesagt. Was jetzt? Es klingelte erneut. Irgendetwas musste ich jetzt tun, bevor mir jemand den Klingelknopf zerdrückte.
    Ich rief laut: „Wer ist denn da?“
    „Polizei, ich bin es, Hamann.“
    Ich erkannte den Namen, Wolf hatte ihn mir genannt. Es ha ndelte sich um meinen Observierer. Der Mann, der bei letzter Überprüfung nicht in seinem Wagen saß und kurz zuvor geschlafen hatte, anstatt mich zu überwachen.
    „Haben Sie ausgeschlafen?“, fragte ich zynisch.
    „Öffnen Sie die Tür. Ich muss Ihnen etwas erklären.“
    Lass unter keinen Umständen jemanden in die Wohnung , hallte es durch meinen Kopf.
    „Tut mir leid. Mein Bruder gab mit explizite Anweisungen, niemanden einzulassen.“
    Der Polizist ließ nicht locker.
    „Er war es, der mich anrief. Er hat mich abgezogen.“
    Ich erschrak. Abgezogen? Heißt es das, was ich glaube, dass es heißt?
    „Hören Sie, ich habe einen Auftrag von Ihrem Bruder erhalten und muss sofort los. Meine Ablösung wird bald eintreffen.“
    Ich riss die Tür auf und starrte einem dicklichen Mann, Mitte vierzig ins aufgeschwemmte Gesicht.
    „Was soll das heißen? Hat er Bill Fuller verhaftet?“
    Der Mann lächelte höflich und respektvoll.
    „Nein, aber er hat eine heiße Spur. Er verhört gerade einen gewissen Brown , ich soll seine Wohnung überprüfen.“
    Ich schluckte. Fuller war noch auf freiem Fuß und ich schut zlos ausgeliefert. Was für ein Dilemma.
    „Sie können nicht Fahren, bevor die Ablöse da ist“, klagte ich lautstark.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, mein Kollege wird gleich da sein“, versuchte er mich zu beruhigen.
    „Rufen Sie ihn an und lassen sich bestätigen, dass er gleich da sein wird“, befahl ich.
    Hamann starrte mich verwirrt an, offe nsichtlich hatte er nicht mit Widerstand gerechnet.
    „Tut mir leid, aber Ihr Bruder gab mir klare Anweisungen.“
    Ich begann zu Pokern:
    „Ich habe Sie beobachtet. Sie haben beinahe die ganze Nacht geschlafen. War das auch eine Anweisung meines Bruders?“
    Hamann schluckte laut. „Wie bitte?“
    Ich lächelte höflich. „Ich will sagen, ich werde mit Ihnen mi tfahren, oder mein Bruder wird erfahren, wie Sie Ihre Schicht verbracht haben.“
    Hamanns Blick wurde düster. „Das ist Erpressung.“
    Ich nickte: „Vielmehr ein Angebot. Ich kenne den Fall und ich kenne Brownie, also diesen Brown. Seine Wohnung ist mir ebenfalls bekannt. Ich kann Ihnen behilflich sein.“
    „Sie kennen Browns Wohnung?“
    „Ganz recht.“
    „Und Sie werden nicht erwähnen, dass ich geschlafen habe?“
    „Kein Sterbenswörtchen.“
    Hamann überlegt kurz. Ich blickte nervös auf meine Armbanduhr. „Entscheiden Sie sich, bevor die Ablöse kommt. Wenn Ihr Kollege uns wegfahren sieht, wird er meinen Bruder informieren.“
    Er nickte. „Also schön, aber Sie halten sich im Hintergrund.“
     
     
    ***
     
     
    Als Hamann den Wagen parkte, nahm ich zum wiederholten Male den Gestank dieses üblen Bezirks wahr. Im Grunde kam es mir entgegen, zumindest heute, denn mein schweißgetränkter Körper roch nicht weniger übel, jetzt konnte ich diese Tatsache wenigstens auf die Straße schieben. Das Treppenhaus war geschwängert vom Duft alten Urins, doch als wir im oberen Stockwerk anlangten, das polizeiliche Siegel, das sicher von Wolf angebracht worden war, entfernten und eintraten, drückte ich die Tür schnell wieder zu, um den Gestank auszusperren.

Weitere Kostenlose Bücher