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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Beweise. Sag mir ei nfach, was los ist.“
    „Na gut, Wolf. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Papiere von James Brown gefälscht.“
    „Danke!“ Wolf legte sofort auf und zwinkerte Mick zum Abschied zu.
     
     
    Ka pitel 43
     
     
    Schweißgebadet torkelte ich aus dem Schlaf und bemerkte erst Sekunden später, dass i ch aufrecht im Bett saß. Meine Haut war klebrig, meine Stirn nass, ich rümpfte die Nase, weil ich stank wie ein altes Kamel. Mein inneres Auge zeigte immer noch das letzte Bild aus meinem Traum. Wie schon unzählige Male zuvor spielten die Spiegel die Hauptrolle. Doch diesmal war es anders. Etwas in mir veränderte sich und meine Träume zeigten mir diese Wandlung. Ich war auf der anderen Seite und wollte gerade in die reale Welt zurück, doch als ich durch den Spiegel ging, stürzte ich in ein tiefes, schwarzes Loch. Im freien Fall raste ich wie eine Rakete abwärts und nach endlosen Sekunden leuchtete unter mir der harte Betonboden und zeigte mir, dass ich jeden Augenblick aufschlagen würde. Die Todesangst, die mich überkam, konnte ich noch immer spüren, der Aufschlag hingegen riss mich jäh aus dem Schlaf. Völlig geschafft atmete ich mehrmals tief durch und kämpfte mich im Tempo eines alten Mannes aus dem Bett. Tempus fugit , dachte ich bei mir, die Zeit rennt , meine schien abzulaufen und ich fühlte mich, als hätte ich heute Nacht ein gutes Jahrzehnt verloren. Beinahe ein ganzer Tag ohne Anfälle hatte mir vorgegaukelt, ich sei auf gutem Wege zur Heilung und jetzt war ich wieder am Anfang und um genau zu sein, fühlte es sich an, als würde es schlimmer werden. Hätte ich nicht klare Anweisungen erhalten, das Haus nicht zu verlassen, würde ich auf der Stelle meine Therapeutin anrufen und einen Notfalltermin vereinbaren. Erschlafft schleppte ich mich zum Fenster und blickte auf die Straße. Mein Bewacher hatte es sich im zivilen Fahrzeug bequem gemacht, den Fahrersitz weit nach hinten geklappt, er schlief tief und fest und ich las die Uhrzeit von meiner Armbanduhr. Die Ablöse würde in zwanzig Minuten eintreffen, bis dahin war ich wohl unbewacht. Sollte Gefahr in Verzug sein, wäre dieser schlafende Beamte sicher keine große Hilfe. Vielleicht sollte ich ihn überwachen, aber was könnte ich schon tun. Als ich das letzte Mal einem Killer gegenüberstand, war ich nackt und hilflos und blickte dem Tod ins Auge. Zudem fühlte ich mich im Augenblick wie gerädert. Also schlurfte ich zunächst in die Küche und setzte Kaffee auf, die Wartezeit des Brühvorgangs würde ich mit einem Besuch des Badezimmers überbrücken. Als ich das Bad betrat, zeigte ich keinerlei Interesse an meinem Spiegelbild, ich klemmte ein Handtuch über den Spiegel und putzte mir die Zähne. Verdammte Spiegel. Ich war ein hoffnungsloser Fall, niemand konnte mir helfen, meine Ängste zu kontrollieren. Meine Therapeutin hatte mich nicht gerade aufgebaut, als sie mir erklärte, dass alle Menschen Ängste haben und dass dies gut sei. Ohne Ängste wäre die Menschheit verloren. Ich erwiderte nur, dass ich auch mit ihnen verloren sei, doch sie ließ sich nicht umstimmen. Es ginge schließlich lediglich um das Maß der Dinge und ich habe leider zuviel davon. Wie mit allem in dieser Welt, liegt es nur an der Menge. Zuviel davon ist eben schlecht. Eigentlich war ich immer der Meinung, ich hätte dieselben Ängste wie alle Menschen, könne nur nicht so gut damit umgehen, wie die anderen. Die Wahrheit ist, ich bin wirklich krank. Meine Ängste entwickeln ein unvorhersehbares Eigenleben und angeblich bin ich im Unterscheiden zwischen Realität und Illusion unterentwickelt. Die Frage, die mir immerzu durch den Kopf geht, lautet, könnte sie sich irren? Ist es möglich, dass Frau Doktor Senfling im Unrecht ist? Beweise dafür gibt es zur Genüge. Ohne die andere Seite hätte ich das Drogenversteck nicht entdeckt und Wolf hätte keinen Durchsuchungsbeschluss bekommen. Ohne die andere Seite hätte ich die Waffe und den Schlüssel nicht erobert und Wolf wäre von Brutus getötet worden. Die Spiegel hatten den normalen Ablauf immer wieder beeinflusst. Ohne die Spiegel hätte Bill Fuller das Spiel gewonnen und keiner von uns wäre noch am Leben. Meine Therapeutin hatte, bei allem Respekt, Unrecht.
    Mein Blick fiel auf die Duschkabine und ich dachte kurz da rüber nach, sie zu benutzen, doch beim letzten Mal war genau das der Grund, warum ich beinahe nackt in Wolfs Schlafzimmer getötet worden war. Es wäre sicherer, zu warten, bis

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