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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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dem Linienbus mitzufahren, ging es mir vergleichbar gut, doch mein angsterfüllter Dauerzustand wollte davon nichts wissen. Am liebsten hätte ich laut geschrien, mit meinen Ellbogen die Fenster eingeschlagen und meiner Panik freien Lauf gelassen, doch ich kramte stattdessen mein Handy heraus und meldete mich pflichtbewusst bei meiner Therapeutin. Heute hatte ich Glück, zumindest was das Telefonieren betraf, sie hob sofort ab und hechelte aufgeregt ins Telefon:
    „Peter, was ist mit Ihnen? Sind Sie aus den Waschräumen raus gekommen?“
    „Ja, Frau Doktor. Machen Sie sich keine Sorgen. Der Spiegel hat mich gerettet, ich konnte entkommen. Allerdings ist es jetzt schlimmer geworden.“
    „Peter, Sie müssen dringend in Behandlung. Ihre Halluzinationen nehmen kritische Formen an. Wo sind Sie jetzt? Kann ich Sie abholen?“
    „Nicht nötig, Frau Doktor. Diese Typen aus dem Van haben wir erledigt. Wir jagen mit über hundert Sachen durch die Stadt und versuchen meinen Bruder zu retten. Diese Typen wollen ihn nämlich umbringen.“
    Frau Doktor Senfling reagierte auf meine Worte überaus nervös.
    „Peter, um Gottes Willen, das alles ist nicht real, es sind Ihre Halluzinationen. Sie müssen sich augenblicklich in Behandlung begeben. Ich werde Sie sofort abholen. Wo sind Sie jetzt?“
    „Ganz ruhig, Frau Doktor. Ich komme zu Ihnen, sobald diese Sache hier erledigt ist, das heißt, sofern ich sie überlebe, verstehen Sie?“
    „Mein Gott, Peter, so verstehen Sie doch. Sie jagen nicht in einem Fahrzeug durch die Stadt und Sie retten auch nicht Ihren Bruder. Bleiben Sie augenblicklich stehen, egal, wo Sie gerade sind. Sagen Sie mir, wo ich Sie finde, sofort!“
    Frau Doktor wurde eindringlicher, offensichtlich machte sie sich ernsthaft Sorgen um mich. Karl wich einem Kleinwagen aus, der im Weg war und bremste dann so scharf, dass die Reifen laut quietschten.
    „Aus dem Weg, du verdammter Idiot !“, schrie Karl.
    „Peter? Peter? Sind Sie noch da? Wer hat da geschrien? Was geht da vor?“
    „Ganz ruhig, Frau Doktor. Es ist alles gut gegangen. Das war Karl, der Fahrer. Das heißt, eigentlich ist er ein waschechter Killer, der mich noch vor wenigen Minuten umbringen wollte, aber das war nicht persönlich, wissen Sie, es geht nämlich nur ums Geld. Sie wissen ja, ich war schon immer gegen den Kapitalismus, aber was soll ich machen, auf mich hört ja keiner.“
    „ Peter, wie soll ich das alles nur glauben?“
    Danny drehte sich zu mir um und winkte mir zu.
    „Deine Ärztin?“
    „Therapeutin“, erwiderte ich.
    „Gib sie mir mal.“
    Ich reichte Danny das Handy, sprach aber zuvor noch hinein:
    „Frau Doktor, warten Sie kurz, Danny will Sie sprechen.“
    „Peter, wer ist denn Danny?“, erwiderte die mittlerweile panisch gewordene Ärztin.
    Danny übernahm das Handy und sprach hinein:
    „Hallo Frau Doktor. Ich bin Danny, der Mann aus der Bar, Sie wissen schon, die Bar mit dem verspiegelten Waschraum. Peter ist nicht verrückt und hat auch keine Halluzinationen. Wir sind einem Drogenkartell auf der Spur und brauchen Peter. Ohne ihn werden wir es nicht schaffen. Ob Sie es glauben, oder nicht, die Sache ist so real, wie wir hier telefonieren, also hören Sie auf, ihm irgendwelchen Blödsinn einzureden, dafür haben wir keine Zeit. Peter wird sich wieder melden, wenn die Sache ausgestanden ist, dann können Sie ihn therapieren, so lange Sie wollen, vermutlich wird er es dann nötiger haben denn je. Machen Sie sich um ihn keine Sorgen, so bekloppt wie Sie denken, ist er nicht. Danny, Ende.“
     
    Danny reichte mir das Handy und ich erkannte sofort am Display, dass er bereits aufgelegt hatte. Mir war es recht und ein wenig war ich stolz auf das, was Danny über mich gesagt hatte. Schließlich hatte er mich nicht nur verteidigt, er hatte ihr sogar erklärt, dass ich nicht verrückter war, als jeder in diesem Fahrzeug. Entweder war ich so normal wie alle anderen, oder sie waren alle so verrückt wie ich, was auch immer, meine Panikattacke hatte sich erstaunlicherweise gelegt und Karl fuhr mittlerweile langsamer, da wir die dritte Straße erreicht hatten. Karl zeigte mit der rechten Hand auf ein Parkhaus.
    „Wir sollten das Auto dort abstellen und uns zu Fuß anschle ichen. Vielleicht bleiben wir dann eine Weile unentdeckt.“
    Danny nickte ihm zu. „Gute Idee.“
    Karl lenkte den Wagen in das Parkhaus und blieb kurz stehen. Ein Parkwächter winkte aus seinem Häuschen und leitete uns nach rechts. Er dirigierte uns in

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