Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
höher wir stiegen, umso mehr nahm der Gestank zu. Es roch wirklich wie in einem öffentlichen Pissoir, das nur eventuell einmal im Jahr gereinigt wurde.
James pochte an die Tür vor der wir standen. Schlossallee, zweiter Stock. Über diesen Gedanken musste ich schmunzeln. Sekunden später öffnete ein junger, weißer Mann, knapp zwei Meter groß, langes blondes Haar, schlank, leicht muskulös und sportlich, die Tür. Er trug ein Polohemd der Marke Boss und eine Jogginghose von Adidas, grüßte uns mit einem Peace und stellte sich seitlich zur Tür, sodass wir an ihm vorbei treten konnten. Wir folgten James, der den Weg scheinbar kannte und gelangten in ein luxuriöses Wohnzimmer. Es roch nach teurem Parfüm, der Gestank der Straße war vollends verschwunden und die Möbel sahen teuer und edel aus. Die Einrichtung war ausgewählt gemütlich und die breite Ledercouch sicher nicht billig. Ich sah eine markenteure Stereoanlage auf einer Bar und auf den Glasregalen teure Getränke stehen. Edelste Teppiche zierten den Mahagoniholzboden und die Ölgemälde an der Wand sahen beinahe wie Originale aus, vermutlich waren sie es auch. Diese Anhäufung von Luxus passte in diese Gegend wie ein Ferrari zu einer Arbeiterfamilie in Deutschland. Ein echter Kulturschock.
Als wir uns auf der Couch platzierten, sahen wir den Gastgeber an. Brownie , ein weißer Mann im besten Alter, kaum dreißig Jahre alt, ich schätzte ihn vorsichtig auf sechs- oder siebenundzwanzig, wohnhaft in einer Gegend, in der Luxus selten bis gar nicht anzutreffen ist, in einer Wohnung voller preisgekröntem Reichtum. Sein gastfreundlicher Blick galt definitiv uns, denn er lebte offensichtlich allein. Ich warf James einen Blick zu, endlich mit dem Geschäftlichen zu beginnen, er nahm mich tatsächlich wahr und reagierte. Ich fühlte mich geehrt.
„Also, Brownie, wie laufen die Geschäfte?“
Brownie stellte sich neben die Bar und zeigte auf die exquisiten Flaschen in den Regalen.
„Wollt ihr was trinken oder was rauchen?“
Karl winkte ab:
„Wir wollen in den Zirkel. Kannst du uns reinbringen?“
Brownie winkte lässig ab:
„Kein Problem. Ich setze euch auf die Warteliste. Dauert ein paar Wochen, aber dann seid ihr drin. Wollt ihr wirklich nichts trinken?“
Ich erhob mich und ging zu ihm an die Bar, zeigte auf eine blaue Flasche.
„Dieser Johnny dort. Kann ich ein Glas von dem bekommen?“
Brownie drehte sich zu der Flasche um, die ich ihm gezeigt hatte und lächelte. „Ja, gute Wahl. Du kennst dich aus, was?“
Ich nickte ihm zu und beobachtete, mit welch kellnerische r Leichtigkeit er mir meinen Drink fertigte.
Er nahm einen Tumbler , gab zwei Eiswürfel hinein und füllte das Glas zur Hälfte mit Whiskey. Ich nahm es gern entgegen, ein solch kostbares Tröpfchen bekomme ich selten, und nahm einen kleinen Schluck. Hm, ein Hochgenuss. Er sah es mir an und sagte:
„Du gefällst mir. Bist’n Feinschmecker. Weißt , was gut is. Wie heißt du?“
„Ich bin Peter. Mir wurde gesagt, du bist Brownie . Ich hatte einen Farbigen erwartet.“
Brownie lachte laut. „Ja, das höre ich öfter. Ich stehe auf Brownies, esse sie dauernd. Unsere Spitznamen suchen wir uns nicht aus, sie werden uns gegeben, nicht wahr?“
Ich nickte. „Stimmt wohl. Aber, sag mal, wieso wohnst du in dieser verdreckten Gegend? Offenbar geht es dir doch gut und du könntest dir eine bessere leisten?“
Brownie lachte wieder. „Stimmt. Aber ich mag diese dekadenten Leute nicht. Warst du mal in einer besseren Gegend, dann wirst du feststellen, dass alles teurer ist. Das Angebot ist dem Reichtum angepasst. Sie verkaufen dir dasselbe Gemüse wie hier, nur kostet es das Doppelte. Jeden Tag klingeln irgendwelche Vertreter an deiner Tür, weil sie wissen, dass du Geld hast um das es zu feilschen lohnt. Nein, hier ist es ruhiger. Sobald die Straße stinkt, in der du wohnst, lassen sie dich in Ruhe. Das ist mir wichtig.“
Ich grinste über diese Aussage, aber ich konnte es auch nac hvollziehen.
„Ich verstehe. Du hast gern deine Ruhe. Da haben wir etwas gemein.“ Aus den Augenwinkeln sah ich ein hämisches Grinsen auf Dannys Gesicht erscheinen.
Brownie goss sich ebenfalls einen Whiskey ein und stieß mit mir an.
„Darauf trinke ich. Nicht jeder versteht mich, aber du tust es.“
Ich trank einen weiteren Schluck dieses edlen Getränks und stellte dann mein Glas ab.
„Wo wir uns so gut verstehen. Ich brauche deine Hilfe. Ich muss wissen, wie man als Opfer in den
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