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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Hände der Spieler durch die Schlaufen zogen und diese festzurrten. Schließlich prüften sie, ob die Männer ihre Hände noch bewegen konnten und verließen den Raum. Der Zirkel wurde geschlossen und die Männer warteten auf den Start dieser tödlichen Runde.
    „Was verdienen Sie bei der Sache“, fragte Wolf.
    „Lieber Freund, es geht mir doch nicht ums Geld.“
    Wolf lachte auf. „Ha, natürlich nicht!“
    „Schön“, gab Fuller zu, „umsonst ist es natürlich nicht. Der Grundeinsatz beträgt einhunderttausend Dollar, um es ein wenig spannender zu gestalten, aber seien wir doch ehrlich. Den meisten geht es nicht ums Geld. Dabei sein ist alles.“
    Wolf schüttelte missmutig den Kopf und lenkte seinen Blick wieder auf den Zirkel. Mittlerweile wurden die Zuschauer in den vor dem Zirkel angebrachten Saal geführt. Zwei Platzanweiser wiesen den Gästen ihre Plätze zu und sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Als alle auf ihren Stühlen saßen und erwartungsvoll in den gläsernen Zirkel starrten, gab einer der Platzanweiser ein Zeichen nach oben. Fuller hob kurz die Hand, um auszudrücken, dass er verstanden hatte, dann hob er ein kleines, ultramodernes Funkgerät an seinen Mund und sprach hinein:
    „Es geht los. Lasst das Spiel beginnen.“
    Sekunden später erlosch das Licht im Saal, nur im Zirkel blieb es an und beleuchtete die gefesselten Spieler, wie die Filmstars bei einer Veranstaltung. Nur gab es hier keinen Oskar zu gewinnen. Wolf blickte gebannt in den Zirkel. Die Zuschauer waren ausgeblendet, aus einem Lautsprecher ertönte Bocelli‘ s Time to Say Goodbye und im hinteren Teil des Glaskastens öffnete sich eine kleine Klappe. Fuller klopfte Wolf kurz auf die Schulter, um auf sich aufmerksam zu machen.
    „Jetzt kommt die Einführungsrunde. Das ist ein traditioneller Teil, der meine Organisation repräsentiert. Diese Runde nennt sich The Black Spider . Wir setzen eine schwarze Spinne in den Zirkel und warten, bis sie angreift. Sie wurde ausgehungert und ist dadurch äußerst aggressiv. Sie wird bis zu fünf Minuten im Zirkel bleiben. Hat sie bis dahin niemanden gebissen, gehen wir zu Runde zwei über. Interessant daran ist der doppelte Überraschungseffekt. Ich bin sicher, sie wird jemanden beißen, wir wissen jedoch nicht, wen sie beißen wird und darüber hinaus wissen wir auch nicht, ob derjenige an dem Biss sterben wird“, erklärte Fuller.
    „Was ist das für eine Spinne?“, fragte Wolf.
    „Es handelt sich selbstverständlich um die tödlichste Spinne der Welt“, erklärte Fuller stolz, „Eine Atrax robustus, die berühmte Trichternetzspinne. Ich habe mir persönlich ein ganzes Duzend aus Sydney kommen lassen. Das besondere bei diesen Spinnen ist ihr Gift. Ein Nervengift, das die Muskulatur nach und nach lähmt. Es lähmt selbst die Atemmuskeln. Erreicht das Gift das Herz, ist eine Rettung unmöglich. Nur wenige Menschen haben einen Biss dieser Spinne überlebt, ohne rechtzeitig ein Gegengift zu erhalten. In diesem Falle wurden die Opfer stets von einem Weibchen gebissen. Sie müssen wissen, die Weibchen sind zwar etwas größer, haben aber kleinere Giftbeutel. Den Männchen steht sechs Mal mehr Gift zur Verfügung als den Weibchen. Komischerweise ist das Gift dieser possierlichen Tierchen nur für Menschen und Primaten gefährlich. Ein Hund oder eine Katze spürt kaum eine Wirkung. Erstaunlich, nicht?“
    Wolf blickte in den Zirkel. Eine kleine, etwa zweieinhalb Ze ntimeter messende, schwarze Spinne krabbelte geschwind durch die Öffnung in den Zirkel, geradewegs auf die schweigende Männerrunde zu. Wolf war sich sicher, dass Fuller ausdrücklich darauf geachtet hatte, dass es sich ausschließlich um männliche Exemplare handelte. Die gefesselten Mitspieler blieben ruhig, einige schlossen die Augen, doch Wolf erkannte bei zwei Spielern, dass sie schwitzten und leicht zitterten. Mit aller Willenskraft konnten sie ihre Angst nicht verbergen. Die Trichternetzspinne krabbelte geradewegs auf einen dieser Männer zu, als könne sie die Angst riechen oder gar spüren. Mit einem Satz sprang sie dem Mann ans Schienbein und biss zu. Sie biss gleich zwei Mal, Wolf hatte den Eindruck, sie würde gar fauchen, obwohl er wusste, dass das unmöglich war, doch erschien sie ihm derart aggressiv, dass Wolf den Atem anhielt. Nach dieser stürmischen Attacke ließ sie sich zu Boden fallen, krabbelte ein paar Schritte zurück und hielt kurz inne. Offensichtlich verschnaufte sie, während die anderen

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