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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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durch Spiegel gehen zu können. Vielleicht wünschte ich mir nur, einzigartig zu sein, etwas zu können, was sonst kein anderer bewerkstelligen kann. Dieses Wunschdenken in Verbindung meines Kindheitstraumas und nicht zuletzt meiner schlechten Träume könnte letztlich zu dieser Einbildung führen. Aber wieso war ich nicht in der Lage, die Realität von der Einbildung zu unterscheiden? Wie Frau Doktor Senfling schon sagte, ich muss lernen, damit umzugehen. Dummerweise hatte ich im Augenblick keine Zeit dazu und nachdem Danny mit ihr telefoniert hatte, konnte ich nicht mehr sicher sein, dass sie mich weiter therapieren würde. Mein Leben war auf den Kopf gestellt und dennoch ging es mir besser als sonst. Ein wirklich ungewohnter Zustand, wobei mir einfiel, dass mein Boss seine Bestellungen nun schon seit zwei Tagen selbst kochen musste. Vermutlich wird er mich anspringen, wenn ich meinen Arbeitsplatz irgendwann wieder besuche. Er denkt wahrscheinlich, ich sitze immer noch in meinem Wohnzimmer und halte mir einen Eimer unters Kinn. Andererseits, einen solchen Job kann man ruhig verlieren, es gibt Bessere. Mein Blick schwenkte zu Danny, der nervös an seinen Fingernägeln kaute.
    „Alles klar mit dir?“, fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich weitermachen kann.“
    Ich legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.
    „Ich brauche dich, Wolf braucht dich. Mach jetzt bloß nicht schlapp.“
    Danny schmunzelte.
    „Und so was von einem Angsthasen. Eigentlich hätte ich e rwartet, dass du völlig durchdrehst. Hast du keine Angst?“
    Ich nickte ihm zu. „Natürlich habe ich Angst. Wolf ist alles, was mir geblieben ist. Ich kann nicht ohne ihn leben. Er war immer für mich da, auch wenn er mich nicht immer gut beha ndelt hat und jetzt braucht er mich. Er braucht uns. Wenn wir ihm nicht helfen, werden sie ihn umbringen.“
    „Wenn er überhaupt noch lebt“, warf Karl ein, der sich mit tlerweile zu uns gesellt hatte. Ich starrte ihn wütend an.
    „Er lebt, ich weiß es“ , warf ich erbost zurück.
    Karl hob beschwichtigend die Hand. „Schon gut. So war es nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass wir diese Möglichkeit nicht ausschließen sollten.“
    „Doch. Das sollten wir, andererseits macht es keinen Sinn weiterzumachen“, sagte ich laut.
    Danny nickte mir zu.
    „Er hat recht. Wir müssen davon ausgehen, dass er noch lebt.“
    Karl nickte nun ebenfalls. „Gut, ihr habt gewonnen. Aber sagt hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, wenn wir über seiner Leiche stehen.“
    Ich schnellte von meinem Stuhl hoch und ging nahe an Karl heran.
    „Sag so etwas nicht in meiner Gegenwart, verstehst du?“
    Karl nickte und sprach etwas leiser.
    „Diese Typen wollen nur ihre Drogen. Wenn Wolf schlau ist, gibt er sie ihnen nicht.“
    Ich bestätigte. „Dann lebt er noch, denn er ist schlau.“
    Unsere Geisel räkelte sich in ihrem Stuhl und schrie uns zu:
    „Ihr kapiert es nicht, oder? Wenn er im Zirkel ist, gibt es keine Rettung für ihn.“
    Karl schnellte mit drei weiten Schritten zu dem Mann und packte ihn an der Gurgel.
    „Ich dachte, du weißt nicht, was der Zirkel ist?“
    Der Mann zuckte zurück.
    „Ich sagte, ich weiß nicht, wo er ist.“
    Das war genug. Trotz der Folter hatte er uns nicht alle Informationen gegeben, die wir wollten. Ist das zu fassen? Noch vor wenigen Minuten war ich schockiert über die Brutalität meines Mitstreiters und jetzt würde ich der Geisel am liebsten selbst die Augen ausstechen. Was war nur los mit mir? Zielstrebig ging ich auf den Mann zu und starrte ihn wutschnaubend an.
    „Sag mir, was der Zirkel ist, oder ich sch neide dir noch ein paar Finger ab.“
    Der Mann hatte schon zwei Finger eingebüßt. Ich selbst war es, der ihm die Hände verbunden hatte, damit er nicht verblutete und jetzt starrte er mich angsterfüllt an und ich fühlte mich wie der Unmensch, der sie ihm abgeschnitten hatte.
    „Schon gut, ich weiß nicht alles darüber, aber was ich euch sagen kann, ist folgendes. Es sind immer zehn Männer, die in einem Glaskasten im Kreis angeordnet sitzen und einer tödlichen Situation ausgesetzt werden. Das Prinzip entstammt dem russischen Roulette. Die Kunden wetten hohe Summen darauf, wer von ihnen sterben wird. Wie das genau abläuft weiß ich nicht, angeblich ändern sie die Regeln ständig. Sicher ist, dass, wer einmal im Zirkel sitzt, ihn nur im Leichensack verlässt. Niemand hat jemals lebend den Zirkel verlassen. Niemand.“
    Ich

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