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Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)

Titel: Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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drückte die Türklinke und verharrte kurz. Es half kein Drücken oder Ziehen, die Tür war fest verschlossen. Ein Sicherheitsschloss, nicht sehr schwer zu knacken, doch ohne jegliches Werkzeug ein Ding der Unmöglichkeit. Resignierend zog er sich zurück und lief den Gang in entgegen gesetzter Richtung zurück. Leise schlich er an sein Wartezimmer vorbei und folgte dem Gang bis zu einer nach rechts verlaufenden Biegung. Er drückte sich an die Wand und spähte um die Ecke. Auch hier war niemand zu sehen. Der Gang endete vor einer weiteren Tür und Wolf überlegte, ob er es riskieren sollte. Von der gesunden Neugier eines Gesetzeshüters angetrieben schlich er heran, zog die Tür kurzerhand auf und spähte in einen engen Raum, der auf der rechten Wandseite eine große Glasfront aufwies. Er trat ein und blickte durch die Fensterscheibe nach unten in einen großen Glaskasten, in dem zehn im Kreis angeordnete Stühle aufgestellt waren. Die Stühle schienen mit den Beinen am Boden festgeschraubt zu sein, Wolf konnte die Winkeleisen erkennen. Jenseits des Kastens befand sich ein Zuschauerraum mit etwa fünfzig Sitzplätzen. Eine Putzkolonne war gerade dabei, die Gänge zwischen den Stühlen auf Sauberkeit zu prüfen. Das also war der Zirkel. Hier fand dieses perverse Spiel des Todes statt, bei dem es wieder einmal nur ums Geld ging. Die drei Frauen fegten durch den Zuschauerraum und Wolf erkannte, dass auch sie die schwarze Spinne auf der Hand tätowiert hatten. Selbst die Putzfrauen gehörten dieser Gang an, die ihre Einnahmen nicht nur mittels Drogenverkauf tätigten. Wolf befand sich direkt über dem Wettbüro , wie es der Fahrer bezeichnete, und blickte sich in dem kleinen Raum um. Hier gab es zehn Sitzplätze, einfache Holzstühle, die direkt vor der Glasfront platziert waren, damit der Zuschauer eine gute Sicht auf das unter ihm stattfindende Geschehen hatte, und er vermutete, dass es sich hierbei um die VIP-Lounge handelte. Möglicherweise würde er auch den Big Boss antreffen, sobald das Spiel begann. Wenn hier auf das Sterben unschuldiger Menschen gewettet wurde, musste es sich um große Geldsummen handeln, die zum Einsatz kamen, denn das besondere Angebot dieser Veranstaltung beinhaltete das Beobachten sterbender Menschen, eine perverse Spielleidenschaft, die sicher ihresgleichen suchte und fand. Wolf war angewidert. Dennoch blickte er sich fachmännisch um. Der Raum war, abgesehen von den Stühlen, leer, es gab keine Schränke oder Tische oder ähnliches, lediglich eine weitere Tür, gegenüber der Zugangstür über die Wolf hierher gelangt war. Mit zwei großen Sätzen hatte Wolf die zweite Tür erreicht und prüfte nach, ob auch sie unverschlossen war. Dummerweise war sie fest verschlossen und Wolf wurde klar, warum sie ihn ungefesselt in diesen Räumen gelassen hatten. Hier konnte er nichts anrichten, nur warten bis irgendetwas geschah. Im selben Augenblick hörte er hinter sich ein Geräusch. Er vernahm die Schritte mehrerer Männer, die sich dem Zuschauerraum näherten. Wolf wurde nervös und überlegte, was er tun könnte, doch letztendlich hatte er kaum eine Wahl. Es gab nichts für ihn zu tun, resignierend setzte er sich auf einen guten Platz der Zuschauerloge und blickte gelangweilt nach unten in den gläsernen Käfig des Todes, als hinter ihm eine bekannte Stimme grüßte:
    „Welche Freude, Sie wiederzusehen, Wolf. Wie ich sehe, fü hlen Sie sich schon wie zu Hause.“
    Wolf nickte gelangweilt, während mehrere Männer auf den restlichen Stühlen Platz nahmen. Bill Fuller setzte sich neben Wolf und grinste arrogant:
    „Sind Sie ebenso aufgeregt wie ich es bin? Es geht gleich los, ich kann es kaum erwarten.“
    Wolf drehte seinen Kopf wie in Zeitlupe zu Fuller.
    „Sie sind pervers, wissen Sie das?“
    Bill Fuller schmunzelte dreist.
    „Was bedeutet schon pervers? Wer legt die Grenzen fest? Es ist nur ein Wort. Ich für meinen Teil genieße die Show wie alle anderen auch. Können Sie sich vorstellen, wie groß die Warteliste der Menschen ist, die unbedingt einmal mitspielen möchten? Ich gebe den Menschen lediglich, was sie wollen. Angebot und Nachfrage, Sie verstehen?“
    Wolf blickte angeekelt nach unten und beobachtete, wie zehn Männer , nur mit Hosen bekleidet, mit großen, gut lesbaren Zahlen von eins bis zehn mit schwarzer Farbe auf den Brustkorb gemalt, barfuss in den Zirkel gebracht wurden. Sie setzten sich und legten die Hände auf die Armlehnen der Stühle, während zwei Mitarbeiter die

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