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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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du mich zur Heirat gezwungen hast.«
    »Warum willst du dann...«
    Jessica konnte die Frage nicht beenden, denn Wolfe versiegelte ihren Mund mit einem zärtlichen Kuß. Als er sich wieder von ihr löste, atmeten beide schneller.
    »Es ist vorbei, Jessi. Es hätte niemals geschehen dürfen.«
    »Wolfe, hör auf mich«, sagte sie besorgt. »Ich möchte deine Frau sein, ohne dir etwas von mir vorzuenthalten. Ich möchte mit dir zusammenbleiben, Seite an Seite mit dir in die Zukunft schauen, deine Kinder zur Welt bringen, dich gesund pflegen, wenn du krank bist, und mit dir lachen, wenn der Rest der Welt grau und unfreundlich ist.«
    Ihre Worte trafen Wolfe wie Dolche, die sich unbarmherzig in sein Herz bohrten, sich in der Wunde umdrehten und seine Selbstbeherrschung zerfetzten, bis er nur noch an das denken konnte, was niemals geschehen durfte - ein Elfchen von adliger Abstammung und ein unehelicher Mustangjäger. Seit ihrem fünfzehnten Geburtstag hatte er sich damit abgefunden, daß genau das niemals geschehen durfte.
    Und seit ihrem fünfzehnten Geburtstag hatte er genau deshalb unbeschreibliche Qualen durchgestanden: ständig vor Augen zu haben, was er sich wünschte, und es doch niemals bekommen zu können; hören zu müssen, wie man von jenseits einer abgrundtiefen Schlucht gerufen wurde, die man niemals durchqueren durfte; zu wissen, daß man das zerstörte, was man sich wünschte, indem man die Hand danach ausstreckte.
    Und genau diesen Fehler hatte er, trotz aller guten Absichten, um ein Haar begangen.
    »Ich liebe dich«, sagte Jessica. »Ich liebe...«
    »Schluß jetzt«, unterbrach Wolfe sie barsch. Ihre Worte waren verletzender als alle Wunden, die sie ihm jemals zugefügt hatte. »Ich bin Einsamer Baum. Du bist Lady Jessica Charteris. In England gibt es nichts, wovor du dich fürchten mußt. Ich werde mich persönlich darum kümmern, daß du dort einen passenden Mann bekommst.«
    Wolfe hoffte im stillen darauf, daß sich kein passender Mann fin-den würde. Die Vorstellung, daß ein anderer Jessica berühren würde, vergrößerte seine Höllenqualen. Er wußte nicht genau, ob er das ertragen konnte. Doch er hatte keine Wahl. Er holte tief Luft, atmete langsam wieder aus und sagte dann sanft: »Man sollte mich dafür aufhängen, daß ich dich in diese Wildnis geschleift habe.«
    »Aber...«
    »Kein Aber.«
    Jessica zuckte zusammen, als sie Wolfes schmerzverzerrte Stimme hörte. Es gab nichts, was sie so schnell zum Schweigen gebracht hätte. Eine kalte Welle der Angst erfaßte sie. Sie schloß die Augen und barg ihr Gesicht an seiner Brust, damit er die Verzweiflung in ihren Augen nicht sehen konnte.
    Seine Wut konnte sie ertragen, wie sie in der Vergangenheit bereits bewiesen hatte. Seine Verzweiflung allerdings löste nur tiefe Ratlosigkeit in ihr aus.
    Als Wolfe durch die Küchentür ins Haus kam, warf Willow einen kurzen Blick auf sein finsteres Gesicht und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Wolfe ging an ihr vorbei, als wenn er sie nicht gesehen hätte.
    »Was ist denn los? Ist sie verletzt?« fragte Willow besorgt und kam ihm hinterher.
    »Nur erschöpft.«
    Als Wolfe die Schlafzimmertür hinter sich mit dem Fuß zuschlug, sah er, daß ihm jemand im Schlafzimmer etwas zu essen, eine Karaffe mit Brandy und ein paar Wärmflaschen hingestellt hatte. Im Kamin flackerte ein munteres Feuer.
    »Kannst du stehen?« fragte er leise.
    Jessica nickte.
    Wolfe setzte sie neben dem Kamin ab, den er für Caleb gebaut hatte, und begann, sie mit vorsichtigen Bewegungen auszuziehen.
    Jessica schaute weder auf, noch wehrte sie sich. Statt dessen stand sie so teilnahmslos da, daß Wolfe ihr von Zeit zu Zeit einen prüfenden Blick zuwarf. Schon bald trug sie nichts weiter als ihr dünnes Unterhöschen und ihr Mieder. Nachdem er gesehen hatte, in welchem Zustand sich die äußeren Schichten ihrer Kleidung befanden, hatte sie jetzt beinahe etwas erschreckend Sauberes, Elegantes und Weibliches an sich. So vorsichtig, als könnte sie jeden Moment in seinen Händen zerbrechen, streifte er ihr die Unterwäsche ab.
    Jessica zitterte, als das letzte Stück Spitze raschelnd zu Boden glitt. Nackt stand sie vor dem Kaminfeuer und dem Mann, den sie liebte und den sie verletzt hatte, ohne es zu wollen.
    Wolfe zog die Felldecke vom Bett und wickelte sie darin ein.
    »Warm genug so?« fragte er.
    Ohne ihn anzuschauen, nickte sie nur.
    »Hast du Hunger?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen?«

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