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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Koffer.«
    Ratlos betrachtete sie die Schränke und Kisten, in die all ihre Sachen passen sollten und die man in ihrer Suite abgestellt hatte. Dann betrachtete sie die Koffer. Es schien ein Ding der Unmöglichkeit, daß so viele Sachen sich auf so wenig Raum verstauen lassen sollten.
    »Betsy hat beinahe eine Woche zum Packen gebraucht, als wir abgefahren sind«, sagte Jessica mutlos.
    Abschätzend betrachtete Wolfe die Schränke und Kisten. »Du hast viel zuviel eingepackt. Such dir aus, was du für einen Monat brauchst. Den Rest läßt du hier.«
    »Kommen wir denn so bald schon wieder zurück?«
    »Wir nicht. Aber du. Du kommst zurück, sobald in deinem harten schottischen Schädel ein Licht aufgegangen ist und du gemerkt hast, daß du eigentlich gar keine Amerikanerin sein und eigentlich nicht mit einem gemeinen Halbblut verheiratet sein willst.«
    Jessica hob den Kopf. »Ich kann mich noch an ganz andere Versprechungen erinnern, Wolfe Lonetree. Wohin du gehst, dahin will auch ich gehen. Wo du bleibst, will auch ich bleiben. Dein Volk wird mein Volk sein und dein Gott mein Gott.«
    »Mein Großvater, der Medizinmann, wird hoch erfreut sein, eine so gehorsame Enkeltochter zu bekommen.« Wolfes Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen. »Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie du wohl in Büffelleder und mit Glasperlen und Muscheln geschmückt aussiehst. Und ob es dir gefallen wird, mein Fleisch vorzukauen, damit es schön zart ist, bevor du es mir in den Mund steckst; meine Lederkleidung mit den Zähnen zu bearbeiten, damit sie schön weich und geschmeidig an meinem Körper anliegt?«
    »Du machst Witze.«
    »Wirklich?« Wolfe schenkte ihr ein breites, humorloses Lächeln. »Ich werde jetzt zum Kartenschalter gehen und zwei Fahrkarten lösen. Wenn ich zurückkomme, erwarte ich, die Koffer säuberlich in einer Reihe aufgestellt und bereit zur Abreise vorzufinden, und dich dazu.«
    Die Tür fiel hinter Wolfe ins Schloß. Jessica betrachtete die schlecht verarbeiteten Holzkisten mit den angelaufenen Bronzescharnieren. Als sie sich umdrehte, fiel ihr der Spiegel über dem Ankleidetisch ins Auge. Die ungewohnte, schlichte Frisur machte aus ihr ein kleines Mädchen, das mit den Kleidern seiner Mutter gespielt hatte. Bei jeder Bewegung blieb der Zopf an den Knöpfen auf der Rückseite ihres Kleides hängen. Voller Ungeduld zog sie den schweren Zopf über die Schulter und legte ihn sich zwischen die Brüste, wo er nicht im Weg war.
    Mit einem entschlossenen Zug um den Mund zog Jessica ihren Schlüsselbund aus der Tasche, öffnete die Koffer und warf dann die klimpernden Schlüssel achtlos auf den Nachttisch. Dann machte sie sich daran, den Inhalt der Schränke und Kisten zu inspizieren.
    Im ersten Schrank befanden sich Schuhe, Stiefel, Hutschachteln, Handtaschen, Jacken und Mäntel. Jessica verschloß die Türen und machte sich statt dessen über eine der Kisten her. In dieser Kiste fand sie Korsetts, Unterröcke von unterschiedlicher Breite, Handschuhe und Unterwäsche. Die dritte Kiste beinhaltete Kleider; die vierte Reitkleidung. In der fünften fand sich das Abendkleid, das sie an ihrem zwanzigsten Geburtstag getragen hatte. Und so ging es immer weiter, bis sie in alle Kisten geschaut hatte.
    Dann schlug Jessica den Deckel des nächstbesten Koffers auf; es war der Koffer, den Wolfe persönlich hereingebracht hatte. Zu ihrer großen Überraschung war dieser Koffer bereits gepackt. Als sie sah, mit welcher Leichtigkeit Wolfe die zwei Koffer schulterte, hatte sie angenommen, daß beide leer waren. Einer der beiden Koffer enthielt ihre Jagd-und Angelkleidung, ihre Lieblingsbücher sowie einen schmalen Damensattel, der trotz seines seitlich versetzten Sattelknaufs sehr elegant aussah.
    Obenauf lag das Hochzeitsgeschenk von Sir Robert, verpackt in einen wunderbar gearbeiteten, lederbezogenen Koffer - eine Winchester und ein dazu passender Karabiner, Sattelholster und genug Munition, um einen Kleinkrieg anzuzetteln. Die Waffen waren mit filigranen Einlegearbeiten aus Gold und Silber verziert. Das Magazin des Karabiners faßte dreizehn Schuß und das der Winchester fünfzehn. Der Lademechanismus war so angelegt, daß die Waffen genauso schnell nachgeladen wie abgefeuert werden konnten. Wolfe hatte einen einzigen Blick auf das Geschenk geworfen, das Repetiergewehr aus dem Koffer genommen und es zärtlich in den Händen gehalten wie eine Geliebte.
    Solch ein wunderbares Gewehr macht es beinahe die Mühe wert, eine

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