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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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durch Wolfes Hände. »Nein. Ich habe nur nachgedacht.«
    »Worüber hast du nachgedacht?«
    »Mir ist noch nie aufgefallen, wie die Ader an deinem Hals pocht. Als es mir auffiel, hätte ich sie am liebsten mit den Fingerspitzen berührt, um zu spüren, wie das Leben unter deiner Haut pulsiert...«
    Wolfes Hand zuckte zurück, und sein Herzschlag beschleunigte sich.
    Die plötzliche Bewegung führte beinahe dazu, daß er ihre Brüste noch einmal berührt hätte. Er hörte auf, ihr Haar zu bürsten.
    »Gefährliche Gedanken, Jessi.«
    »Weshalb?«
    »Weil es einen Mann dazu bringt, sich zu wünschen, daß du ihn auf eine ganz andere Art berührst.«
    »Und warum ist das gefährlich?«
    Wolfe schaute in Jessicas helle Augen und wußte genau, daß sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie sehr ihre Worte einen Mann um den Verstand bringen konnten.
    Bring der starrsinnigen kleinen Nonne bei, daß sie vor der Berührung eines Mannes keine Angst zu haben braucht. Dann werdet ihr beide frei sein.
    Wolfe fragte, ob Jessica auch diesmal nur Spaß machen wollte. Als sie ihn damit aufzog, daß er ihr offenes, seidiges Haar nicht bändigen konnte, war das nichts weiter als gutmütiger Spott gewesen. Doch langsam wurde ihm klar, daß sie ihn diesmal nicht aufzuziehen versuchte. Sie wußte wirklich nicht, was er meinte. Das Ausmaß ihrer Unwissenheit erstaunte ihn. Die adligen Damen, die er in England kennengelernt hatte, legten sich so oft einen neuen Liebhaber zu, wie ein Berufsspieler neue Karten zieht - wann immer es ihnen gerade paßte und ohne jede innere Anteilnahme.
    »Hast du jemals einen Mann so berührt, daß du seinen Pulsschlag spüren konntest?« fragte Wolfe und fuhr fort, ihr Haar zu bürsten.
    »Nein.«
    »Und warum nicht? Wo du es doch so faszinierend findest?«
    »Es war mir noch nie zuvor aufgefallen. Und selbst wenn, hätte ich wahrscheinlich nichts unternommen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich müßte einem Mann ziemlich nahe kommen, um ihn zu berühren«, sagte Jessica. »Und die Vorstellung ekelt mich an.«
    »Du bist mir ziemlich nahe. Und ich bin auch ein Mann.«
    »Ja schon, aber du bist mein guter alter Lord Wolfe. Als der Sturm mich in seinen Klauen hielt, hast du mich gerettet und den Donner von mir ferngehalten. Als mich andere Kinder wegen meiner bürgerlichen Abstammung verspottet haben, bist du gekommen und hast dem Spott ein Ende gesetzt. Du hast mir beigebracht, wie man schießt, reitet und fischt. Und gleichgültig, wie sehr ich dir auch auf die Nerven gegangen bin, bist du nie grausam zu deinem kleinen Elfchen gewesen.«
    »Nur wenige Männer bringen es über sich, grausam zu Elfen zu sein.«
    Ein leises, lustvolles Schaudern überlief Jessica, als Wolfe sich wieder daranmachte, ihr Haar zu bürsten.
    »Du zitterst ja. Möchtest du etwas zum Überziehen?«
    »Es war Wohlbehagen, das mich zittern ließ, nicht Kälte.«
    Und wieder zögerte Wolfe, als ihm klar wurde, was Jessica damit gemeint haben könnte.
    »Hat dir Lady Victoria beigebracht, so zu flirten?« fragte er neugierig.
    »Ein Flirt besteht aus falschen Seufzern und kleinen Lügen. Ich sage nur die Wahrheit. Wenn Betsy mir die Haare gebürstet hat, hat es sich nie so gut angefühlt.«
    Für eine Weile herrschte Stille. Nur das leise Flüstern der weichen Borsten in Jessicas Haar war zu hören. Schließlich legte Wolfe die Bürste beiseite und drehte Jessica herum, bis sie mit dem Rücken zu ihm saß. Dann trennte er die dunkelrote Pracht ihres Haars in drei gleich große Teile. Als seine Hände ihren Nacken berührten, lief ihr noch einmal ein angenehmer Schauder den Rücken hinunter.
    »Wie schade, daß wir als Mann und Frau nicht füreinander taugen«, sagte Wolfe leise, während er sich daranmachte, ihr Haar zu einem dicken Zopf zu flechten. »Du bist eine leidenschaftliche Frau, Jessi.«
    Unvermittelt versteifte sich ihr Körper. »Das glaube ich kaum«, sagte sie überdeutlich. »Bei der Vorstellung, mich einem Mann hinzugeben, dreht sich mir der Magen um.« »Weshalb?«
    Die harmlose Frage brachte Jessica aus der Fassung. »Würde es dir vielleicht gefallen, wenn ein Mann so etwas mit dir macht?«
    »Ein Mann?« lachte Wolfe. »Nein, ein Mann bestimmt nicht. Eine Frau dagegen... na ja, das wäre natürlich etwas ganz anderes.«
    »Für einen Mann vielleicht«, erwiderte sie. »Männer sind stark und können nein sagen, wenn es ihnen gerade nicht paßt. Und wenn es endlich vorbei ist, sind sie es nicht, die heulend auf dem Bett liegen.

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