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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Lächeln, wäre ich bestimmt genauso eifersüchtig.«
    Jessicas Miene erhellte sich und verfinsterte sich dann wieder. Als Rafe sich umdrehte und gehen wollte, sagte sie leise: »Viel Glück, Rafael Moran.«
    Sie sprach seinen Namen mit einem spanischen Akzent aus, was den einzelnen Silben eine Art fließender Melodie verlieh. Als Rafe hörte, wie sich sein Name in ihrem Mund in Musik verwandelte, drehte er sich noch einmal um.
    »Woher kennen Sie meinen vollen Namen?«
    »Ihr Name paßt zu Ihnen.« Ohne lange zu überlegen, ergriff sie seinen Ärmel. »Passen Sie gut auf sich auf. Ein Gentleman wie Sie ist eine Seltenheit auf dieser Welt.«
    »So ein Engel bin ich nun auch wieder nicht, Ma’am. Aber trotzdem vielen Dank. Bleiben Sie nur immer in der Nähe Ihres Mannes. Wei-chen Sie keinen Schritt von seiner Seite. Die Stadt zeigt sich in diesen Tagen von ihrer häßlichsten Seite. Erinnert mich beinahe ein bißchen an Singapur; mit anderen Worten, an die Hölle, wie sie nur ein echter Sünder kennt.«
    Rafe tippte sich noch einmal an den Hut und ging zur anderen Seite des Ladens, wo Sättel und Zaumzeug zum Verkauf auslagen. Er griff nach einer langen, zusammengerollten Peitsche. Mit gleichmäßigen, kaum sichtbaren Bewegungen seines Handgelenks prüfte er die Balance und Beweglichkeit der Peitsche. Das acht Meter lange Stück Leder zuckte in seiner geschickten Hand, als wäre es lebendig.
    Jessica drehte sich um und seufzte vor Enttäuschung darüber, einen angenehmen Reisebegleiter verloren zu haben. Sehnsüchtig betrachtete sie die Hose und das Hemd, die Wolfe ihr abgenommen hatte, unternahm aber keinen Versuch, sich die beiden Stücke zurückzuholen. Sie war immer noch erschrocken darüber, daß er sie so rücksichtslos und brutal behandelt hatte, als wäre sie sein Eigentum. Sie hätte Wolfe gern beruhigt, daß er auf Rafe nicht eifersüchtig zu sein brauchte; daß ihr ein einziger freundlicher Blick von ihm mehr bedeutete als alle Aufmerksamkeit, die Rafael Moran ihr jemals schenken konnte.
    Natürlich waren ein paar freundliche Worte, selbst wenn sie von einem Fremden kamen, immer noch besser als gar nichts.
    Jessica ging zurück zu den Lebensmitteln. Sie stellte fest, daß Wolfe schon für alles bezahlt hatte, und wartete dann, bis der ungeschickte Junge, der ihr die Pakete tragen helfen sollte, endlich alles eingepackt hatte. Die Arbeit wäre ihm sicher schneller von der Hand gegangen, wenn er sich dabei konzentriert hätte. Statt dessen starrte er ununterbrochen auf eine von Jessicas Locken, die ihr ständig ins Gesicht fiel. Die sanfte Glut ihres Haares schien eine unbeschreibliche Faszination auf den Jungen auszuüben, genauso wie ihr kaum hörbarer Akzent und ihre sanft geschwungenen Lippen.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Jessica schließlich.
    Der Junge, der sich ertappt fühlte, errötete bis zu den Wurzeln seines struppigen Haars. »Tut mir leid, Ma’am. So jemanden wie Sie habe ich noch nie gesehen, außer in den Märchenbüchern, aus denen mir meine Mutter früher einmal vorgelesen hat.«
    »Das ist sehr lieb von dir«, sagte Jessica und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Daß dieser Junge sie zu vergöttern schien, war nach Wolfes ständiger Wut wie Balsam für ihre Seele. »Moment. Ich mache dir die Tür auf. Du hast ja beide Hände voll.«
    Jessica öffnete die Tür, fing eines der Päckchen gerade noch rechtzeitig auf, bevor es zu Boden fallen konnte, und hob ihre Röcke ein wenig, damit sie nicht mit dem Schlamm und dem Dreck draußen in Berührung kamen. Vorsichtig schaute sie sich zu beiden Seiten um. Heute morgen war sie nur knapp einem Unglück entkommen, nachdem ein Reiter mit einer Whiskeyflasche in der einen Hand und einem Revolver in der anderen im vollen Galopp an ihr vorbeigeprescht war, wobei er in die Luft schoß und aus vollem Halse krakeelte. Die Vorstellung wäre ein voller Erfolg gewesen, hätte das Pferd nicht plötzlich haltgemacht und seinen Reiter abgeworfen, der Hals über Kopf im Schlamm gelandet war.
    »Seien sie besser vorsichtig, Ma’am«, sagte der Junge. »Die Stadt ist kaum wiederzuerkennen, seitdem das Gerücht umgeht, daß in dieser Gegend Gold gefunden wurde.«
    »Gold?«
    »Irgendwo da oben in den San-Juan-Bergen.«
    »Genau da wollen wir hin.«
    »Das dachte ich mir schon.«
    »Weshalb?«
    »Zuerst hat Ihr Mann im Laden mit Gold bezahlt«, sagte der Junge. »Und dann hat er auch noch für die Pferde mit Gold bezahlt. Das hat sich natürlich wie ein

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