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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Lauffeuer herumgesprochen.«
    Auf dem Weg zur Kutsche warf der Junge Jessica einen zögernden Blick zu. »Sagen Sie Ihrem Mann, er soll bloß vorsichtig sein, Ma’am. Gold hat es so an sich, daß Männer nicht wissen, was sie tun. Ich habe zwar gehört, daß mit Wolfe Lonetree nicht zu spaßen ist, aber er ist eben auch nur ein Mann gegen viele. Es wäre schade, wenn ein hübsches Mädchen wie Sie zu Schaden käme.«
    Jessica betrachtete die hellbraunen Augen des Jungen und stellte fest, daß er viel älter war, als seine schüchternen Blicke vermuten ließen. Sie erkannte, daß das Leben hier draußen am Rand der Zivilisation den Menschen nicht viel Zeit ließ, ihre Kindheit zu genießen. Der Junge war höchstens sechs Jahre jünger als sie selbst, aber offensichtlich war er mit den harten Seiten des Lebens bereits bestens vertraut.
    »Danke«, sagte sie leise. »Wolfe wird...«
    »Na, was haben wir denn hier?« fragte eine rauhe Stimme. Jessica kam nicht mehr dazu, dem Jungen zu danken. »Ganz schön vornehme Kleider für dieses Kaff. Komm mal her, mein Pfläumchen. Der alte Ralph will dich mal näher begutachten.«
    Jessica schenkte dem Mann weiter keine Beachtung, der sich neben der Kutsche aufgebaut hatte. Er trug einen weiten Staubmantel, und seine Hosen waren von unten bis oben mit Schlamm bespritzt. Auf seinem Gesicht lag ein breites Grinsen.
    »Stell bitte die Pakete auf der Ladefläche ab«, sagte sie zu dem Jungen.
    Während sie sprach, kletterte sie auf den Kutschbock. Verdeckt von ihren weiten Röcken, schloß sich ihre Hand um den Griff der Reitpeitsche.
    »Ma’am«, sagte der Junge. Sein Gesicht war bleich, und seine Stimme klang besorgt.
    »Danke. Du kannst jetzt ruhig in den Laden zurückgehen.«
    Jessica lächelte dem Jungen aufmunternd zu und hoffte dabei im stillen, daß er den Männern nicht in die Arme lief, die sich jetzt langsam um die Kutsche versammelten.
    »Du gehst jetzt besser. Mein Mann muß gleich kommen. Vielleicht kannst du mal nachschauen, wo er bleibt.«
    »Jawohl, Ma’am!«
    Ralph versuchte den Jungen zu packen, aber er sprang zur Seite und entging so seinem Griff. Schlamm spritzte bei jedem Schritt auf, als er in Richtung des Stalls davonlief.
    Jessicas Finger legten sich ein wenig fester um den Peitschengriff. Sie blieb still sitzen und schaute in die Luft, als wäre sie vollkommen allein. Die Bemerkungen der Männer, die um die Kutsche herumstanden, ließen allerdings keinen Zweifel daran, daß sie Gesellschaft hatte, auch wenn sie auf diese Art von Gesellschaft nur zu gern verzichtet hätte.
    Eine schwere, schmutzige Hand packte den Saum ihres Kleides.
    »So etwas Weiches habe ich schon lange nicht mehr zwischen die Finger bekommen. Ich wette, was daruntersteckt, ist noch viel weicher.«
    Einige der Männer lachten. Ihr Gelächter klang heimtückisch und roh.
    Ein paar Leute, die es wagten, an den finsteren Kaschemmen auf der Hauptstraße entlangzugehen, sahen, was vor sich ging. Doch niemand unternahm etwas. Die acht Männer, die um die Kutsche herumstanden, waren bis an die Zähne bewaffnet und so betrunken, daß sie vielleicht hemmungslos, auf keinen Fall aber harmlos waren.
    Außerdem kannten die Leute in der Stadt Jessica nur als die Frau des Halbbluts. Hier in der Stadt, am Rande der Zivilisation war das nicht gerade eine Empfehlung; ein Indianer war nicht viel mehr wert als ein guter Jagdhund.
    »Ich wette, sie trägt seidene Unterwäsche«, rief einer der Männer.
    Ralphs Hand begann, an Jessicas Kleid zu zerren. »Na, mein Pfläumchen, hat der gute Mann recht oder nicht?«
    Diese intelligente Bemerkung löste bei einem der Männer einen solchen Anfall der Erheiterung aus, daß er sich gegen die Kutsche lehnen mußte, um nicht vor Lachen umzufallen.
    »Komm schon«, sagte Ralph. »Zeig den Jungs hier mal ein bißchen Bein.«
    Jessica tat so, als hätte sie ihn nicht gehört.
    »Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede«, zischte er. »Eine Schlampe wie du, die sich mit einem Halbblut einläßt, sollte verdammt dankbar sein, wenn sie ein Weißer überhaupt noch anfassen will.«
    Als Jessica spürte, wie jemand ihr unter den Rock zu greifen versuchte, riß sie die Peitsche heraus und schlug Ralph, so fest sie konnte, mit dem Griff auf den Nasenrücken. Mit einem wütenden, schmerzerfüllten Aufschrei ließ er ihren Rock los und hielt sich die Hände vors Gesicht. Doch bevor Jessica sich dem Rest ihrer Angreifer zuwenden konnte, packte Ralph sie am Handgelenk,

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