Im Sturm der Gefuehle
Liebhabers. Es war eine Schlussfolgerung, die sich geradezu aufdrängte.
Miss Weatherbys Butler hatte den Behörden Miss Richmonds Adresse gegeben. Clarke räusperte sich. »Wir hielten es für das Beste, Ihnen von der Tragödie Mitteilung zu machen und Ihnen Gelegenheit zu geben, es der jungen Dame selbst zu sagen, Mylord, für die Sie unseres Wissens die Vormundschaft beantragt haben.«
Ives nickte zerstreut, in Gedanken beim letzten Gespräch mit Agnes Weatherby »Ja, ja, natürlich. Ich verstehe.«
»Schreckliche Sache«, sage Clarke. »Eine honorige Frau wie Miss Weatherby ... und wird in ihrem eigenen Haus umgebracht.« Er schüttelte den Kopf. »Eine schlimme Welt, in der wir heuzutage leben.«
Nachdem der Constable gegangen war, starrten Ives und Sophy einander lange an.
»Sie muss mit Edwards Mörder gesprochen haben«, sagte Sophy bekümmert. »Auch nachdem du ihr ein kleines Vermögen geboten hattest und wir sie warnten, dass es gefährlich wäre, ließ sie sich nicht abhalten.«
»So sieht es aus - wenn man davon ausgeht, dass die Person, die sie ermordete, auch Edward auf dem Gewissen hat.«
»Zweifelst du daran?«, fragte Sophy erstaunt.
Ives schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ganz sicher, dass es sich um ein und denselben Mörder handelt.«
»Ich möchte wissen, wie viel Agnes wusste. Wenn sie zu uns nur aufrichtig gewesen wäre!« Sophys Miene drückte Mitgefühl aus. »Ach Gott, was sollen wir Anne nun sagen?«
»Möglichst wenig«, gab Ives gelassen zurück. »Sie soll erfahren, dass ihre Tante ermordet wurde, das ist aber auch alles.«
Sophy sah bedrückt drein. »Es ist ein Albtraum. Zuerst der Mord an Edward, und jetzt an der armen Agnes. Wer die beiden ermordet hat, muss völlig gewissenlos sein.«
Ives nickte und setzte nachdenklich hinzu: »Und ziemlich verzweifelt, wenn er so große Risiken eingeht.«
»Glaubst du, dass die Polizei die beiden Morde in Zusammenhang bringen wird?«, fragte Sophy beklommen. Sie blickte auf ihre Hände, ein Anflug von Röte brannte auf ihren Wangen. »Wenigstens kann kein Mensch mich verdächtigen, Agnes getötet zu haben.«
»Da wäre ich nicht so sicher«, sage Ives langsam. »Die Umstände von Annes Aufenthalt hier sind vielen bekannt.Es würde mich nicht wundern, wenn nicht auch Clarke bald auf diese Tatsache stößt. Und wenn der gute Constable nicht ganz unfähig ist, was ich nicht annehme, wird es nicht lange dauern, bis er von Edwards Ermordung erfährt und der Tatsache, dass man uns beide bei seinem Leichnam antraf.«
Die Farbe wich aus Sophys Gesicht, und Ives verwünschte seine Offenheit. »Liebling«, sagte er und ließ sich vor ihr auf ein Knie fallen, »sei unbesorgt. Niemand wird dich ernstlich für eine Mörderin halten, doch dir muss klar sein, dass die nächsten Tage für uns alle unangenehm werden könnten. Man muss damit rechnen, dass alle möglichen wilden Gerüchte über uns in Umlauf gesetzt werden, und die Art, wie Anne in deine Obhut kam, wird diese Gerüchte noch nähren.«
Er verzog den Mund. »Sicher wird unser Besuch bei Agnes am Freitag in den düstersten Farben gemalt.« Er grinste sie schief an. »Wir werden uns noch einen schlimmen Ruf einhandeln, meine Liebe.«
Sophys Lächeln fiel matt aus. »Vermutlich hast du Recht. Aber was sollen wir tun, Ives?«
Er stand auf und half ihr aus dem Sessel. »Wir, mein Liebling, werden tun, was wir ursprünglich beabsichtigten - wir werden Edwards Mörder suchen.«
»Aber wie?«
»Im Moment habe ich nicht die leiseste Idee«, gestand Ives gut gelaunt. Seine grünen Augen funkelten. »Du solltest aber inzwischen wissen, dass mich eine so belanglose Tatsache natürlich nicht davon abhalten wird!«
Trotz des Ernstes der Situation halfen Ives' Worte Sophy aus ihrem Stimmungstief. Er hatte Recht. Nichts würde ihn aufhalten, sie würden den Verbrecher finden, der Edward und Agnes ermordet hatte.
Sophy und Ives sahen keinen Grund, die übrigen Familienmitglieder nicht sofort einzuweihen, zumal die drei jungen Leute im blauen Salon ungeduldig darauf warteten zu erfahren, was es mit dem geheimnisvollen Besuch auf sich hatte.
Obwohl Anne Agnes nicht nahe gestanden hatte, war sie verständlicherweise geschockt und betrübt, als sie vom Tod ihrer Tante und den Umständen erfuhr. Sie betrauerte sie, weil Agnes ihr trotz aller ihrer Fehler manchmal auch liebevoll begegnet war und weil sie mit ihr ihre einzige Angehörige verloren hatte.
»Du brauchst nicht zu befürchten, dass du
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