Im Sturm der Gefuehle
nickte. »Hm, ja. Das Wasserspektakel war heute besonders unterhaltsam.« Sie warf ihm unter ihren geschwungenen Wimpern hervor einen Blick zu. »Und dein Abend? War er amüsant?«
Ives zog die Schultern hoch. »Erträglich.« Er ließ sein Brigantenlächeln aufblitzen. »Ich hätte es freilich vorgezogen, den Abend in deiner charmanten Gesellschaft zu verbringen.«
Sophys Brauen wanderten nach oben.«Ach, wie interessant. In letzter Zeit zeigtest du wenig Vorliebe für meine Gesellschaft.«
»Ach, da irrst du dich aber, Liebling.Wenn ich mich recht erinnere, zeigte ich erst unlängt eine sehr ausgeprägte Vorliebe für deine Gesellschaft.«
Sophy errötete, da die Erinnerung an ihr Liebesspiel ihr plötzlich deutlich vor Augen stand. Sie war froh, dass Emerson unmittelbar danach mit einem Tablett und Erfrischungen eintrat.
Erst als sie wieder allein waren und einander gemütlich gegenübersaßen, unternahm Sophy den Versuch, das Gespräch fortzusetzen. Nach einem stärkenden Schluck sah sie ihn über den Rand ihrer Tasse an und fragte: »Hat dein Patenonkel die Krawattennadel erkannt?«
»Nein, das hat er nicht. Ich glaubte eigentlich nicht, dass es der Fall sein würde, aber eine Chance bestand immerhin.« Er zögerte, ehe er fortfuhr: »Ehrlich gesagt, bin ich an einem toten Punkt angelangt. Ich habe den Schimmer einer Idee, die ich weiterverfolgen könnte, bin darüber aber nicht allzu erfreut.« Das Verlangen, seinen Plan zu erläutern und genau zu erklären, war fast übermächtig, doch entschied Ives, dass es für Sophy besser war, möglichst wenig zu wissen. Nicht nur besser, sondern sicherer.
Sophy wartete, dass er fortführe, und als er es nicht tat, war sie enttäuscht. Trotz des viel versprechenden Beginns am Morgen war es klar, dass er sich ihr nicht weiter anvertrauen würde.
Ihre Kränkung verdrängend, sagte sie kühl: »Ich wüsste nicht, was daran so schwierig sein soll. Ich bin sicher, dass etliche sie erkennen würden, wenn wir sie danach fragen - diskret, versteht sich.«
Ives schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das Problem. Ich bin sicher, dass du Recht hast. Die Nadel ist zu ungewöhnlich, um nicht ganz leicht wieder erkannt zu werden. Das Schwierige daran ist, dass wir dem Besitzer nicht verraten wollen, dass wir sie haben, ehe wir nicht wissen, wer er ist. Tun wir jetzt einen falschen Schritt, taucht er womöglich unter, sodass wir seiner nie habhaft werden.«
Sophy schien nachdenklich. Sie nahm einen Schluck Tee, während sie überlegte. Was Ives sagte, war sehr vernünftig, doch sie glaubte nicht, dass eine Lösung so schwer zu finden war.
Eine kleine Furche zeigte sich auf ihrer Stirn. Sie setzte die Tasse ab und sagte: »Wir gehen davon aus, dass Edward und Miss Weatherby sich ihrem Mörder näherten und ihn zu erpressen versuchten, und wir gehen davon aus, dass der Mörder sowohl Gast der Hausparty an dem Abend war, als Simon umkam, als auch bei den Allentons. Wenn man die Gäste beider Partys vergleichen würde, könnte man wenigstens alle diejenigen streichen, die nicht auf beiden anwesend waren.«
Ives nickte unwillig. Er hatte schwere Bedenken gegen Sophys Rolle bei der Entlarvung des Besitzers der Nadel, zumal er das unangenehme Gefühl hatte, dass der Besitzer der Nadel und sein eigener Angstgegner, der Fuchs, ein und derselbe waren. Der Fuchs hatte bereits einige Tote auf dem Gewissen, Ives wollte Sophy auch nicht annähernd in den Fall verwickelt sehen. Die Vorstellung, dass sie ins Visier des Fuchses geraten könnte, jagte ihm Schauer über den Rücken und rührte an alle seine Beschützerinstinkte.
Ohne auf Ives' mangelnde Begeisterung einzugehen, fuhr sie eifrig fort: »Am einfachsten wäre es, wenn man eine Liste der Leute macht, von denen wir wissen, dass sie auf beiden Partys waren.«
Wieder nickte Ives, dem das eisige Gefühl nicht behagte, das sich in seinem Inneren aufbaute. Sophy war viel klüger, als für sie gut war.
Sophy stand auf, suchte im Schreibtisch und fand Feder, Tinte und ein Blatt Papier. Sie setzte sich wieder und machte sich daran, eine Liste der Gentlemen zusammenzustellen, die in der Nacht von Simons Tod auf Marlowe House geweilt hatten, und daneben listete sie die Gäste auf, die auch auf Crestview gewesen waren. Als sie fertig war, verzog sie das Gesicht.
»Das Problem ist, dass wir es im Grunde mit derselben Gruppe zu tun haben«, sagte sie angewidert, »es sind viel zu viel Verdächtige: Edwards Zechkumpan Lord Bellingham -obwohl
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