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Im Sturm der Gefuehle

Titel: Im Sturm der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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sehr raffiniert vor, und es bedurfte nicht viel Verstandes, sein Gespräch mit Ihnen und der Nadel zu verknüpfen.«
    Als er hinter der Karriole hervorkam, erschrak sie über seine Verwandlung. Verschwunden der elegante, stutzerhafte Henry Dewhurst. An seiner Stelle stand ein schwerfälliger, unauffällig gekleideter Landedelmann unbestimmten Alters. Nicht nur seine Kleidung war eine andere, er trug nun eine Brille mit Goldfassung und einen säuberlich gestutzten Bart. Wäre sie ihm auf der Straße begegnet, sie hätte ihn nicht erkannt.
    »Ich sehe, dass ich gute Arbeit geleistet habe«, bemerkte er befriedigt, als er ihre Miene sah. »Im Laufe der Jahre habe ich mich in verschiedenen Verkleidungen perfektioniert. Sehr nützlich.«
    »Warum?«, fühlte Sophy sich gedrängt zu fragen. »Warum tun Sie das?«
    Er sah sie nachdenklich an. »Ich frage mich, wie viel Sie wirklich wissen«, sagte er sinnend. Dann zog er die Schultern hoch. »Nun ja, es spielt keine Rolle mehr. Sie haben Ihren Zweck erfüllt, und wenn Sie sich benehmen, werde ich Ihre Neugierde vielleicht befriedigen. Bis dahin aber müssen Sie sich auf eine unbequeme Fahrt gefasst machen.«
    Unbequem wurde die Fahrt allerdings. Nachdem er ihr Hut und Schirm abgenommen hatte, wickelte er sie in einen Teppich und pferchte sie unter den Sitz der Karriole. Sie war nicht nur zur Bewegunglosigkeit verurteilt, sondern litt auch Schmerzen, da das Seil sie unbarmherzig in Arme und Beine schnitt. Zudem war es dunkel und stickig in dem kleinen Zwischenraum, in den er sie gequetscht hatte.
    Auf den Bodenbrettern des Wagens liegend, bekam Sophy jede Unebenheit der Straße zu spüren, und sie betete um ein rasches Ende dieser schrecklichen Fahrt. Aber wohin bringt mich Henry?, fragte sie sich düster. Und was hatte er eigentlich vor?
     
    Ives konnte sich gut vorstellen, was Henry vorhatte, und dieses Wissen war nicht angetan, die eisige Faust der Angst, die sein Herz umklammerte, zu lockern. Es war klar, dass der Fuchs sich auf der Flucht nach Frankreich befand und Sophy seinen Freibrief in die Freiheit darstellte. Henry würde sie am Leben lassen, bis französischer Boden erreicht war, davon war Ives überzeugt - er musste davon überzeugt sein, da er sonst den Verstand verloren hätte. Was Henry in Frankreich tun würde, daran wollte er nicht denken. Sobald der Schurke in Napoleons Herrschaftsbereich anlangte, hatte er keinen Grund mehr, Sophy am Leben zu lassen.
    Nachdem er Forrest ausgeschickt hatte, um Dewhursts Aufenthalt ausfindig zu machen, riss Ives seine Gedanken von diesen schrecklichen Überlegungen los und lief die Stufen zum Haus am Berkeley Square hinauf, in der verzweifelten Hoffnung, Sophy noch abfangen zu können. Es war eine schwache Hoffnung, und er war alles andere als erstaunt, als Emerson, dessen Blick angesichts von Ives' Miene Beunruhigung verriet, ihn informierte, dass Dewhurst Lady Harrington vor fast einer Stunde abgeholt hätte. Er hätte auch eine Nachricht für den Hausherrn zurückgelassen.
    Ives riss den Brief Emerson förmlich aus der Hand und lief in seine Räume, indem er zwei Stufen auf einmal nahm. Über die Schulter rief er zurück: »Der Rappe soll gesattelt und sofort vorgeführt werden - und Ogden, Ashby und Sanderson sollen zu mir kommen!«
    »Mylord, Ashby ist nicht da. Er sagte, er müsse etwas für Sie erledigen.«
    Sofort begann Ives wieder zu hoffen. Gottlob hatte er einen seiner Männer beauftragt, Sophy zu überwachen! Vielleicht würde Ashby nun jede Sekunde zurückkommen und ihm Henrys Ziel nennen können!
    In seinen Räumen angekommen, verlor er kostbare Zeit, indem er Henrys Nachricht las. Der Inhalt sagte ihm nichts Neues und bestätigte nur seinen Verdacht: Henry hatte tatsächlich Sophy entführt und würde sie festhalten, bis er Frankreich erreicht hätte. Wenn Ives sich gut benahm, wie Henry es formulierte, würde Sophy unversehrt nach England zurückkehren. Falls Ives aber verrückt spielte - wieder Henrys Wortwahl -, nun, dann würde Sophy sterben.
    Ives, dessen Mund zu einem harten, schmalen Strich wurde, zerknüllte die Nachricht und schleuderte sie auf seinen Schreibtisch. Dieser abgefeimte Schuft! Eilig entledigte er sich seiner modischen Stadtkleidung und zog Breeches und Stiefel an. Eben wollte er in seine flaschengrüne Jacke schlüpfen, als Ogden und Sanderson eintraten.
    Ives erläuterte ihnen kurz die Situation. Nachdem die Ausrufe des Entsetzens verstummt waren, sagte er: »Ich darf jetzt nicht

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