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Im Sturm der Gefuehle

Titel: Im Sturm der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Plötzlich kam ihr ein überaus unangenehmer Gedanke.
    Sie setzte sich aufrecht hin und sagte scharf: »Henry, sagen Sie bloß nicht, dass Sie Grimshaw bei irgendeinem perfiden Plan behilflich sind!«
    Henry lachte, ohne den Blick vom Gespann zu wenden, das er nun, da der Verkehr nicht mehr so lebhaft war und die Häuser nicht mehr so dicht standen, zu einem forschen, die Strecke verschlingenden Trab antrieb.«Nein, meine Liebe, ich helfe Grimshaw nicht, aber man könnte sagen, dass Grimshaw mir half.«
    Sie unterdrückte eine Aufwallung nackter Angst, indem sie sich einredete, dass er nicht meinen konnte, was sie glaubte. »Henry, ich verlange, dass Sie auf der Stelle wenden und mir ganz genau sagen, was hier gespielt wird«, sagte sie eisig.
    »Das ist kein Spiel, und ich fürchte, meine Liebe, dass Sie nicht in der Position sind, von mir etwas zu fordern, es sei denn, Sie wollen aus der Kutsche springen. Von einem derart waghalsigen Vorgehen ist jedoch abzuraten. Wir befinden uns hoch über der Straße, und es besteht die Möglichkeit, dass ich Sie überfahre.«
    »Das ist ein Phaeton, keine Kutsche«, sagte sie zerstreut, während ihre Gedanken sich überstürzten. Es war klar, dass sie keine Verführung zu befürchten hatte. Somit gab es nur einen Grund für Henrys Verhalten.
    Als ihre Finger den nutzlosen Schirm umklammerten, sehnte sie sich nach ihrer Pistole. Ihrer Pistole, die nun zu Hause sicher unter ihrem Kissen aufbewahrt war.
    Ihr Mut sank, als ihr weitere höchst unangenehme Gedanken durch den Kopf gingen, und ihr war ganz elend zumute, bis ihr als Hoffnungsschimmer einfiel, dass Ives gesagt hatte, er würde einen seiner Leute beauftragen, sie ständig zu beobachten. Verstohlen warf sie einen Blick über die Schulter und betete darum, ihren Bewacher erspähen zu können, doch die Straße hinter ihr erstreckte sich in bedrückender Leere. Sie sah niemanden, der auch nur entfernt bekannt aussah. Es war möglich, musste sie mit zunehmend böser Vorahnung zugeben, dass es Henry trotz Ives' Vorsichtsmaßnahmen geschafft hatte, dem mit ihrer Überwachung betrauten Mann zu entwischen.
    Sie reckte ihr Kinn und setzte sich auf ihrem Sitz neben Henry noch aufrechter hin. Nun, wenn sie auf sich selbst angewiesen war, würde sie nötigenfalls auf eigene Faust einen Weg aus dieser gefährlichen Situation finden. Ihr Glaube an Ives geriet keine Sekunde ins Wanken. Er würde sie suchen; er würde ganz England aus den Angeln heben, um sie zu finden. Jähe Angst erfasste sie. Dazu würde er Zeit brauchen, und es war nicht anzunehmen, dass sie viel Zeit hatte.
    Nachdem sie erkannt hatte, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf sich selbst gestellt war, überlegte sie, ob sie vom Phaeton springen sollte, doch sah sie rasch ein, dass Henry mit seiner Warnung Recht hatte. Er ließ den Pferden die Zügel schießen, dass sie förmlich die Straße entlangflogen, und der Boden war gefährlich weit entfernt. Zudem hatte sie aus Henrys drohendem Ton die Andeutung herausgehört, dass er nicht gewillt war, sie entkommen zu lassen. Eher würde er sie überfahren. Wieder überlief sie ein Schauder.
    Als einzige Hoffnung blieb ihr die Chance, einen Passanten auf sich aufmerksam zu machen, doch es war niemand zu sehen, da sie momentan durch eine verlassene Gegend fuhren. Dennoch war es eine befahrene Straße, und sie war zuversichtlich, dass jede Sekunde weitere Wagen oder Passanten auftauchen würden.
    Eine Viertelmeile weiter sah sie plötzlich einen Bauernkarren um eine Biegung kommen, gefolgt von einem holpernden Fuhrwerk, und ihr Herz hüpfte vor Freude.
    Zu ihrer Enttäuschung zügelte Henry sofort die Pferde und bog geschickt in einen kleinen Seitenweg ein. Erst als er auf eine alte, von der Hauptstraße durch eine Baumgruppe verborgene Scheune zuhielt, fand Sophy den Mut herunterzuspringen.
    Henry, der ihren Sprung vorausahnte, nahm die Zügel in eine Hand und richtete eine sehr kleine, sehr tödliche Pistole auf sie.
    »Nein, das werden Sie nicht tun«, sagte er entschlossen. »Sie bleiben, wo Sie sind. Ich habe nicht die Absicht, Sie gehen zu lassen, ehe es mir gefällt.«
    »Sie erwarten doch nicht, dass ich glaube, Sie würden mich gehen lassen?«, frage sie verächtlich.
    Ohne sie zu beachten, lenkte er die Pferde in das Innere der Scheune. Nachdem er das Gespann angehalten und sich überzeugt hatte, dass es ruhig dastand, wickelte er mit einer Hand die Zügel um den Gertenhalter und holte ein Seil aus einem Versteck

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