Im Sturm der Gefuehle
rauben.
Marcus war verständlicherweise aufgebracht, als Sophy ihm von Edwards Drohung berichtete. Sein junges Gesicht war angespannt, als er gelobte: »Bei Gott, er soll nur versuchen, uns Phoebe wegzunehmen! Soll er es nur versuchen. Ehe er sie auch nur anfasst, trifft ihn meine Klinge!«
Sophy gelang es schließlich, ihn zu beruhigen und zu überzeugen, dass es im Moment genügte, die Augen offen zu halten.
Bei Phoebe war die Sache heikler. Sophy wollte das Kind nicht erschrecken, deshalb warnte sie es, mit ihrem Onkel unter keinen Umständen irgendwo hinzugehen.
»Ais ob man mir das sagen müsste!«, erwiderte Phoebe hitzig. Ihr Blick wurde scharf. »Warum warnst du mich jetzt vor ihm? Was hat er getan?«
Sophy schüttelte den Kopf. »Noch nichts, mein Liebes. Ich weiß nur nicht, welche fixe Idee er sich in den Kopf setzt, und ergreife Vorsichtsmaßnahmen.«
»Ist es meinetwegen?«, fragte Anne, deren braune Augen groß aus ihrem Gesichtchen blickten.
Die beiden Mädchen lagen ausgestreckt auf Phoebes Bett, wo sie einige Bücher durchblätterten, die sie eben aus der Bücherei geholt hatten. Als sie die Angst in Annes Gesicht sah, lächelte Sophy ihr zu und tätschelte sanft ihre Wange.
»Es hat nichts mit dir zu tun. Unser Onkel war immer schon ein widerliches Ungeheuer, ich wollte Phoebe nur daran erinnern, vor ihm auf der Hut zu sein.«
Die Mädchen schienen ihre Worte ernst zu nehmen, und da sie das Gefühl hatte, im Moment alles nur Mögliche getan zu haben, ging Sophy wieder in ihre eigenen Räume, um sich für das Dinner mit den Offingtons und Viscount Harrington zurechtzumachen.
Nach der Unterredung mit Edward war Sophy nicht in der Stimmung, mit Freunden einen Abend zu verbringen, den sie unter normalen Umständen als sehr anregend empfunden hätte. Wäre die Gesellschaft nicht so klein gewesen und ihre Abwesenheit nicht so spürbar, wäre sie mit einer Ausrede zu Flause geblieben, doch hätte es den Gipfel an Unhöflichkeit dargestellt, die Offingtons und sogar den ärgerlichen Lord Harrington im letzten Moment ohne triftigen Grund im Stich zu lassen. Bis Lord Harrington kam, um sie zu Stephens Hotel an der Bond Street zu bringen, hatte sich Sophys Stimmung gebessert. Sie verdrängte ihre beunruhigenden Gedanken und schritt die Teppe hinunter, um Lord Harrington zu begrüßen. Es war unfair und ärgerlich, doch sein Anblick genügte, dass sie von einer Woge der Atemlosigkeit übermannt wurde, als sie ihn hoch gewachsen und stattlich im großen Foyer stehen sah. Verflixter Kerl!
Sich galant über ihre Hand beugend, murmelte Ives: »Darf ich sagen, dass Sie heute Abend bezaubernd aussehen, Mylady?« »Ich bezweifle, ob jemand Sie daran hindern könnte, genau das zu sagen oder zu tun, was Sie möchten«, erwiderte sie spitz und ließ sich von ihm einen cremefarbenen spanischen Umhang über ihr elegantes Kleid aus aprikosenfarbenem Atlas-Changeant legen.
»Sie tun mir Unrecht, Mylady Nur die leiseste Andeutung Ihrer reizenden Person würde mich sofort bewegen, meine Gepflogenheiten zu ändern.«
Von seinem Augenzwinkern verleitet, lachte Sophy Befriedigt von ihrer Reaktion, geleitete Ives sie aus dem Haus und in seinen Wagen.
Sophy sah verblüfft, dass die Offingtons nicht in der wartenden Kutsche saßen. Sie warf ihrem Begleiter einen fragenden Blick zu.
Als die Pferde sich in Bewegung setzten und der Wagen ohne Geholper dahinrollte, sagte Ives: »Die Offingtons werden erst später bei Stephens zu uns stoßen. Auf der Rückfahrt von einer Besichtigung der königlichen Menagerie wurden sie nachmittags aufgehalten, da es zu einem Unfall kam, als ihr Kutscher einem linkischen jungen Heißsporn, der ganz knapp an ihnen vorüberjagte, nicht ausweichen konnte. Ehe ich aufbrach, erhielt ich die Nachricht Offingtons, in der er mir mitteilte, dass sie erst in einer Stunde kommen könnten.«
Ives, der neben ihr saß, lächelte ihr im trüben Licht des Wageninneren zu. »Leider werden Sie gezwungen sein, meine Gesellschaft unverdünnt zu ertragen, bis sie kommen.«
»Sie hätten mich von der Verzögerung verständigen können«, sagte Sophy kühl, nicht sicher, ob ihr diese Veränderung der Pläne behagte.
Ives griff nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen.
»Das hätte ich«, murmelte er, »aber dann wäre mir Ihre bezaubernde Gesellschaft vorenthalten worden.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Vielleicht wäre es mir lieber gewesen. Das haben Sie wohl nicht bedacht,
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