Im Sturm der Gefuehle
anpacken; anstatt herauszufinden, wo er sich verbirgt, müssen wir ihn aus der Deckung hervorlocken.«
»Und wie stellst du dir das vor?«, fragte Roxbury zynisch. »Sollen wir eine Anzeige in der Times aufgeben?«
Ive lächelte schwach. »Nicht ganz. Was ist das Einzige, das wir wirklich von dem Mann wissen?«, fragte Ives rhetorisch, um die Frage selbst zu beantworten. »Er ist ein Verkäufer von Informationen, ein Lieferant militärischer Geheimnisse.«
Sein Blick hielt den Roxburys fest. »Wie wäre es, wenn wir es einrichten, dass wichtige Informationen - etwa die Aufmarschpläne von Wellesleys Truppen auf der Iberischen Halbinsel im kommenden Sommer - jemandem in die Hände fallen, der im Verdacht steht, mit dem Fuchs zu tun zu haben? Sieher haben Sie schon einige im Auge, die Sie verdächtigen, militärische Geheimnisse an unseren so schwer greifbaren Fuchs zu liefern. Sorgen wir doch dafür, dass einem von ihnen eine wichtige diplomatische Note zugespielt wird, ein Memorandum beispielsweise, dem der Fuchs nicht widerstehen kann?«
Roxbury setzte sich aufrecht hin und kniff die Augen zusammen. »Wir sollen ihn herauslocken ...«
»Genau, Sir. Wir werden ihm einen fetten, fast unwiderstehlichen Köder präsentieren und unsere Falle präparieren.«
Roxbury lehnte sich wieder zurück und überlegte mit gerunzelter Stirn. Als die Minuten verstrichen und Ives gespannt auf eine Reaktion wartete, lichtete sich Roxburys Miene allmählich, und er lächelte pfiffig.
»Mein lieber, lieber Junge! Was für ein famoser Plan! Und ich kenne einen Burschen bei den Horse Guards, den wir als Lockvogel benutzen können.«
»Die Note muss echt wirken«, warnte Ives ihn. »Der Fuchs ist zu raffiniert, als dass er sich auf etwas einließe, das nur annähernd nach Falle riecht.«
»Ja, du hast völlig Recht«, sagte Roxbury und nickte. »Zufällig existiert genau die Sorte Dokument, die dir vorschwebt. Um sicherzugehen - falls der Fuchs uns irgendwie durch die Schlinge schlüpft -, dass das Dokument keinen Schaden anrichtet, muss man dafür sorgen, dass das existierende Memorandum abgeändert wird und falsche Informationen enthält. Ich gebe dir Recht, dass es Informationen sein müssen, die glaubhaft wirken. Natürlich muss man es so einrichten, dass unser Lockvogel Zugriff zum Memorandum hat, so verlockend, dass er zugreifen muss.«
Ein Blick tiefer Befriedigung legte sich auf Roxburys runzliges Gesicht. »Ich glaube, das alles ließe sich glaubwürdig arrangieren. Unser Lockvogel, den wir natürlich nicht aus den Augen lassen, wird den Köder direkt zum Fuchs bringen, und damit ist das Ende von Le Renard besiegelt.«
»Ich kann nur hoffen, dass alles so glatt geht, wie Sie es sich vorstellen«, erwiderte Ives vorsichtig.
Roxbury zog die Schultern hoch. »Es ist besser, als sich auf einen Glücksfall zu verlassen, der uns zum Erfolg führen soll.« Er stand auf. »Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss gehen, um alles in die Wege zu leiten. Bis alles arrangiert ist, schlage ich vor, dass du dich mit einem Lieutenant Colonel Meade anfreundest. Er wird oft in Gesellschaft der Männer gesehen, die auf deiner Liste stehen.« Roxbury schnitt eine Grimasse. »Er wird schon lange verdächtigt, Informationen zu verkaufen, wir haben aber keine Beweise in der Hand.« Er lächelte schläfrig. »Man bedenke, wir werden nicht nur den Fuchs fassen, sondern auch das Leck bei den Horse Guards stopfen.«
Ives runzelte die Stirn. »Meade, sagen Sie? Ich glaube, den Burschen traf ich erst gestern bei Stephens. Er war in Gesellschaft Grimshaws und der anderen. Untersetzt? Blond und blauäugig? Ein Gesicht wie ein schmollender Cherub?«
Roxbury strahlte. »Besser hätte ich den Mann selbst nicht beschreiben können!« Er schlug seinem Patensohn auf den Rücken. »Geh jetzt und sieh zu, dass du rasch einer der besten Freunde unseres lieben Colonel wirst«, trug er ihm auf.
Ives machte ein Gesicht. »Danke, Sir. Das wünschte ich mir immer schon - engen Umgang mit Leuten, die als Spione und Verräter verdächtigt werden.«
Nach Hause zurückgekehrt, berief Ives sofort seine Leute zu einer Besprechung ein und berichtete ihnen alles. Die Männer schienen von Ives' Plan beflügelt, und man kam überein, dass sie abwechselnd Mr. Meade beobachten würden, da einer ihm ständig auf den Fersen bleiben musste. Auf Ashby, Ives' Kammerdiener, fiel das Los als Erster.
»Ich möchte wissen, mit wem er sich trifft und wohin er geht«, sagte Ives
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