Im Sturm der Herzen
aufzusetzen, erfuhr er jetzt, dass seine monatelangen Anstrengungen im Fall Baranoff für die Katz gewesen waren. »Warum haben Sie mir nicht schon in Belize mitgeteilt, dass Baranoff entwischt ist?«
»Weil es nichts gab, das Sie dagegen hätten unternehmen können, und weil Sie eine Erholung brauchten. Sieht allerdings nicht so aus, als hätten Sie viel bekommen - oder doch?«
Die Frage schlang ihm einen Knoten in den Magen. »Doch, schon.« Mehr als nur Erholung. Drei Tage im Paradies. Die Zeit, die er mit Allie auf Ambergris Caye verbracht hatte, war die beste seines Lebens gewesen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und versuchte, die Erschöpfung fortzuschieben. »Also, was, zur Hölle, ist schief gegangen?«
»Die Wahrheit ist, wir haben nicht die leiseste Ahnung. Wir nehmen an, dass Baranoff entweder unsere Leute bemerkt oder einen Insider-Tipp bekommen hat.«
Jake setzte sich auf. »Jemand von unseren Leuten?«
»Möglich. Aber ein Captain vom San Diego Police Department und ein paar Typen aus dem Morddezernat wussten ebenfalls Bescheid. Einer davon, ein gewisser Dan Reynolds, ist am Dienstag vor dem Dynasty-Gebäude aufgetaucht. Die Frau, für die er sich interessierte, eine Barkeeperin namens Barbara Wallace, hat am gleichen Tag versucht, mit Baranoff zu sprechen.«
»Und warum?«
»Wie es scheint, sind beide mit Mary Alice Parker befreundet. An die erinnern Sie sich doch? Hübsche kleine Blondine. Hat ein Faible für ausgedehnte Bootsfahrten.«
Er erinnerte sich an sie, ja. Die Frage war eher, wie er sie vergessen sollte. »Ja, tue ich. Was hatten die beiden bei der Dynasty Corporation zu schaffen?«
»Die Frau sagt, ihr sei der Verdacht gekommen, dass Parkers Verschwinden etwas mit der Dynasty II zu tun hätte.«
»Kluge Lady.« Und jetzt, wo er Zeit hatte, die wirren Gedanken zu ordnen, erkannte er auch den Namen wieder. Allie hatte erwähnt, dass Barb Wallace mit ihr zusammen in einem Lokal namens Raucous Raven arbeitete und dass Barb sich hoffentlich um ihre Katze kümmerte.
»Augenscheinlich wollte Mrs. Wallace mit Baranoff über Allie Parkers Verschwinden reden. Reynolds sagt, er sei dort gewesen, um genau das zu verhindern, weil sein Boss jeglichen Kontakt mit Baranoff untersagt hätte.«
»Hat er gewusst, dass wir Baranoff überwachen?«
»Damals noch nicht. Laut Captain Caruthers, seinem Vorgesetzten, hat Reynolds erst von der Überwachung erfahren, als schon die letzte Phase lief.«
»Glauben Sie, Reynolds und Wallace sagen die Wahrheit?«
Biggs zuckte die runden, etwas zu dicklichen Schultern. »Bis jetzt haben wir keine Anhaltspunkte, dass die beiden mit Baranoff zusammenarbeiten.«
Jake kratze sich die Bartstoppeln. »Wenn man den Nachrichten Glauben schenkt, dann hatten wir draußen vor dem Dynasty-Gebäude eine kleine Armee stehen. Wie, zur Hölle, konnte der Bastard dann entkommen?«
»Soweit wir wissen, ist er durch einen Lagerraum in der Tiefgarage entwischt. Wir haben da eine Tunnelröhre gefunden, die zum benachbarten Gebäude führt. Sieht so aus, als hätte sich Baranoff für alle Fälle einen Fluchtweg gebaut.«
»Klingt ganz nach ihm. Glauben Sie, er ist noch in den Staaten?«
»Wenn er eine Flucht schon eingeplant hat, dann weiß er vermutlich auch, wie er außer Landes kommt.«
»Vermutlich.«
»Wenn er noch hier ist, dann im Untergrund. Die Medien haben jedenfalls viel Spaß an der Sache.«
Biggs händigte Jake eine zwei Tage alte San Diego Union Tribüne aus. Die Überschrift lautete: Reicher Unternehmer rüstet Guerilla-Krieg aus . »Zeug wie das da finden Sie in allen Nachrichten. Im Moment ist Baranoffs Kopf bekannter als der des Präsidenten.«
»Ich nehme an, Sie haben sämtliche Flughäfen kontrolliert.«
Er nickte. »Wir haben sämtliche wichtigen Häfen und Flughäfen innerhalb von fünf Minuten nach der Aktion geschlossen. Der Kerl hätte ein Höllenproblem gehabt, irgendwo hinzukommen. Falls er nicht schon weg war, dann wird er sich wohl eine Weile bedeckt halten, bis sich die Sache abgekühlt hat.«
»Baranoff hat alle Geduld der Welt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er es genau so machen wird. Er wird erst versuchen abzuhauen, wenn er es für sicher genug hält.«
»Ich hoffe, Sie haben Recht. Ich hoffe, wir kriegen ihn.«
»Also, was soll ich tun?«
»Für den Anfang erst mal schlafen. Danach dürfen Sie sich ein wenig umhören. Finden Sie heraus, ob der Tipp von jemandem aus unserer Abteilung stammt. Ich will wissen, wie der
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