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Im Sturm der Herzen

Im Sturm der Herzen

Titel: Im Sturm der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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absetzen und nach Hause schicken. Doch das war unmöglich.
    Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, würde sie zur Polizei laufen, und das konnte er nicht riskieren. Es stand zu viel auf dem Spiel, es ging um zu viele Leben.
    Oben angekommen, machte er die Tür hinter sich zu und tat so, als müsse er noch den Reißverschluss seiner Jeans zuziehen. Dann knöpfte er das Hemd zu und durchquerte den Salon, um Luis oben am Ruder abzulösen. Nimm es leicht, sagte er sich, eine Woche noch, dann bist du in Belize.
    Aber sein sechster Sinn sagte ihm, dass es nicht leicht werden würde.
    Er betete, dass nicht noch etwas schief ging.

4
     
    Allie ging in der Kajüte auf und ab. Die Nacht war angebrochen, und der Wind hatte aufgefrischt. Durch die Reihe der Bullaugen über dem Bett glitzerten auf schwarzem Samt die Sterne, und ein zunehmender Mond warf seine Bahn über das Meer. Weißer Schaum kräuselte sich am Rumpf der Jacht entlang, deren riesige Maschinen das Boot mühelos durchs Wasser pflügen ließen.
    Allie schaute auf die Messingschiffsuhr an der Wand. Zehn Uhr abends. Vor zwölf Stunden hatten sie den Hafen verlassen. Zwölf Stunden! Es fühlte sich eher wie zwölf Tage an. Wie lange wollten die Männer denn ausbleiben? Wohin wollten sie?
    Was würden sie mit ihr machen, sobald sie angekommen waren?
    Allie zitterte. Was für ein Chaos hatte sie da angerichtet. Dass sie vermutlich Recht gehabt hatte und Chrissys Tod irgendetwas mit illegalen Drogengeschäften zu tun gehabt hatte, war kaum ein Trost. Von hier aus konnte sie ohnehin nichts unternehmen.
    Allie seufzte, während sie zum zwanzigsten Mal aus dem nächstgelegenen Bullauge spähte. Wenigstens hatten sie ihr bis jetzt nicht wehgetan. Sie dachte an diesen Mann, Jake Dawson, groß und zäh, gefährlich wirkend, genau der Typ Mann, den man sich bei kriminellen Machenschaften vorstellen konnte. Warum hatte er lediglich so getan, als vergewaltigte er sie?
    Ein Angstschauer überkam sie, als sie an die wüste Attacke dachte, wie er ihr den BH zerrissen hatte, sie brutal geküsst und rau ihre Brüste geknetet hatte. Er hatte ihr Angst einjagen wollen und seine Sache gut gemacht. Warum hatte er aufgehört? Aber vielleicht hatte er einfach abwarten wollen, bis seine Kumpane nicht mehr oben vor der Tür lauerten.
    So wie jetzt, dachte sie, während sich ihr Herzschlag beschleunigte, weil nämlich die Tür aufschwang und der große Jake Dawson oben an die Stufen trat. Ohne es zu merken, wich sie nach hinten zurück, während er die Wendeltreppe herunterkam, doch er würdigte sie kaum eines Blickes, durchquerte nur die Kabine und verschwand im Badezimmer.
    Sie musste zugeben, er war beeindruckend, groß und sehnig, mit lang gestreckter Taille und einem unglaublichen Paar Schultern. Sein Haar war schwarz und gewellt, so lang, dass es sich im Nacken lockte; er war schlicht und ergreifend gut aussehend.
    Nicht hübsch. Nicht einmal annähernd. Dafür war das Gesicht zu kantig, die Wangenknochen zu hoch, der Mund zu hart.
    Sie hörte das Wasser laufen. Ein paar Minuten später tauchte er wieder auf und ließ die Kajüte noch kleiner erscheinen, als sie es mittlerweile ohnehin schon tat. Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten in der Lage war, und fing damit an, gelassen sein Hemd aufzuknöpfen. Die Angst, gegen die sie angekämpft hatte, kehrte mit voller Wucht zurück.
    »Wa ... was machst du da?«
    Eine glatte schwarze Augenbraue wanderte nach oben. »Mich fürs Bett fertig.«
    O mein Gott! »Ich werde kämpfen. Du gewinnst vermutlich, aber vorher kriegst du auf jeden Fall was ab. Ich war im Selbstverteidigungskurs, und ich habe gut gelernt, mich zu schützen.«
    Er grinste. Er grinste doch tatsächlich. »Das klingt ja mächtig reizvoll. Ich wollte mich eigentlich etwas schlafen legen - ich habe nur vier Stunden, bis ich wieder ans Ruder muss -, aber wenn du mir einen solchen Spaß in Aussicht stellst...«
    Allie fuhr zornig hoch. Dieser Riese von einem Blödmann lachte, machte sich auf ihre Kosten einen Spaß. »Willst du damit sagen, du hast nicht vor, mich zu vergewaltigen?«
    »Ich dachte, das wäre dir bereits klar geworden.«
    »Ich dachte, du wolltest vielleicht ... einfach noch warten.«
    Seine Augen glitten über die Windjacke, die sie trotz der Wärme übergezogen hatte, und wanderten ihre Hüften und Beine hinab. »Vielleicht tue ich das ja.«
    Allie wandte den Blick ab und hoffte, er sah nicht, welche Angst seine Worte ihr einflößten.

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