Im Sturm der Herzen
von ihrer Schläfe ab. Allie duckte sich weg, rammte Viktor den Ellbogen in die Lenden und schlug mit der Schulter gegen die Hand, die die Waffe hielt. Viktor feuerte erst, als Allie schon ein Stück weg war und aus der Schussbahn. Jake feuerte zusammen mit einem Dutzend anderer Männer, und der Russe fiel wie ein Stein zu Boden.
Seine Waffe landete in Allies Nähe, sie setzte ihr nach und stöhnte nur noch, als Baranoff sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie stürzte und sie in das kalte, feuchte Gras drückte. Sie war sein Ticket in die Freiheit, die einzige Chance, die ihm noch blieb. Jake gab Befehl, das Feuer einzustellen. Baranoffs Hand tauchte in die Anzugtasche, und Allie erinnerte sich einen Moment zu spät an die Waffe, die er bei sich trug. Blitzschnell drehte sie sich herum, versuchte, seine Hand zu packen. Dann drückte er ab.
Jake war genau in dem Moment, als die Waffe losging, bei Baranoff. Er packte den Russen bei den Schultern, zog ihn von Allie herunter und zerriss ihm dabei den teuren Anzug aus Seide und Wolle. Endlich erwischte er die Hand, die die kleine Waffe umfasst hielt, und riss sie, Baranoffs Schmerzensschrei ignorierend, brutal nach oben. Baranoff drückte noch zweimal ab, traf aber nur eine Mauer und mit lautem Knall eins der Rotorblätter.
Dann waren auch schon ein halbes Dutzend Agenten bei ihm, drückten ihn zu Boden und entrissen ihm die Waffe.
Jake kniete im Gras neben Allie. Ein paar FBI-Agenten zerrten Baranoff hoch, und Duchefski fesselte ihm die Hände mit Handschellen auf den Rücken, aber Jake nahm all das kaum wahr.
Seine ganze Aufmerksamkeit galt der blutigen Wunde auf Allies Brust. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Atem ging flach, und der blutrote Fleck breitete sich über das T-Shirt aus.
»Wir brauchen hier einen Krankenwagen!«, brüllte Jake, obwohl er wusste, dass bereits einer unterwegs war. Dann holte er tief Luft, zerriss das T-Shirt, legte ihren hübschen weißen Spitzen-BH frei, der jetzt blutgetränkt war - und das Einschussloch über ihrem Herzen.
Eine Schusswunde an einer solchen Stelle konnte immer tödlich sein. Diese hier sah schlimm aus, aber sicher war er sich nicht.
Einer der ATF-Typen kam auf ihn zugelaufen, ein Agent namens Simpson mit einem Erste-Hilfe-Kasten mit großem rotem Kreuz. Er kniete sich neben Allie hin, klappte den Kasten auf, nahm ein dickes Stück Gaze heraus und presste es auf die Wunde.
»Die Ambulanz ist jede Minute hier«, sagte er.
Jake nickte nur und betete, dass sie schnell genug da war. Falls nicht, dann würde er sich diesen gottverdammten Helikopter schnappen und sie selbst ins Krankenhaus fliegen.
Er beugte sich über sie und fühlte ihr seitlich am Hals den Puls, nur um sicherzugehen. »Allie, meine Süße, kannst du mich hören?« Ihm saß ein Kloß im Hals, und das Sprechen tat ihm weh. Er ertrug es nicht, sie hier liegen zu sehen, ertrug den Gedanken nicht, dass sie Schmerzen litt.
Ihre Lider flatterten, öffneten sich aber nicht.
»Ich bin es - Jake. Der Krankenwagen ist unterwegs. Er wird jede Minute hier sein. Bleib einfach bei mir, bis er da ist.« Er nahm ihre Hand, bemerkte, wie kraftlos und kalt sie sich anfühlte, und küsste ihren Handrücken.
»Du wirst wieder gesund, das verspreche ich dir. Sobald wir im Krankenhaus sind, geht es dir besser.«
Er war kein Mann, der betete, aber jetzt sprach er ein Gebet. Er betete, dass Allie leben würde, was auch ein Gebet für sich selbst war. Er liebte sie. Er wusste nicht, wann es geschehen war, wusste nur, dass es geschehen war.
Als er sie im Hinterzimmer des Museums mit Felix Baranoff hatte sprechen hören und begriffen hatte, in welcher Gefahr sie sich befand, hatte er genau gewusst, wie viel sie ihm bedeutete.
»Hör mir zu, Süße. Ich bin bei dir. Ich kann schon die Sirenen hören. Die Ärzte sind jeden Moment hier. Sie bringen dich ins Krankenhaus, und ich bleibe die ganze Zeit über bei dir.«
Jakes Brust schmerzte so sehr, dass er kaum noch Luft bekam, als er sie anschaute. Das hier war seine Schuld. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass man sie da hineinzog, hätte es rundweg verbieten müssen. Jake schüttelte den Kopf. Wann hatte ein Verbot Allie je von etwas abgehalten?
Mit zitternder Hand streichelte er ihre Wange. Er hatte seinen Sohn verloren, er konnte nicht auch noch Allie verlieren. »Hol doch jemand eine Decke her!«, rief er. Er hatte Angst, dass sie in einen Schockzustand geriet, aber die blinkenden Lichter der Ambulanz waren ein
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