Im Sturm der Herzen
Desperado. Ich hätte das, was ich da gesagt habe, nicht sagen sollen.«
Zusammen mit dem Mundwinkel hob sich eine Augenbraue. »Mich fragen, ob ich daran gedacht habe, dich zu vergewaltigen, meinst du?«
Sie schluckte. »Ja. Es war wirklich dumm von mir ...«
»Nur damit du es weißt, Allie, willige Frauen sind mir lieber. Aber ich habe oft daran gedacht, wie es wäre, dich zu haben.« Seine Belustigung schwand langsam. »Und nach dem, was gerade passiert ist, werde ich jetzt wohl noch um einiges häufiger daran denken.«
Allie sagte nichts, aber ein kleiner Schauer überlief sie, und sie redete sich ein, dass es sich um Angst handelte. Sie sah ihm zu, wie er das Bett umrundete.
»Und jetzt werde ich dich bestimmt zu nichts zwingen. Aber ich habe genug davon, in diesen dämlichen Jeans zu schlafen, also werde ich sie ausziehen. Falls dir das nicht gefällt - schau einfach nicht hin.«
Womit er seinen Gürtel aufmachte und den Reißverschluss aufzog, die Jeans hinunterschob und auszog. Nicht hinschauen, sagte sie sich, aber ihre Augen weigerten sich, woanders hinzusehen. Er trug einen knappen weißen Slip, und als er unter die Laken kroch, sah sie, dass seine Beine ebenso lang und muskulös waren wie alles an ihm. Und wenn die Beule an der Vorderseite irgendetwas zu sagen hatte, dann war er auch da gut ausgestattet.
»Sieh zu, dass du auch etwas Schlaf abbekommst«, sagte er barsch.
Unter diesen Laken lag ein annähernd nackter Mann. Es war zuvor schon schlimm genug gewesen, neben ihm schlafen zu müssen, aber da hatte er sie noch nicht geküsst - und eine Menge mehr Kleider angehabt.
»Ich schlafe heute auf dem Stuhl.«
Ein blaues Auge öffnete sich einen Spaltbreit. »Du schläfst im Bett, damit ich auf dem Laufenden bin, was du tust.«
Allie schüttelte den Kopf.
»Willst du wieder gefesselt werden?«
Mit einem resignierten Seufzen setzte sie sich auf die Bettkante und zog die Socken und die Reeboks aus. Doch sie weigerte sich, unter das Laken zu schlüpfen, legte sich auf die Tagesdecke und ignorierte den Geruch der versengten Wolle.
»Diese Klamotten können nicht recht viel bequemer sein als meine Jeans«, sagte Jake, ohne die Augen aufzumachen. »Wenn du willst, hole ich dir eins von meinen T-Shirts.«
»Nein! Ich ... ich meine, nein danke. Ich bin ganz zufrieden so.«
Jake schnaubte ungläubig, aber er drängte sie nicht weiter. Genau genommen schien er erleichtert. Er rollte sich zur Seite, knuffte mehrmals das Kissen zusammen und schob es sich unter den Kopf. Allie versuchte, nicht an all die dunkle Haut und all die Muskeln zu denken, die nur ein Stückchen entfernt neben ihr lagen.
Doch es dauerte sehr lange, bis sie Schlaf fand.
Detective Dan Reynolds betrat das verglaste Büro und machte die Tür zu. Der dünne, rothaarige Archie Hollis war bereits da. Dan und Archie waren mit dem Fall »Parker« betraut worden, weil Archie mit Allie bezüglich des Todes ihrer Mitbewohnerin gesprochen hatte und Dan über beide Frauen ein wenig Bescheid wusste.
Ihnen gegenüber saß hinter seinem Schreibtisch Captain Tom Caruthers, der jetzt seine Brille abnahm und sich den Nasenrücken rieb. »So, wie viel haben wir bis jetzt?« Caruthers war ein Schwarzer, mittelgroß und von der Statur eines Hydranten. Er wusste, was auf den Straßen abging, war stur wie eine Bulldogge und der beste Captain, unter dem Dan je gedient hatte.
Hollis antwortete: »Nicht gerade viel, Sir. Wir haben ihr Apartment gecheckt. Die Wohnung ist in Ordnung, kein Durcheinander. Falls jemand sie entführt hat, dann definitiv nicht dort. Wir haben die Nachbarn befragt. Niemand hat irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt. Sie sagen, die Parker sei nett gewesen und beliebt. Keine Feinde. Keine ernsthaften Männerbekanntschaften. Hatte keine häufigen Rendezvous. Ihre Mitbewohnerin allerdings schon.« Er warf Dan einen Blick zu. »Ich schätze, sie ist ziemlich viel rumgekommen.«
Dan überhörte die Stichelei. Er hatte sich ein paar Wochen lang mit Chrissy getroffen, aber das Einzige, das sie gemeinsam gehabt hatten, war Sex. Sie hatte es gerne wild getrieben, genau wie er, aber wenn sie am Morgen zusammen aufwachten, hatten sie einander nichts zu sagen gehabt.
Seltsamerweise waren sie dennoch Freunde geblieben, nachdem die Affäre geendet hatte. Chrissy hatte einen jeden gern gehabt. Sie hatte sich nie jemanden zum Feind gemacht, nicht einmal die Männer, mit denen sie geschlafen hatte. Sie war einfach diese Sorte Mensch.
»Was
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